Die KleppArt – Räume für Textiles und Kultur der Universität Paderborn stellt vom 16. bis 27.Oktober die im Studium entstandenen Werke von Vanessa Seven und Paula Thieme aus. Der Titel „Erzählstoff“ steht für die Geschichte, den Arbeitsprozess und die Ideen, die sich hinter einem textilen Werk verbergen, fängt diese ein und visualisiert sie. Die Ausstellung wird mit einer Vernissage am 16. Oktober eröffnet. Los geht’s um 19.30 Uhr in der Kleppergasse 10. Prof. Alexandra Kürtz vom Fach Textil der Universität Paderborn begrüßt, Nadja Glorius-Kröger führt in die Ausstellung ein. Die Ausstellung ist immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 14 Uhr zu sehen.
„Texere“, was so viel wie „weben“ oder „verknüpfen“ bedeutet, führt den Zusammenhang zwischen Text und Textilie vor Augen, sodass das textile Werk als erzählerische Instanz betrachtet werden kann. Neben handgearbeiteten „Haute Couture“-Kleidern stehen gestickte sowie gedruckte Arbeiten im Mittelpunkt der Ausstellung. Durch die Verwendung traditioneller, textiler Arbeitstechniken wie Shibori oder Sticken wird jedem Werk eine Stimme verliehen, um seine ganz eigene Geschichte zu erzählen.
Paula Thieme studiert seit 2016 Mode-Textil-Design und Germanistische Sprachwissenschaft im Zwei-Fach-Bachelor an der Universität Paderborn. Ihr Werk „Sommertraum“ ist an die Arbeitstechnik der Haute Couture angelehnt und besticht vor allem durch transparente Partien, welche dem Kleid einen luftig-leichten Charakter verleihen. So erhält ein aufwendig besticktes und handgearbeitetes Kleid eine sommerliche und schwerelose Persönlichkeit, wodurch die bewährte Handarbeit neu interpretiert wird.
Auch die Färbetechnik Shibori hat Thieme in einen neuen Kontext gesetzt. Mittels spezieller Anwendungen der Färbetechnik war es das Ziel, eine besonders naturalistische Farbigkeit des Werkes zu erzielen und so Muster und Farbe miteinander verschmelzen zu lassen.
Das im Rahmen der fachpraktischen Prüfung entstandene Abschlusswerk „Textiler Gedankengang“ soll den kreativen Arbeitsprozess visualisieren und Gedankengänge mithilfe der Technik des Stickens für die Betrachter*innen greifbar machen. Während der kreativen Arbeit werden Ideen geordnet, verworfen und überarbeitet. Diese setzen sich dann allmählich zu ersten Entwürfen und schließlich zur fertigen Endarbeit zusammen. Neben der sichtbaren Intention eines Werkes existiert noch immer eine Geschichte hinter jeder fertigen Arbeit - der Entstehungsprozess. Daher präsentiert das Abschlusswerk die Textilie als Geschichtenerzähler und Konservator eines kreativen Arbeitsprozesses.
Vanessa Seven ist Lehramtsstudentin mit der Fächerkombination Textilgestaltung und Mathematik an der Universität Paderborn. Vor ihrem Studium schloss sie eine Ausbildung zur bekleidungstechnischen Assistentin ab, was ihre stetige Verknüpfung von gestalterischen Techniken mit maßgeschneiderter Kleidung erklärt.
Sie setzt sich vor allem mit der natürlichen Beschaffenheit von Materialien auseinander. Ihre Werke stellen immer eine Kritik der Konsumgesellschaft sowie der Anpassung der Menschen dar. Durch Stick- und Drucktechniken sowie den Upcyclingsprozess verdeutlicht sie dies.
Sevens Werk „Das Leben trifft den Tod“ zeigt naturalistische Zeichnungen von Ikonen. Sie spiegeln einen Menschen wider, dessen Leben durch die Anpassung an die Gesellschaft verschwindet. Auf der anderen Seite symbolisieren frei gestickte Blüten wiederum das Leben, welches sich als vielseitig herausstellt, sobald man sich gegen die Konformität traut zu agieren.
Materialität, Herstellung und Gestaltung beeinflussen auf verschiedene Art und Weise die Endwerke, woraus die Frage nach Realität oder Trugbild resultiert. Ist alles mehr Schein als Sein?