Webinare, Videoaufzeichnungen, Flipped Classroom und Co: Wie können digitale Medien und Methoden gewinnbringend an Universitäten eingesetzt werden und was ist dabei zu beachten? Das war am Dienstag, 30. Januar, Thema des siebten „Tags der Lehre“ an der Universität Paderborn. Die Veranstaltung findet seit 2012 jährlich statt und wird von der Stabsstelle Bildungsinnovationen und Hochschuldidaktik organisiert.
„Der Tag der Lehre ist mittlerweile ein bewährtes Angebot und widmet sich in diesem Jahr mit der Digitalisierung der Lehre einem besonders wichtigen und zukunftsweisenden Thema“, betonte Prof. Dr. Birgit Riegraf, neugewählte Universitäts-Präsidentin, in ihrer Begrüßung.
Dr. Barbara Getto, Leiterin des Arbeitsbereichs „hochschule.digital“ am „Learning Lab“ der Universität Duisburg-Essen und Koordinatorin des Netzwerks „E-Learning NRW“, wies zu Beginn ihrer Keynote darauf hin, dass die Digitalisierung der Bildung bei den Menschen gegensätzliche Gefühle auslöse: Während die einen große Hoffnungen in sie setzten und gar von einer „digitalen Bildungsrevolution“ träumten, rufe sie bei anderen Skepsis und Ängste hervor. Mancher frage sich: Was machen digitale Medien mit uns und den nachfolgenden Generationen und wie verändern sie die Bildungslandschaft? Es sei daher wichtig, die Digitalisierung an Universitäten selbst zu steuern, so Getto. „Wir als Lehrende sollten entscheiden, was, wann und wie wir digital lernen und lehren.“
„Über diverse Förderprogramme wurde an den Universitäten in Sachen Digitalisierung schon viel erreicht. Heute reden wir über Digitalisierungsstrategien für die Hochschulen als Ganzes, nicht mehr über spezielle Module für einzelne Lehrbereiche“, bilanzierte Getto die Entwicklungen der letzten Jahre. Das „Hochschulforum Digitalisierung“ empfehle den Universitäten in einem 7-Punkte-Katalog, eine Digitalisierungsstrategie an ihren Hochschulentwicklungsplan anzubinden.
„Warum setzen Hochschulen auf die Digitalisierung?“ fragte Getto in ihrem Vortrag weiter. Ein Motiv sei Modernisierung, das andere Profilbildung, so die Expertin. Grundsätzlich spiele sich universitäre digitale Bildung auf drei Ebenen ab: einer operationalen, organisatorischen und individuellen. „Diese Bereiche müssen immer zusammen gedacht werden, denn Digitalisierung ist ein arbeitsteiliger Prozess“, unterstrich Getto. Damit sie an Universitäten erfolgreich sei, müsse vor allem die individuelle Ebene berücksichtig werden: „Lehrende und Studierende brauchen Unterstützung durch zentrale Einrichtungen und müssen Kompetenzen erwerben, um digitale Medien einsetzen zu können.“
In einer von Prof. Dr. Riegraf moderierten Podiumsdiskussion wurde das Thema Digitalisierung der Lehre weiter vertieft. Dr. Barbara Getto, Dr. Malte Persike (Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Prof. Dr. Gudrun Oevel (Universität Paderborn) und Julius Erdmann (AStA der Universität Paderborn) widmeten sich eingangs der Frage, ob digitale Medien die Präsenzlehre an Universitäten bedrohen. „Digitale Tools können die Präsenzlehre ergänzen. Der persönliche Kontakt vor Ort zwischen Studierenden und Lehrenden bleibt aber wichtig – und der kann virtuell nicht gleichwertig ersetzt werden“, unterstrich Dr. Persike. Prof. Dr. Oevel pflichtete bei und wies darauf hin, dass digitale Lehre immer auch intensiv vorbereitet werden müsse und funktionierende Infrastruktur benötige. „Lehrende und Studierende müssen sich mit digitalen Medien genau auseinandersetzen und sie passend anwenden“, ergänzte Julius Erdmann.
Auf die Frage, ob es Best-Practice-Beispiele für digitale Medien und Methoden gebe, antwortete Dr. Getto, einige hätten sich als wirksam erwiesen, andere dagegen seien bloße Trends geblieben. Dr. Persike stimmte zu und schildete aus seiner Lehrerfahrung, dass ein bestimmtes digitales Format nicht für jeden Studenten geeignet sei. „Als Lehrender sollte ich immer zuerst schauen: Was passt zu mir und den Studierenden?“, so Persike. Erdmann ergänzte, dass digitale Lehre grundsätzlich nur funktionieren könne, wenn die Studierenden die Angebote auch annähmen.
Vergabe von Förderpreisen und Zertifikaten
Zum Abschluss des „Tags der Lehre“ verliehen Prof. Dr. Niclas Schaper vom Institut für Humanwissenschaften und Prof. Dr. Gudrun Oevel Förderpreise und Zertifikate. Der Förderpreis für „Innovation und Qualität in der Lehre“ ging in diesem Jahr zum einen an Prof. Dr. Holger Karl und Prof. Dr. Carsten Schulte. Sie wurden für ihre „Interaktive, integrierte Programmierausbildung (IIP)“ ausgezeichnet. Prof. Dr. Bernd Henning sowie Leander Claes und Matthias Krumme erhielten den Förderpreis für die „Klanganalyse und -synthese (KAS)“. Außerdem wurde Prof. Dr. Wendelin Schnedler für die Entwicklung der „Paderborner Internetplattform für interaktive Entscheidungen (PIE)“ geehrt.
Die hochschuldidaktischen Zertifikate für „Professionelle Lehrkompetenz für die Hochschule“ gingen an Frank Feudel, Alexander Setzer, Theresa Mester, Dennis-Pascal Friederici, Dennis Wolters, Julia Diederich und Katharina Gefele.
Das Zertifikat „T-Cert“ erhielten Lukas Arendt (Wirtschaftsinformatik), Julia Kamp, Annabel Heinen (beide Chemiedidaktik), Ellen Flüchter, Katharina Wurm (beide Physikdidaktik) sowie Patrick Bartkowiak (Paderborner Physik Praktikum). Mit dem „T-Cert“ zertifiziert die Universität Aus- und Weiterbildungsprogramme für studentische Tutorinnen und Tutoren.
Der 1. Platz für das „E-Learning-Label für qualitativ hochwertige digitale Lehre“ ging in der Kategorie „wissenschaftlicher Nachwuchs“ an Dr. Cornelia Lorenz, deren Veranstaltung 46 Punkte erreichte, und in der Kategorie „Professoren“ an Prof. Dr. Marc Beutner und Prof. Dr. Rebekka Schmidt, deren Veranstaltungen jeweils 47 Punkte erzielten.
Text: Simon Ratmann, Stabsstelle Presse und Kommunikation