Deutsche Lit­er­at­ur der Ge­g­en­wart an der Uni­versität Pader­born: Markus Orths übern­im­mt die 36. Gastdozen­tur für Schrift­s­teller­innen und Schrift­s­teller

Der Schriftsteller Markus Orths wird am 4. Dezember die 36. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn übernehmen. Die Gastdozentur wurde 1983 eingerichtet und ist ein Angebot der Universität für alle in Paderborn und Umgebung an Literatur Interessierten. Thomas Brussig und Marlene Streeruwitz hatten zuletzt die Gastdozentur inne. Die Gastdozentur findet montags von 16.15 bis 17.45 Uhr im Hörsaal G statt. Der Eintritt ist frei.

Markus Orths’ Gastdozentur trägt den Titel „Was wir komisch finden“. Am 4. Dezember, startet sie mit einer Auftaktlesung aus dem neuen Roman „Max“. Es folgen drei poetologische Vorlesungen: 11. Dezember: „Wie schön ist die Musik, wie schön erst, wenn sie aufhört“, 18. Dezember: „In welchen Schlamassel hast du uns jetzt schon wieder gebracht?“, 8. Januar 2018: „Mit dem Tod ist es genauso wie mit der Geburt, nur irgendwie umgekehrt“. Die Abschlusslesung aus Texten in Arbeit findet am 15. Januar statt.
 

Weitere Informationen zum Autor:

Markus Orths, geboren 1969 in Viersen am Niederrhein, studierte Philosophie, Romanistik und Anglistik in Freiburg im Breisgau. 1991/92 war er Deutsch-Assistent in Paris. 1997 erwarb er das Erste Staatsexamen für Lehrämter, anschließend absolvierte er in Karlsruhe ein Referendariat. 2000/01 war er als Lehrer tätig, danach ließ er sich beurlauben und ist seitdem freier Autor. Er ist Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller. Markus Orths wohnt mit seiner Familie in Karlsruhe.

Orths hat bereits zahlreiche Werke veröffentlicht, so etwa (in Auswahl) die Romane „Corpus“ (2002), „Lehrerzimmer“ (2003), „Catalina“ (2005), „Das Zimmermädchen“ (2008; verfilmt unter dem Titel „Das Zimmermädchen Lynn“ [2015]), „Die Tarnkappe“ (2011), „Alpha & Omega – Apokalypse für Anfänger“ (2014) und „Max“ (2017), die Erzählbände „Schreibsand“ (1999), „Wer geht wo hinterm Sarg?“ (2001), „Fluchtversuche“ (2006) und „Irgendwann ist Schluss“ (2013), ferner die Kinderbücher „Billy Backe aus Walle Wacke“ (2015), „Das Zebra unterm Bett“ (1205) und die Hörspiele „Im Séparée“ (2011), „Lovegames“ (2013) und „Das Zimmermädchen“ (nach dem gleichnamigen Roman; 2013). Er war auch Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „Konzepte“ (1999-2003).

Markus Orths erhielt für sein Werk u. a. folgende Auszeichnungen : Nettetaler Literaturpreis (1999), Stadtschreiber von Schwaz/Österreich (2001), Literaturpreis (Förderpreis) der Stadt Marburg (2002), Förderpreis des Landes NRW (2003), Heinrich-Heine-Stipendium (2006), Telekom-Austria-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (2008), Niederrheinischer Literaturpreis der Stadt Krefeld (2009), Phantastikpreis der Stadt Wetzlar (2011) und Deutscher Science-Fiction-Preis (2015).

Mit gleichermaßen detailgenauen wie hintersinnigen Geschichten betrat Markus Orths vor zwanzig Jahren die literarische Bühne („Schreibsand“, 1999; „Wer geht wo hinterm Sarg?“, 2001). Mit erzählerischer Finesse hat er seitdem einen literarischen Kosmos entfaltet, in dem die Dinge nicht immer unbedingt so liegen, wie es auf den ersten Blick scheinen will. Dabei leitet das Spiel mit Formen und Genres die wechselseitige Durchdringung des Realen und des Fantastischen, die Orths Texten einen ganz unverwechselbaren Ton verleiht. Mit Lust den Fundus literarischer Modelle plündernd, schafft Orths so immer wieder aufs Neue artifizielle literarische Texturen, die mit ihren sorgsam aufgebauten, verschlungenen und verspiegelten Strukturen poetische Erfahrungsräume jenseits der realistischen Wirklichkeitserfahrung zu öffnen suchen. Entsprechend hat das Fantastische, das Romane wie „Die Tarnkappe“ (2011) und „Alpha & Omega: Apokalypse für Anfänger“ (2014) regiert, für Orths Bedeutung als „der Moment, in dem das realistische Szenario, das Bekannte, das, was sein könnte und möglich ist auf unserer Welt, durchbrochen wird, auf eine Art und Weise, die nicht im Bereich unseres Erfahrungsschatzes liegt“. Durch das Fantastische erscheine „etwas Neues und Unerwartetes“; er reiße den Leser heraus „aus dem Gewohnten, aus dem Trott des Wirklichen und Realistischen“.

Mit subtilem Humor leuchtet Orths in seinen Werken immer wieder überraschend die Abgründe der Wirklichkeit aus. Die Eleganz, mit der er eine (mögliche) Antwort auf die Frage nach der Welthaltigkeit/Erzählbarkeit komplexer und pluraler Wirklichkeiten bietet, und die suggestive Sprache, in der er seine Geschichten entfaltet, machen leicht vergessen dabei, dass eine wesentliche Voraussetzung dafür das genaue Hinsehen ist: der analytische Blick auf die Wirklichkeit. Ihm wiederum tritt die Freistellung der Leser-Fantasie durch Andeutungen und Leerstellen an die Seite. „Für mich“, so Orths, „sind die schönsten Geschichten die, die dann anfangen, wenn sie aufhören. Das heißt: Der Film beginnt erst, wenn das Buch zu Ende ist, im Kopf des Lesers, und natürlich auch zwischendrin beim Lesen.“