„Inklusion ist nicht nur eine Frage rechtlicher Ansprüche, sondern auch der faktischen Möglichkeiten“
Mit dem Projekt „Mentoring-basierte Inklusion in Studiengängen der Wirtschaftswissenschaften im Westbalkan“ (MInkluWB) machen die Paderborner Wirtschaftspädagogen der Universität Paderborn unter Federführung von Prof. Dr. Peter F. E. Sloane die inklusive Gestaltung von Studiengängen zum Thema europäischer Kooperationen. Das jetzt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) bewilligte und geförderte Projekt ermöglicht es Studierenden aus Partneruniversitäten im Westbalkan (Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie Mazedonien), sich u. a. zu Peer- Mentoren für Studienanfänger ausbilden zu lassen. Dabei kooperieren alle beteiligten Universitäten mit zivilgesellschaftlichen Organisationen wie z. B. „www.arbeiterkind.de“, die sich für Gruppen mit Schwierigkeiten beim Übergang in die Hochschule einsetzen.
Die Paderborner Wirtschaftspädagogen unterstützen im Bereich der Ausbildungsvorbereitung seit Jahren durch zahlreiche Projekte die Ziele der individuellen Förderung, inklusiven Bildungsarbeit und sozialen Integration. Treibende Kraft dieses Engagements sei nach den Worten von Prof. Dr. Sloane (Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik) die Erkenntnis, „dass durch individualisierte Unterstützungsformate die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Studienanfängerinnen und -anfänger aus bislang unterrepräsentierten Gruppen erfolgreich studieren und sich so gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten erschließen, was den sozialen Zusammenhalt fördert“. Die Anwendung der Paderborner Forschungsaktivitäten auf Partneruniversitäten des Westbalkans rief auch das Auswärtige Amt auf den Plan, das das Projekt über den DAAD mit bis zu 39.996 Euro im Zeitraum 2017-2018 fördert. Prof. Sloane und seine universitären Mitstreiter Dr. Juliane Fuge, Dr. Bernd Gössling und Ahmet Mehic werten diese Zuwendung als Anerkennung für die geleistete Arbeit. Sloane: „Inklusion ist nicht nur eine Frage rechtlicher Ansprüche, sondern auch der faktischen Möglichkeiten. Deswegen kommt es darauf an, sowohl universitäre Strukturen als auch die Lehr- und Lernaktivitäten im Alltag inklusiv zu gestalten. Curricular verankerte Mentoring-Konzepte können dabei Brücken bauen.“
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Weitere Informationen:
Projektinhalt und Durchführung
Die Auftaktkonferenz in Serbien an der Universität Niš hat die Mission des Projekts und die Projektziele als innovativen Beitrag für die Hochschulentwicklung bestätigt. Zur weiteren Projektdurchführung:
Fortgeschrittene Studierende der Wirtschaftswissenschaften können sich vor Ort als Peer Mentoren für Studienanfänger ausbilden lassen. Der Aufbau bzw. die Weiterentwicklung dieses Lehrangebots wird auf didaktischer, curricularer und organisatorischer Ebene im Rahmen des Projekts begleitet. Multiplikatoren dieses Lehrangebots werden von Juli bis August 2017 im Rahmen einer Summer School in Paderborn gefördert. Dort wird bereits seit Jahren ein Peer Mentoring-Modell in den Wirtschaftswissenschaften als Teil einer Diversitätsstrategie umgesetzt.
Inhalte dieses Lehrangebots sind u. a. Mentoringverständnis und Mentorenrolle, Gestaltung eines Gruppenmentorings und Wechsel von Lehrerzentrierung zu Lernendenorientierung sowie Führung und Moderation von Gruppen. Weitere mögliche Themenstellungen: für kleingruppenbasiertes Peer Mentoring u. a. Lernstrategien für das Studium, Vor- und Nachbereitung von Fachveranstaltungen, Studienverlaufsplanung, wissenschaftliches Arbeiten, Zeit- und Selbstmanagement, Reflexionsformate, Gestaltung von Praxis- und Auslandsphasen im Studium, Profilbildung und zivilgesellschaftliches Engagement. Pro Partnerhochschule sollen so im Rahmen des Projekts 30-50 Mentoren ausgebildet werden. Ziel: Jedem Studienanfänger soll künftig ein gruppenbasiertes Peer Mentoring angeboten werden können.
Ehrgeiziger Projekt-Zeitplan
Nach Absolvierung der Summer School an der Universität Paderborn folgt die Ausbildung der ca. 30-50 Peer Mentoren an den einzelnen Hochschulstandorten. Für diese Ausbildung sollen auch die Universität Ljubljana/Slowenien und die Universität Rijeka/Kroatien eigene regionalspezifische Erfahrungen einbringen. Ab 1. Oktober 2017 sollen die Peer Mentoring-Gruppen ihre Tätigkeit samt Prozessevaluation aufnehmen. Ein Begleitseminar im mazedonischen Tetovo an der South East European University im November und eine unterstützende Videoberatung ab Dezember dienen der Vertiefung der bislang gemachten Erfahrungen. Das Projektende ist nach einer im Februar 2018 stattfindenden „Disseminationskonferenz“ in Bosnien und Herzegowina an der Universität Sarajevo vorgesehen. Dann sollen die Partneruniversitäten und die ausgebildeten Peer Mentoren soweit sein, dass die Programme auf Dauer lauffähig sind und dass diese spezifische Art einer europäischen Kooperation mit dem Ziel, Inklusion vor Ort kontextsensitiv umzusetzen, unter Einschluss aller Beteiligten fortgeführt werden kann.