Am Montag, 19. Dezember, hat die Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn die Ehrendoktorwürde an Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier verliehen. Damit erhielt der designierte Bundespräsident erstmals auch die Ehrendoktorwürde einer deutschen Universität. Rund 650 Gäste, darunter Vertreter aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik, nahmen an der feierlichen Veranstaltung teil. Mit dem Ehrendoktor zeichnet die Fakultät den Politiker für seine Verdienste um die Förderung der deutschen Auslandsinstitute und des UNESCO-Weltkulturerbes sowie für seinen Einsatz für die interkulturelle Verständigung aus.
Prof. Dr. Birgit Riegraf, Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Qualitätsmanagement der Universität, begrüßte die Gäste und betonte den Stellenwert kultureller Verständigung: „Angesichts der gegenwärtigen und in vielerlei Hinsicht besorgniserregenden Weltlage, die für uns alle immense Herausforderungen bereithält, ist Kommunikations- und Konfliktfähigkeit gefragt.“ Beides setze vor allem Empathie voraus, was auch letztendlich entscheidend für die Bewältigung von Konflikten sei. „Unser besonderer Dank und unsere ganze Anerkennung gilt Ihrem unermüdlichen und bewundernswerten Einsatz in dieser Sache.“
„Die Verleihung einer Ehrendoktorwürde ist die höchste Auszeichnung, die eine Fakultät vergeben kann“, versicherte der Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften, Prof. Dr. Volker Peckhaus, gleich zu Beginn und ergänzte: „Wir ehren Sie heute als Kulturpolitiker und für die Art und Weise, in der Sie internationale Kulturpolitik betreiben.“ Steinmeiers Arbeit sei geprägt von dem Respekt vor der Kultur des jeweiligen Gastlandes und beruhe auf der Einsicht, dass das Zusammenwirken unterschiedlicher kultureller Perspektiven dem Zusammenleben der Menschen förderlich sei.
Ähnlich sah das auch Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Professorin für materielles und immaterielles Kulturerbe und Mitglied der Promotionskommission: „Für Frank-Walter Steinmeier ist die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik integraler Bestandteil der deutschen Außenpolitik.“ Der designierte Bundespräsident vereine in seiner Person Dialog- und Empathiefähigkeit, soziales Engagement und Gewissen. Daher habe die Kommission die Verleihung des Ehrendoktors „ohne Vorbehalte und mit Nachdruck“ empfohlen, so die Professorin.
Prof. Dr. Karin von Welck, Vorstandsmitglied der UNESCO-Kommission, würdigte Steinmeier in ihrer Laudatio als Brückenbauer zwischen Nationen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie für die nachfolgenden Generationen. Sie betonte, dass der Außenminister Zusammenarbeiten auf Augenhöhe stets als Grundlage für den interkulturellen Dialog betrachtet habe und dass er sich nie von dem eingeschlagenen Weg habe abbringen lassen. Sein Kernanliegen sei es, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, um in der Zukunft die gleichen Fehler zu vermeiden. „Es ist Ihre tiefe Überzeugung, dass Konflikte überwindbar sind und dass man auch nach Konflikten in offenen, ehrlichen und dauerhaften Gesprächen neue Wege zueinander finden können muss. Wenn Sie, was ja absehbar zu sein scheint, Ihr jetziges Amt aufgeben werden, scheint mir diese Überzeugung vielleicht das wichtigste Vermächtnis von Ihnen an Ihre Nachfolger zu sein“, so von Welck.
Steinmeier selbst, der es laut eigener Aussage nicht gewohnt sei, mit so viel Rückendeckung vor großem Publikum zu sprechen, betonte, dass es ihm eine Ehre sei, in seiner Heimatregion mit dem „Doctor philosophiae honoris causa“ ausgezeichnet zu werden. Als zentralen Aspekt seines politischen Wirkens – und als tiefe innere Überzeugung – nannte er Beharrlichkeit: „Gutes geschieht nicht von selbst, man muss dafür arbeiten und darf nicht aufgeben. Beharrlichkeit ist eine der wohl wichtigsten Tugenden der Außenpolitik.“ Auch in seiner Ansprache betonte er, dass diese Tugend gerade im Moment von besonderer Bedeutung sei. „Die Welt ist unübersichtlicher und unfriedlicher denn je. Noch nie gab es eine Zeit mit derart hartnäckigen und komplexen Konflikten, denke man beispielsweise an den IS-Terror, Syrien oder den Nahen Osten.“ Diplomatie sei angesichts konkurrierender Vorstellungen von internationaler Ordnung aktuell besonders schwierig und gerade deshalb sei „Beharrlichkeit umso wichtiger“. Er ergänzte: „Es gibt keine Diplomatie ohne die Überzeugung, dass Verständigung möglich ist, egal wie schwer sie ist.“
Text: Nina Reckendorf