RescueLab: Neues IT-System für die Qualifikation von Einsatzkräften
Forschung für die zivile Sicherheit: Wissenschaftler der Universität Paderborn haben zusammen mit Projektpartnern ein Konzept und das dazugehörige IT-System entwickelt, mit dem sich Einsatzübungen umfassend planen, steuern, dokumentieren und analysieren lassen – ein innovatives Werkzeug, um die Abläufe von Rettungskräften im Ernstfall zu verbessern.
„Mit moderner Informationstechnologie haben Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), z. B. Feuerwehr oder Technisches Hilfswerk, heute ganz neue Möglichkeiten, ihre Einsätze zum Schutz und zur Rettung von Menschen zu optimieren. Damit wollen wir sie ausstatten“, erklärt Robin Marterer, der das Teilprojekt der Universität Paderborn in RescueLab leitet. In enger Kooperation mit Anwendern aus der Praxis, z. B. der Feuerwehr Dortmund, und mit Partnern aus der Wirtschaft haben die Ingenieure vom Fachgebiet C.I.K. (Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung) unter der Leitung von Professor Dr.-Ing. Rainer Koch ein Konzept entwickelt, das sowohl stationär als auch mobil in Ausbildungs- und Trainingssituationen angewendet werden kann.
Übungsverlauf in Echtzeit steuern
Mit einer Software können Ausbilder ihr Übungsszenario erarbeiten und vorbereiten, z. B. auf einer digitalen Karte Gefahrenschwerpunkte markieren, die Position von Verletztendarstellern definieren und zeitliche Richtwerte definieren. Bei der Durchführung der Übung können sie dann den Ablauf in Echtzeit beeinflussen, z. B. unvorhergesehene Ereignisse auslösen. Stationäre wie mobile Kameras zeichnen den Übungsverlauf auf, die Position der Übungsteilnehmer wird per GPS geortet und der Funkverkehr aufgezeichnet. Am Tablet kann der Übungsleiter Beobachtungen direkt durch Kommentare, Fotos oder Videos dokumentieren.
All diese Informationen laufen am Rechner zusammen: Auf einem Zeitstrahl werden die gesammelten Daten in Relation gestellt und bieten die Möglichkeit einer umfassenden Analyse, aus der Prozessoptimierungen abgleitet werden können. Positive und negative Aspekte des Übungsverlaufs können direkt erkannt und medienunterstützt diskutiert werden. Wurden zum Beispiel die erwarteten Aktionen durchgeführt und die zuvor definierten Richtwerte eingehalten? Konnten die vom Schadenereignis betroffenen Personen rechtzeitig gerettet werden?
Umfassender Überblick für Ausbilder
„Bisher wurden Dokumentation und Auswertung solcher Übungen vorwiegend handschriftlich vorgenommen. Unser System ermöglicht Ausbildern jetzt einen umfassenden Überblick vor, während und nach der Übung. Das hilft ihnen, ihre Einsatzkonzepte zu verbessern“, sagt Robin Marterer. Auch die Teilnehmer seien sehr interessiert an der neuen Schulungsmethode und motiviert, damit zu lernen. Die Projektergebnisse wurden zuletzt anhand einer groß angelegten Übung der Feuerwehr Dortmund in einem U-Bahnhof erprobt. Die Übung wurde gemeinsam vorbereitet und RescueLab konnte in der schwierigen Infrastruktur erfolgreich getestet werden. Die Auswertungsergebnisse stellten bei den Nachbesprechungen zur Übung einen direkten Mehrwert für die Einsatzkräfte dar.
Zwei Jahre lang haben die Wissenschaftler der Universität Paderborn, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, an dem neuen IT-gestützten Modell zur Qualifizierung von Rettungskräften gearbeitet. Jetzt hoffen sie darauf, dass Wirtschaftspartner die Ergebnisse in marktfähige Produkte für die Anwendung bei BOS einfließen lassen. Die weitere Forschung konzentriert sich nun auf die Anwendung der bisherigen Erfahrungen auf Übungen in simulierten Umgebungen.
Umfangreiche Informationen zu RescueLab gibt es unter www.rescuelab.de. Hier finden sich auch Kontaktdaten für Studierende, die als Studentische Hilfskraft oder im Rahmen von Abschlussarbeiten an der Forschung zur IT-Unterstützung für BOS mitwirken möchten.
Text: Frauke Döll