Am Dienstag, dem 8. Dezember 2015, fand das Fakultätskolloquium des Wintersemesters 2015/2016 der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik statt. Als Vortragender war Professor Dr. Felix Otto vom Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, Leipzig, geladen. Das Kolloquium bildete den Abschluss des Paderborner Weierstraß-Jahres 2015.
In seinem Vortrag „Effektives Verhalten von zufälligen Medien: Von numerischer Fehleranalyse zu elliptischer Regularitätstheorie“ spannte Professor Otto einen Bogen von Fragestellungen aus Physik und Elektrotechnik über mathematische Analysis, Numerik und Stochastik bis hin zu Aspekten der Algebra.
Er erläuterte die in der Modellierung zahlreicher natur- und ingenieurwissenschaftlicher Anwendungen zentrale Methode der Homogenisierung, mit deren Hilfe auf Basis stochastischer Betrachtungen eine vergleichsweise einfache Beschreibung verschiedener physikalischer Eigenschaften bestimmter Materialien erzielt werden kann. Konkret handelt es sich dabei um solche Materialien, die bei genauem Hinsehen einerseits inhomogen, also nicht überall gleich beschaffen sind und sogar in ihrer Mikrostruktur sehr kompliziert sein können. Andererseits wird aber im Rahmen solcher Techniken gezeigt, dass sie sich in Bezug auf gewisse physikalische Größen, wie beispielsweise ihre elektrische Leitfähigkeit, in sehr guter Näherung durch mathematische Gleichungen erfassen lassen. In diesem Zusammenhang stellte Otto ein wichtiges mathematisches Ergebnis seiner eigenen Forschungsarbeit vor, welches für zwei verschiedene Arten von Fehlern, die durch solche Näherungen verursacht werden, eine Abschätzung erlaubt und damit die Grundlage für Strategien numerischer Simulation solcher Materialien bildet.
Felix Otto wurde 1993 von der Universität Bonn promoviert, wo er drei Jahre zuvor auch sein Diplom erwarb. Von 1996 bis 1997 arbeitete er als Postdoctoral Associate in New York und Pittsburgh, bevor er 1998 Professor an der University of California in Santa Barbara und ein Jahr später an seiner ehemaligen Universität in Bonn war. Seit 2010 ist er Direktor des Max-Planck-Instituts für Mathematik und Naturwissenschaften, Leipzig. Bereits 2001 erhielt er den Max-Planck-Forschungspreis. Professor Dr. Otto ist außerdem Mitglied der Akademie der Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen, der Deutschen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“ sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Dieses Fakultätskolloquium war zugleich die Abschlussveranstaltung des Paderborner Weierstraß-Jahres 2015.
Karl Weierstraß war einer der bedeutendsten Mathematiker des 19. Jahrhunderts. Er gilt als Begründer der modernen Analysis. 1834 absolvierte er sein Abitur am Gymnasium Theodorianum in Paderborn. Um seiner herausragenden Leistungen zu gedenken, hat die Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik, anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Weierstraß am 31. Oktober, das Jahr 2015 zum „Paderborner Weierstraß-Jahr“ erklärt.
Im Laufe dieses Jahres hat die Fakultät in zahlreichen Veranstaltungen an das Leben und an das Werk von Karl Weierstraß erinnert und dessen Wirkungsgeschichte beleuchtet. Neben der alljährlichen Weierstraß-Vorlesung waren eine Auftaktveranstaltung, eine dreiteilige Vortragsreihe zu den Millionen-Dollar-Problemen der Mathematik sowie zahlreiche Vorträge im Rahmen des Mathematik-Kolloquiums Teil des Programms des Paderborner Weierstraß-Jahres 2015. Die Fakultät konnte für die Veranstaltungen namenhafte Mathematiker der Gegenwart als Vortragende gewinnen.
Das Programm des Weierstraß-Jahres wurde koordiniert von Dr. Michael Laska, dem Geschäftsführer der Fakultät, und Professor Dr. Michael Winkler. In seinem Rückblick zu Beginn des Fakultätskolloquiums zeigte sich Michael Laska sehr zufrieden mit dem Verlauf des Weierstraß-Jahres. Das Programm habe große Beachtung gefunden. Er dankte zugleich allen, die mit ihrem Beitrag das Programm mitgestaltet haben.