Dr. Cornelia Wächter vom Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Paderborn erhält den Britcult Award für ihre Studie „The ‘Warder’ Within: Prison Officer Stereotypes and Their Deconstruction in British Literature“. Der Britcult Award wird alle zwei Jahre von der deutschen Gesellschaft für das Studium britischer Kulturen für herausragende Qualifizierungsarbeiten vergeben und ist mit 1.000 Euro dotiert.
Die Studie ist erschienen unter dem Titel „Place-ing the Prison Officer“. Die Paderborner Anglistin zeigt in ihrem Buch das Gefängnis als eine Institution, die wie kaum eine andere ambivalente Assoziationen weckt. Für Außenstehende vermischen sich oft diffuse Vorstellungen von Verbrechen und Strafe mit Gefühlen der Angst und Ohnmacht. Das Gefängnis ist damit ein Ort, der nicht nur ambivalenten Wertungen und widersprüchlichen Bedeutungszuschreibungen ausgesetzt ist, sondern auch modellhaft den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Praktiken der Sinnstiftung einerseits und räumlich-semantischen Strukturen andererseits abbildet. Dabei kann die literarische Beschäftigung mit dem Gefängnis zwar auf eine lange Tradition verweisen, die Darstellung bleibt aber regelmäßig auf das Blickfeld der Gefangenen reduziert und wird nicht zuletzt deswegen durch eine negative Erwartungshaltung geprägt.
Dr. Cornelia Wächter nimmt in ihrer Studie einen Perspektivwechsel vor: Während zahlreiche Gefängniserzählungen das Erleben von Häftlingen schildern, sind die Stimmen der Vollzugsbeamten bislang kaum zur Kenntnis genommen worden. Indem sie ihr Hauptaugenmerk auf die Gestalt des Justizvollzugsbeamten und dessen literarische Darstellung sowie kulturelle Rezeption legt, gelingen Cornelia Wächter unerwartete Einsichten in die Welt einer in der öffentlichen Wahrnehmung beinahe hermetisch in Klischees und Stereotypen verschlossenen Institution und ihrer Akteure.
Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Stereotypen beinhaltet nicht nur die Art und Weise der literarischen Verarbeitung sozialer Stigmata, sondern vor allem arbeitet sie die Kraft der Literatur zur Grenzüberschreitung und Erneuerung gesellschaftlicher Vorstellungswelten heraus.
„Mit diesem Buch liegt ein richtungsweisender Forschungsbeitrag vor, der von der besonderen Originalität der Themenwahl bis zur souveränen Theorienbeherrschung Maßstäbe setzt“, erklärt Prof. Dr. Christoph Ehland, Institut für Anglistik und Amerikanistik. Cornelia Wächter leiste wichtige Pionierarbeit und bereichere die Forschung um eine grundlegend neue Perspektive. Ohne Zweifel komme dieser Studie das Verdienst zu, ihren Gegenstand für die zukünftige wissenschaftliche Beschäftigung geöffnet zu haben, so Ehland.