Kooperation mit dem Centrum für Corporate Citizenship und forsa
Bürgerschaftliches Engagement, nicht nur das Engagement einzelner Personen, sondern auch von Wirtschaftsunternehmen, wird verstärkt zum Thema. Deshalb führt das Paderborner Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement, geleitet von Prof. Dr. Dr. Sebastian Braun, Universität Paderborn, mehrere groß angelegte Untersuchungen durch. Braun: "Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Sozialstaat in Deutschland zurückgefahren wird, ist die Frage nach zusätzlichen Ressourcen für unsere Gesellschaft wichtig geworden."
Neben großen Wirtschaftsunternehmen haben auch mittelständische Unternehmen festgestellt, dass sich ein Engagement im sozialen Umfeld über geschäftliche Interessen hinaus lohnt. "Vor allem Mittelständler sind in ihrer Region gesellschaftlich stark engagiert", so Braun. Allerdings sei es sinnvoll, gesellschaftliches Engagement gut und genau zu planen, um auch langfristig Positives damit zu erreichen. In Deutschland habe lange Zeit nur der Aspekt des Gebens im Vordergrund gestanden. Jetzt rückt zusätzlich folgende Frage in den Mittelpunkt der Diskussion: Was hat ein Unternehmen konkret davon, sich bürgerschaftlich zu engagieren? "Es geht um öffentliche Reputation, um Mitarbeiter-Bindung, die Identifikation mit dem Unternehmen und letztlich auch um Kunden-Bindung." Nach Innen wird der Mitarbeiter motiviert, nach Außen ist er Botschafter des Unternehmens. Im Übrigen habe sich gezeigt, dass auch Personen in hoch dotierten Positionen Unternehmen als Arbeitgeber schätzen, die sich sozial verhalten.
Für das Forschungsteam am Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement an der Universität Paderborn geht es darum, die laufenden Diskussionen systematisch zu rekonstruieren und mit empirischen Daten zu unterfüttern. Im derzeitigen Hauptprojekt, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und in Kooperation mit der Universität Halle durchgeführt wird, erfolgt eine Bestandsaufnahme der Traditionen und Innovationen des gesellschaftlichen Engagements von Unternehmen in Deutschland im internationalen Vergleich. In Deutschland ist das Engagement zum Teil noch stark an Unternehmerpersönlichkeiten und deren persönliches Schicksal gebunden.
Während die Traditionen und Innovationen des unternehmerischen Bürgerengagements im Herbst nächsten Jahres der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen, schließt das Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement derzeit eine breit angelegte Befragung zum Ist-Zustand des gesellschaftlichen Engagements der deutschen Wirtschaft ab. In diesem Projekt befasst sich das Team um Prof. Braun in Kooperation mit dem Centrum für Corporate Citizenship und forsa mit der Einstellung von Unternehmen zum gesellschaftlichen Engagement und dessen Umsetzung: Inwieweit und in welcher Weise setzen sich Unternehmen in Deutschland über ihre eigentliche Geschäftstätigkeit hinaus für gesellschaftliche Belange ein? Mit dieser leitenden Fragestellung sind weitere Fragestellungen verknüpft, um die gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedeutung des gesellschaftlichen Engagements deutscher Unternehmen zu analysieren. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Engagement deutscher Unternehmen bemerkenswert hoch ist.
"Mit unseren Untersuchungen sorgen wir von Paderborn aus dafür, dass das bürgerschaftliche Engagement von Wirtschaftsunternehmen sachlich und fundiert in der Diskussion bleibt und die Qualität des Engagements weiterentwickelt werden kann", so Braun. Unter anderem würden natürlich auch folgende Fragen untersucht: Entstehen zwischen Gebern und Nehmern Abhängigkeiten, werden bestimmte Bevölkerungs-Gruppen bei der Unterstützung bevorzugt, entsteht auf Seiten der Unternehmer ein gewisser Druck, sich für das Gemeinwohl zu engagieren?