Der Beginn des Ersten Weltkriegs liegt 100 Jahre zurück. Die Universität Paderborn erinnerte daran am Donnerstag gleich mehrfach. Zunächst eröffnete im Foyer der Studiobühne die Kunstausstellung "Remember 1914-1918". Anschließend führte das "theater odos" aus Münster das Stück "Vergiftete Liebe" auf. Dieses handelt vom Chemiker Fritz Haber, der 1915 den ersten Einsatz von Giftgas angeleitet hatte. Eine Podiumsdiskussion unter Beteiligung von Uni-Präsident Nikolaus Risch rundete das Programm ab.
"Kriege sind leider heute ein sehr aktuelles Thema", sagt Reyhan Dural. Die Kunststudentin an der Uni Paderborn stellte am Donnerstag das Projekt "Remember 1914-1918. Letter -Art zu Kunst.Krieg.Frieden" vor. Innerhalb eines Jahres setzten sich Reyhan Dural und etwa 30 weitere Studierende künstlerisch mit dem Ersten Weltkrieg auseinander. Sie recherchierten zum Thema, führten Gespräche mit Zeitzeugen und hielten ihre Eindrücke in Form von Zeichnungen oder Collagen fest. "Das Projekt soll vor allem an die Opfer des Ersten Weltkriegs erinnern. Es ist mehr als eine bloße Vermittlung von Kunstgeschichte", betont Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender vom Fach Kunst der Universität und Organisatorin des Projekts. 500 Seiten Unterrichtsmaterial und rund 1.000 Bilder, unter anderem von Grundschülern, sind seitdem entstanden. "Jedes Bild erzählt Geschichten. Wir betrachten das Projekt als Beitrag zur Friedenserziehung", fasst Ströter-Bender zusammen.
Auch beim Theaterstück "Vergiftete Liebe", das in der Studiobühne aufgeführt wurde, steht der Erste Weltkrieg im Fokus. "Mit meiner Hilfe werden wir den Krieg gewinnen", sagt der zynische und karrierebewusste Chemiker Fritz Haber. Gespielt wird er von Konrad Haller. Am 22. April 1915 hatte Haber für das Deutsche Reich den Einsatz von Giftgas angeleitet. Seine Ehefrau Clara verabscheut indes die Einstellung ihres Mannes genauso wie den Krieg und den Kaiser. "Ich bin kein chemisches Experiment, das du analysieren kannst", sagt Clara, gespielt von Ulrike Kinbach. Ihre Bemühungen, ihren Mann zur Vernunft zu bringen, bleiben erfolglos. Sie erschießt sich schließlich verzweifelt im Garten. Der zurückgebliebene Fritz Haber wird danach in Träumen immer wieder von seiner toten Frau mit Vorwürfen konfrontiert. Geschrieben wurde das Stück von Heiko Ostendorf, künstlerischer Leiter des "theater odos" aus Münster.
Gemeinsam mit Uni-Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch, Prof. Dr. Volker Peckhaus, Dekan der Fakultät Kulturwissenschaften, und Dr. Peter Witte, Mitglied der Vereinigung Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, diskutierte Ostendorf anschließend über die Rolle und Verantwortung der Wissenschaft, über Kriegsvermeidung und Wissenschaftsethik. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Prof. Dr. Uwe Kastens. Die Beteiligten nahmen vor allem das Leben von Fritz Haber in den Blick: "Er betrieb bis 1915 echte und ehrliche Grundlagenforschung und war die Galionsfigur der deutschen Chemie. Doch dann hat sich Haber missbrauchen lassen", sagte Risch. Peter Witte lobte das Theaterstück für seinen Gegenwartsbezug: "Es wurde deutlich: Krieg ist die Fortsetzung schlechter Politik mit schlechten Mitteln."