Wan­del als Dauer­aufgabe fordert Prax­is und Wis­senschaft – 68. Deutscher Be­trieb­swirtschafter-Tag 2014 der Sch­malen­bach-Gesell­schaft

Sich ständig verändernde Markt- und Rahmenbedingungen sowie globale und geopolitische Entwicklungen verlangen von Unternehmen eine stetige Anpassung. Die Paderborner Betriebswirtin Caren Sureth brachte Größen aus Wirtschaft und Wissenschaft zu aktuellen Herausforderungen im „Transformationsmanagement in Unternehmen“ beim 68. Deutschen Betriebswirtschafter-Tag der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. am 24. und 25. September in Düsseldorf zusammen.

Mit ca. 500 Teilnehmern diskutierten hochkarätige Referenten aus Praxis und Wissenschaft über die notwendige stetige Anpassung von Unternehmen an sich ständig verändernde Markt- und Rahmenbedingungen. Das Programm wurde in diesem Jahr unter dem Vorsitz der Paderborner Betriebswirtin Prof. Dr. Caren Sureth zusammengestellt.

Dr. Mathias Döpfner, Vorsitzender des Vorstandes der Axel Springer SE, legt dar, wie die Digitalisierung etablierte Industrien, allen voran die Medienbranche, aufmische. „Es geht darum, die Idee des Zeitungsjournalismus vom Papier zu emanzipieren.“ Man müsse in diesem Prozess auch im Unternehmen schnell Gewinner schaffen.

Die immensen innerbetrieblichen Herausforderungen des wohl derzeit größten deutschen Transformationsfalls schildert Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG. Neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und weitere Wachstumsmärkte zu erschließen – das werde nur gelingen, wenn sich alle im Unternehmen auf neue Formen der Führung und der Zusammenarbeit verständigen und danach handeln.

Der Co-Vorstandsvorsitzende der Deutsche Bank AG Anshu Jain verdeutlichte, welche dramatischen Transformationen die Finanzkrise im Finanzsektor ausgelöst habe. Die Banken müssen ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen. Zudem zwängen neue Rahmenbedingungen zum Umdenken. Das Transformationsprogramm bei der Deutschen Bank berühre deshalb jeden Bereich der Organisation; Ziel sei, dass die Bank in vollem Umfang Vertrauen zurückgewinnt.

Intensiv diskutiert wurde in Düsseldorf auch über die neuen steuerlichen Rahmensetzungen durch den OECD Aktionsplan Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) zur Beschränkung von Gewinnverlagerungen multinationaler Konzerne. BEPS verändert die Umweltbedingungen für Unternehmen erheblich. Neue Rechtsunsicherheiten erwachsen etwa nicht nur aus den unklaren Vorschlägen der OECD, sondern auch daraus, dass die durch Moralvorstellungen geprägte Diskussion in verschiedenen Ländern höchst unterschiedlich geführt wird und teilweise Maßnahmen nahelegen, die im Widerspruch zum geltenden nationalen Recht stehen können. „Die zu erwartenden Anpassungsreaktionen auf BEPS bei den nationalen Gesetzgebern und in den Unternehmen dürften im Spannungsfeld zwischen Legalität und Legitimität neue Risiken heraufbeschwören, insbesondere für europäische Unternehmen und Arbeitsplätze. Unsere Forschungsarbeiten verdeutlichen, dass solche Risiken die Innovationsbereitschaft erheblich beeinträchtigen können“, betont Caren Sureth.

Optimales Transformationsmanagement gibt es allerdings nicht – weder die Praxis noch die Wissenschaft bieten perfekte Lösungen. „Die Kombination aus Praxiserfahrung und wissenschaftlichen Studien kann im Dialog zwischen Forschern, Unternehmen und Politik allerdings helfen, die Komplexität solcher Prozesse besser zu verstehen und die Wirkungen von Maßnahmen besser abzuschätzen. Dieser Dialog kann damit zu besseren Entscheidungen und Rahmenbedingungen beitragen sowie Fehlentwicklungen in der Regulierung von Unternehmen vorbeugen", erläutert Caren Sureth in einer Podiumsdiskussion mit dem Vorstandsvorsitzenden der BASF SE, Dr. Kurt Bock, Anshu Jain und Prof. Dr. Jan-Pieter Krahnen von der Goethe-Universität Frankfurt. Der 68. Deutsche Betriebswirtschafter-Tag bot einmal mehr eine Plattform für einen effektiven Informationsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis.
 

Über die Schmalenbach-Gesellschaft:

Die Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. (SG), www.schmalenbach.org, mit Sitz in Köln und Berlin, ist seit über 80 Jahren eine zentrale Plattform für den Dialog von betriebswirtschaftlicher Forschung, Lehre und Praxis. Ihr Ziel ist es, den Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu intensivieren und neue betriebswirtschaftliche Erkenntnisse zu aktuellen Fragen der Wirtschaftspraxis und -gesetzgebung zu erarbeiten. Hierzu veranstaltet sie Tagungen und Kongresse, insbesondere alljährlich im Frühjahr die Schmalenbach-Tagung und im Herbst den Deutschen Betriebswirtschafter-Tag. Eine wesentliche Grundlage zur Umsetzung ihrer Ziele bilden Arbeitskreise, in denen über 600 Vertreter aus Wissenschaft und Praxis tätig sind. Im Auftrag der Schmalenbach-Gesellschaft erscheinen die Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf) sowie das Schmalenbach Business Review (sbr). Die gemeinnützige Vereinigung arbeitet unabhängig und nicht gewinnorientiert. Der Vorstand ist paritätisch mit Wirtschaftswissenschaftlern und -praktikern besetzt. Aktuell haben sich 1.700 Persönlichkeiten aus Wirtschaftswissenschaft und -praxis und rund 220 Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen der SG angeschlossen. Webadresse: www.schmalenbach.org
 

Über Frau Prof. Dr. Caren Sureth:
Prof. Dr. Caren Sureth ist seit 2011 im Vorstand der Schmalenbach-Gesellschaft und übernahm im Herbst 2013 den Vorsitz der Programmkommission für den 68. Deutschen Betriebswirtschafter-Tag. Sie studierte an der Universität Passau, promovierte und habilitierte an der Universität Bielefeld. Seit 2004 hat sie den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Universität Paderborn inne. Caren Sureth forscht zu den Wirkungen der Besteuerung auf unternehmerische Entscheidungen, vor allem dem Einfluss von Steuern auf riskante Investitionen und die Innovationsfähigkeit von Unternehmen sowie auf Finanzierungsentscheidungen. Ihre Forschungsarbeiten wurden vielfach prämiert. Sie erhielt Rufe an die Karl-Franzens-Universität Graz, an die Humboldt-Universität zu Berlin, an die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und an die Universität zu Köln. Seit 2010 ist sie Gastprofessorin an der Wirtschaftsuniversität Wien und Mitglied im FWF-Graduiertenkolleg Doctoral Program in International Business Taxation (DIBT). 2013 wurde Caren Sureth in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen. In den Jahren 2011 und 2012 war sie Vorsitzende des Vorstands des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V. (VHB). Sie ist Gründungsmitglied von arqus, Arbeitskreis Quantitative Steuerlehre, sowie Mitglied in den Arbeitskreisen „Steuern“ und „Verrechnungspreise“ der Schmalenbach-Gesellschaft.