Das Historische Institut der Universität Paderborn und der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn, laden ein zu einem Vortrag von Prof. Dr. Claudia Garnier (Universität Vechta), der unter dem Titel „Verstoßt den Bösen aus eurer Mitte“ Formen und Medien religiöser Ausgrenzung im Früh- und Hochmittelalter behandelt. Er findet am Dienstag, 4. Juni, um 20.00 Uhr im Hörsaal 2 der Theologischen Fakultät Paderborn, Kamp 6, statt.
Nicht zuletzt dank der Vorgänge 1077 in Canossa, durch die der damalige König Heinrich IV. wieder in die Kirche aufgenommen wurde und seine bedrohte Herrschaft bewahren konnte, gehört die Exkommunikation zu den Phänomenen, die aufs engste mit dem heutigen Bild vom Mittelalter verknüpft sind. Zugleich aber stellt man überrascht fest, dass es bis heute keine umfassende Abhandlung über die Exkommunikation im Mittelalter gibt, ja dass man bis heute relativ wenig über die konkrete Praxis der Exkommunikation, die Vorstellungen, die sich mit ihre verbanden und ihre soziale Bedeutung weiß. Von daher gewährt der Vortrag von Prof. Dr. Claudia Garnier über die Formen und Medien religiöser Ausgrenzung im Früh- und Hochmittelalter denn auch einen Einblick in ein wichtiges, aber lange gerade auch sozial- und kulturgeschichtlich unterbelichtetes Phänomen, dessen Kenntnis zugleich einiges über die Besonderheiten der mittelalterlichen Gesellschaft verrät, über das Gewicht der Jenseitsvorstellungen ebenso wie über die große Diskrepanz zwischen Norm und Wirklichkeit oder über ihre Art, Öffentlichkeit herzustellen. Prof. Dr. Claudia Garnier lehrt seit 2011 als Professorin für die Geschichte der Vormoderne an der Universität Vechta. Hervorgetreten ist sie zuletzt durch eine Arbeit über Die Kultur der Bitte im Mittelalter, die ausgehend von Bittsituationen die Bedeutung von Herrschaft und Kommunikation im mittelalterlichen Reich. Darmstadt 2008.