Im Jahr des 600. Geburtstags der Jeanne d’Arc (Johanna von Orléans) wird auf Einladung des Historischen Instituts und des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Prof. Dr. Christine Reinle (Justus-Liebig-Universität Gießen) am Dienstag, dem 3. Juli 2012, um 20.00 Uhr in der Theologischen Fakultät Paderborn, Kamp 6, Hörsaal 2, folgenden Vortrag halten: ‚Der Prozess gegen Jeanne d’Arc’.
Am 6. Januar 2012 jährte sich der Geburtstag Jeanne d’Arcs zum 600. Mal. Noch immer spielt sie in der Erinnerungskultur Frankreichs eine wichtige Rolle und wird bis heute gern als Vorkämpferin für die Interessen der französischen Nation politisch in Anspruch genommen. Denn sie, die glaubte, von Gott geschickt zu sein, führte nicht nur 1429 mitten im Hundertjährigen Krieg das französische Heer mit der Waffe in der Hand zu Siegen gegen die Engländer, sondern überzeugte auch den enterbten französischen Thronfolger, sich in Reims zum König weihen zu lassen. Damit verschaffte sie diesem eine neue wirkungsvolle Legitimation im Kampf um den französischen Thron. Doch Jeanne d’Arc ist auch aus der europäischen Erinnerungskultur bis heute nicht wegzudenken, wie Theater-, aber auch Musikstücke, Filme und Romane, ja selbst Computerspiele belegen. Das hängt nicht zuletzt mit ihrem frühen, dramatischen Lebensende auf dem Scheiterhaufen in Rouen zusammen. Denn in die Hände der Engländer gefallen, wurde sie der Häresie und vieler anderer Verbrechen angeklagt und nach einem aufwändigen Prozess als Ketzerin verurteilt.
Dass sie, die 19jährige aus einfachen Verhältnissen, ihr Geständnis widerrief und dann schließlich hingerichtet wurde, hat sie schnell zum Gegenstand mythischer Erinnerung werden lassen. Schon früh erschien der Prozess gegen Jeanne d’Arc als Unrechtsprozess, vor allem nach ihrer Rehabilitation 1456. Doch unabhängig davon verdient der Prozess auch deshalb ein großes historisches Interesse, da man über die unzähligen Vorwürfe und deren Begründung und ebenso über die Argumente zu ihrer Entlastung und Verteidigung vieles über das damalige Denken, deren Mentalität und Glaubensvorstellungen lernen kann. Mit diesem Ziel wird auch Frau Prof. Dr. Christine Reinle in ihrem Vortrag den Prozess gegen Jeanne d’Arc unter die Lupe nehmen.
Frau Prof. Reinle hatte zunächst eine Professur an der Universität Bochum inne und ist seit 2004 Professorin für deutsche Landesgeschichte und die Geschichte des Spätmittelalters an der Justus-Liebig-Universität. Sie hat sich vor allem mit Studien zu Fehdeführung und Gewaltanwendung im Mittelalter einen Namen gemacht, daneben aber stets ein großes Interesse an Jeanne d‘Arc an den Tag gelegt.