Lesung in deutscher und türkischer Sprache mit anschließender Diskussion
Nedim Gürsel, geboren 1951 in Gaziantep/Türkei, lebt in Paris und ist einer der bedeutendsten Autoren der türkischen Gegenwartsliteratur. In seinen großen Romanen (Der Eroberer, deutsch 2000, Turbane in Venedig, deutsch 2002) hat er die Beziehungen zwischen der Türkei und Europa in kreativer und phantasievoller, dabei kritischer und zuspitzender Weise thematisiert.
Nachdem Gürsel lange Zeit als linker Kritiker repressiver Tendenzen der türkischen Gesellschaft auftrat, befragte er in den letzten Jahren die türkische Tradition, so in seinem Buch Sieben Derwische (deutsch 2008), in dem er die Traditionen der sufistischen Mystik und der Aleviten in poetischen Reiseerzählungen beschwor.
In seinem 2012 bei Suhrkamp in deutscher Übersetzung erschienenen Buch Allahs Töchter bietet er einen vielschichtigen Roman der Erinnerung: an die Vorgeschichte und die Begründung des Islams durch Mohammed, an die Erfahrungen eines frommen Moslems im Ersten Weltkrieg im Kampf der Türken gegen die Araber und an die religiös geprägte Kindheit eines Ich-Erzählers, der sich als Erwachsener der Tradition entfremdet hat. Insgesamt ein faszinierendes Lektüreerlebnis, das durch eine Verbindung von poetischer Vergegenwärtigung und kritischer Reflexion interkulturelle Konstellationen evoziert, die auch deutsche Leser in besonderer Weise faszinieren. Nesim Gürsel wird aus dem türkischen Original des Romans lesen, die Übersetzerin Barra Yurtdas aus der deutschen Fassung.
Veranstalter: Fakultät für Kulturwissenschaften, AStA Paderborn, Deutsch-Treff der Universität Paderborn, Deutsch-Türkische Gesellschaft Paderborn
Mit freundlichen Grüßen
Katharina Georgi, AStA-Pressereferent
