Im Rahmen der Ringvorlesung des Paderborner Graduiertenkollegs „Automatismen“ wird Prof. Dr. Erich Hörl am kommenden Dienstag die allgemeine Ökologie Gilbert Simondons in den Blick nehmen. Sein Vortrag mit dem Titel „Rekurrente Kausalität, Milieu und Evolution des technischen Objekts. Über Gilbert Simondons allgemeine Ökologie“ beginnt um 18.15 Uhr und findet außer der Reihe im Internationalen Begegnungszentrum (Jenny-Aloni-Gästehaus) der Universität statt. Interessierte Zuhörer sind dazu herzlich willkommen.
Der Vortrag untersucht zwei für die Gesamtkonzeption von Gilbert Simondons Evolutionstheorie des technischen Objekts entscheidende Begriffe, die Technik und Lebendiges in nächste Nähe zueinander bringen: den Begriff der rekurrenten Kausalität und den Begriff des Milieus. Simondons Kritik der Automatenfaszination und Adaptationsfixierung der frühen Kybernetik findet in der spezifischen Fassung und Verknüpfung beider Begriffe ihren zentralen theoriepolitischen Ort. Genau hier liegt auch einer der Gründe für die Aktualität Simondons: Unter besonderer Berücksichtigung von Georges Canguilhems organistischer Maschinenkonzeption und vor dem Hintergrund von dessen geschichtlicher Verortung des Milieubegriffs wird Simondons Techniktheorie als Beitrag zu einer allgemeinen Ökologie der Medien und Techniken zu begreifen sein, die für die Beschreibung der gegenwärtigen technischen-medialen Situation von zentralem Belang ist.
Erich Hörl ist Inhaber der Professur für Medientechnik und Medienphilosophie an der Universität Bochum sowie Leiter des Bochumer Kolloquium Medienwissenschaften (BKM). Neben einer allgemeinen Ökologie der Techniken und Medien liegen seine Forschungsschwerpunkte u. a. im Bereich der Wissens- und Mediengeschichte der Kybernetik und des systematischen Denkens sowie auf Geschichte, Problemen und Perspektiven der Medien- und Technikanthropologie oder der Faszinationsgeschichte des Mangels.
Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe des 2008 an der Universität Paderborn eingerichteten DFG-Graduiertenkollegs „Automatismen“. Die hier versammelten Dissertationsprojekte untersuchen Automatismen – verstanden als Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen – im Feld der Medien, der Informationstechnik und der Kultur. Konstitutiv ist der Brückenschlag zwischen Kulturwissenschaft und Informatik. Weitere Informationen unter: www.upb.de/gk-automatismen. Das Programm der aktuellen Ringvorlesung im Sommersemester 2012 finden Sie unter http://www.uni-paderborn.de/institute-einrichtungen/gk-automatismen/ringvorlesung/.