Antisemitismus wirkt als Altlast aus einer anderen Zeit – und doch scheint er heute wieder aktuell. Das zeigt auch die gegenwärtige Debatte über das Gedicht „Was gesagt werden muss“ von Günther Grass. Judenfeindlichkeit ist ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem, das – trotz unserer schwierigen deutschen Vergangenheit – in Deutschland immer wieder um sich greift.
Eine Studie der Bundesregierung für die Jahre 2008 bis 2011 hat jetzt bewiesen, dass jeder fünfte Deutsche latent judenfeindlich ist. Dies sei „in erheblichem Umfang“ in der deutschen Gesellschaft verankert. Das Expertengremium forderte die Bundesregierung auf, schnellstmöglich Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Denn diese Ansichten und Taten basierten auf weit verbreiteten Vorurteilen, Klischees und auch auf schlichtem Unwissen über Juden und das Judentum. Vor allem in Schulen und auf Fußballplätzen habe sich der Antisemitismus stark verbreitet, das Wort „Jude“ sei wieder zum alltäglichen Schimpfwort geworden.
Auf Maßnahmen der Bundesregierung möchten Studierende der Universität Paderborn aber nicht warten. Von Dienstag, 15. April, bis Sonntag, 15. April, veranstalten sie deshalb die „Woche gegen Antisemitismus“. Mit Ausstellungen und interaktiven Aktionen möchten sie auf das Problem aufmerksam machen. „Antisemitismus ist noch immer ein Problem der heutigen Gesellschaft. Kritik am Antisemitismus wird immer häufiger mit dem Totschlagargument ,irgendwann muss doch mal Schluss sein‘ unterbunden“, erklärt Markus Baar vom AStA Paderborn. „Gefühlt nimmt vor allem der unterschwellige Antisemitismus in Deutschland weiter zu“, so Philipp Kaibel vom Projektbereich Eine Welt. Die Studierenden sollen für das Thema sensibilisiert werden.
Vom 10. April bis 21. April informiert die Wanderausstellung „Man hat sich hierzulande daran gewöhnt ...“ im Bibliotheksfoyer über die Gefahren und Bedrohungen des alltäglichen Antisemitismus. Vom 10. April bis zum 12. April steht dort ebenfalls eine Diskussionswand bereit, auf der die Studierenden ihre Gedanken zum Thema festhalten können. Das Ergebnis wird am 12. April im Mensa-Foyer von Mitgliedern der Fachschaft Geschichte/Philosophie präsentiert. Am Dienstag, 10. April, 19 Uhr, zeigen die Veranstalter den Film „Defamation“ im Hörsaal D2; am Mittwoch folgt ein Vortrag mit anschließender Diskussion vom Paderborner Soziologen Prof. Dr. Arno Klönne. Am Donnerstag informiert die Historikerin Margit Naarmann im BDP Infoladen über das Leben und die Verfolgung von jüdischen Erwachsenen und Kindern in Paderborn. Die Arbeitswoche schließt mit einem Konzert der jiddischen Band Di Chuzpenics aus Kiel, die in der Cafete der Kulturwerkstatt auftreten. Am Samstag findet um 14 Uhr eine Begehung des Jüdischen Friedhofes unter Leitung der Christlich-Jüdischen Gemeinde Paderborn statt. Im Anschluss erzählt der Ausschwitzüberlebende Hugo Heinemann (86) aus Rheda-Wiedenbrück über seine Erlebnisse als Jude im Nationalsozialismus um 16 Uhr im Hörsaal H5.
Veranstalter: BDP Infoladen, AStA Paderborn, Projektbereich "Eine Welt", Fachschaft Geschichte/Philosophie/Soziologie, Debating Society Paderborn, Linkes Forum Paderborn, unterstützt von der Rosa Luxemburg Stiftung.