Drei Wochen vor der offiziellen Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft trafen sich mit Innenminister Schäuble und FIFA-Präsident Blatter am Montag zwei der Hauptverantwortlichen zu einer Podiumsdiskussion über die „Bedeutung sportlicher Großereignisse für Staat und Gesellschaft“ an der Universität Paderborn. Das Medieninteresse war entsprechend groß: Über 50 Journalisten wurden akkreditiert, und die Diskussion wurde sowohl in einem Vorlesungssaal als auch im Internet live übertragen.
Dr. Wolfgang Schäuble ist als Innenminister nicht nur für die Sicherheit der Weltmeisterschaft, sondern auch für den deutschen Spitzensport zuständig. Joseph S. Blatter, der seit über dreißig Jahren im Dienste der FIFA und ihrer 207 Landesverbände steht, hat das Gesicht des Weltfußballverbandes entscheidend geprägt. Beide waren so kompetente Ansprechpartner für die Fragen des renommierten Paderborner Sportwissenschaftlers Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider, der die Diskussion kenntnisreich moderierte.
Die Debatte vor rund 1000 Zuschauern im Auditorium maximum war nicht nur lehrreich, sondern auch in hohem Maße amüsant. Selbst wenn Schäuble erklärte, er freue sich auf die WM, habe er jedoch nie eine Wahl gehabt: „Das Volk will die Weltmeisterschaft, die Regierung steht in der Pflicht.“ Außerdem könne bei 32 teilnehmenden Ländern leider nur eines mit Deutschland ins Finale einziehen.
Blatter lobte die gründliche Vorbereitung des Großereignisses, die dafür sorge, dass die WM ohne Zwischenfälle verlaufen werde, und versprach „die beste und größte Weltmeisterschaft“. Nur mit diesem Engagement könne man eine solche Veranstaltung organisieren: „Die Biene macht die Arbeit, und der Franz verkündet die frohe Botschaft.“ Damit sportlich auf einem hohen Niveau gespielt wird, steht den Nationaltrainern mit zwei Ausnahmen schon jetzt der ganze WM-Kader zum Training zu Verfügung.
Einigkeit demonstrierten beide auch in der Frage der nicht erwünschten gewaltbereiten Gäste. Der Innenminister verwies auf die bewährte Zusammenarbeit mit den anderen teilnehmenden Ländern sowie deren Fußballverbänden: „Bekannte Hooligans werden während der WM aus ihren Ländern weder aus- noch in Deutschland einreisen dürfen.“ Außerdem haben 25 Länder eigene Polizisten im Einsatz, die in ihren Uniformen zusammen mit ihren deutschen Kollegen für Ordnung sorgen werden. Blatter ist überzeugt, dass das Möglichste getan wird: „Sicherheit ist, wenn alles vorbereitet ist, aber man nichts sieht.“
Sowohl in Bezug auf Gewalttäter als auch auf den iranischen Präsidenten, den einige während der WM gerne zur unerwünschten Person erklärt hätten, sind sich Schäuble und Blatter einig: Wenn über eine Milliarde Menschen die WM verfolgen, sollte man nicht über Differenzen sprechen, sondern begeistert davon sein, dass Fußball so viele Menschen zusammen bringen könne. Schäuble: „Kaum ein Bereich leistet so viel für die Integration wie der Sport im Allgemeinen und der Fußball im Besonderen.“
Damit leitete der FIFA-Präsident zur sozialen Verantwortung seines Verbandes über, der 70 Prozent der Einnahmen in die Förderung des Fußballs investiere. Die nächste WM findet 2010 in Südafrika statt und hat so den Fokus auf diesen armen Kontinent gelegt. Mit Hilfe der UN und vieler Künstler versuche die FIFA, den Menschen dort zu helfen: „Fußball ist Hoffnung.“ Diese Hilfe komme auch den reicheren Ländern wieder zugute, denn: „Was wäre die Bundesliga ohne Afrikaner?“