Christ­lich-muslimis­che in­ter­na­tionale Som­mer­schule zum Thema "Das Han­deln Gottes und des Menschen An­t­wort" an der Uni­versität Pader­born vom 22. - 28. Ju­li 2011

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Handelt Gott, wenn ich ihn bitte? Darf oder kann man an einen Gott glauben, der zwar handeln könnte, dies aber offenkundig unterlässt? Es war der Versuch der internationalen christlich-muslimischen Sommerschule, die vergangene Woche endete, sich diesen allgemein zentralen und zugleich religiösen Fragen zu stellen und nach gemeinsamen Antworten zu suchen. In lebhaften inter- und intrareligiösen Diskursen wurden eine Vielzahl von Denkmöglichkeiten über das Handeln Gottes in der Welt erwogen. Gleichzeitig wurden höchst bemerkenswerte Parallelen zwischen den Religionen und Konfessionen im Gottes- und Menschenbild deutlich, ohne dass die bleibenden Unterschiedlichkeiten der verschiedenen Traditionen eingeebnet werden mussten.

Knapp eine Woche lang hörten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Vormittag zwei Vorträge der geladenen Referenten, die jeweils aus der anderen religiösen Perspektive kommentiert wurden. Am Nachmittag wurden die Impulse des Vormittags anhand spezifischer thematischer Vertiefungen in wählbaren Workshops eingehend reflektiert und diskutiert. Dieses thematisch dichte Programm wurde an zwei Abenden durch hochinteressante kulturelle Veranstaltungen abgerundet, durch ein Konzert mit traditioneller und moderner türkischer Musik von Nuri Karademirli & Ensemble des Konservatoriums für türkische Musik Berlin und einer Lesung des renommierten Autors Zafer Senocak.

Im Mittelpunkt der Vorträge standen Fragen nach der Allmacht Gottes und dessen Handeln in der Welt, Fragen nach der Begründbarkeit und Entwicklung einer theologischen Ethik, sowie eine religionspädagogische Perspektivierung unter besonderer Berücksichtigung der Theodizeeproblematik. Die interreligiösen Problemfelder des Offenbarungshandelns Gottes in Jesus Christus und dessen Denkbarkeit im Islam, sowie das Verhältnis von Religion und Politik wurden in eigenen Panels thematisiert und leidenschaftlich debattiert. Auch die ehemalige Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin, Frau Prof. Dr. Gesine Schwan, beteiligte sich am Samstagabend an dieser Debatte. In ihrem Vortrag hob sie Berührungspunkte zwischen Bildung und Religion hervor, die sowohl in der Vergangenheit als auch in aktuellen Kontroversen wie der Diskussion um den Religionsunterricht in Berlin eine entscheidende Rolle spielten. „Die Entwicklung gemeinsamer Sprachspiele zwischen Menschen verschiedenen Glaubens- und verschiedener Weltanschauungen ist von entscheidender Bedeutung, und ich freue mich, dass das ZeKK dazu auf wissenschaftlicher Ebene einen wichtigen Beitrag leistet.“ schloss Frau Schwan ihren Vortrag.

„Der intensive Diskurs, der von einer großen Offenheit für die jeweils anderen Denktraditionen geprägt war, verdeutlicht die Existenzialität der besprochenen Fragen in allen Religionen und lässt am Ende ebenso viele neue Fragen entstehen wie beantwortet wurden.“, so Prof. Klaus von Stosch, Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften. Die stellvertretende Vorsitzende des Zentrums, Prof. Dr. Helga Kuhlmann, betonte: „Es gibt keine Alternative zum Dialog, auch dann nicht, wenn wir uns ernsthafter Differenzen bewusst sind.“ Sie schloss sich dem Votum des amerikanischen Professors für Islamwissenschaften Prof. Dr. Ebrahim Moosa von der Duke University an, der dazu aufgefordert hatte, die Differenzen zu feiern, bestand aber darauf, dass der Dialog auch dann fruchtbar fortgesetzt werden könnte und sollte, wenn trennende Unterschiede erkennbar würden. Sandra Lenke, Mitarbeiterin im ZeKK und Organisatorin der diesjährigen Sommerschule stimmte beiden zu: „Das ist mehr als nur ein Anreiz zur Fortsetzung solch interreligiös bereichernder Gespräche.“

Finanziell wurde die Internationale christlich-muslimische Sommerschule von der Stiftung Mercator unterstützt. Weitere Informationen über die Veranstaltung finden Sie im Internet: www.upb.de/zekk

Liste der Referenten:

  • Prof. Dr. Mahmoud M. Ayoub Prof. Dr. M. Reza Beheshti (Noarghanun Institute for Philosophical Researches, Iran)
  • Prof. Dr. Reinhold Bernhardt (Universität Basel) Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (WWU Münster)
  • Prof. Dr. Helga Kuhlmann (Universität Paderborn) Prof. Dr. Ebrahim Moosa (Duke University, USA)
  • Prof. Dr. Herbert Rommel (Pädagogische Hochschule Weingarten)
  • Prof. Dr. Klaus von Stosch (Universität Paderborn
  • Prof. Dr. Cafer Sadik Yaran (Universität Samsun, Türkei)
Foto (Universität Paderborn): v. l.  Prof. Dr. M. Reza Beheshti (Noarghanun Institute for Philosophical Researches, Iran), Prof. Dr. Cafer Sadik Yaran (Universität Samsun, Türkei), Ufuk Topkara (ZeKK, Paderborn) und Prof. Dr. Helga Kuhlmann (Universit
Foto (Universität Paderborn): v. l. Prof. Dr. M. Reza Beheshti (Noarghanun Institute for Philosophical Researches, Iran), Prof. Dr. Cafer Sadik Yaran (Universität Samsun, Türkei), Ufuk Topkara (ZeKK, Paderborn) und Prof. Dr. Helga Kuhlmann (Universität Paderborn)
Foto (Universität Paderborn): Prof. Dr. Ebrahim Moosa (Duke University, USA) und Prof. Dr. Klaus von Stosch
Foto (Universität Paderborn): Prof. Dr. Ebrahim Moosa (Duke University, USA) und Prof. Dr. Klaus von Stosch
Foto (Universität Paderborn): Prof. Dr. Helga Kuhlmann und Prof. Dr. Gesine Schwan im Gespräch
Foto (Universität Paderborn): Prof. Dr. Helga Kuhlmann und Prof. Dr. Gesine Schwan im Gespräch