Vor­trag von To­bi­as von Bor­cke am 6.6. über „Ant­iz­igan­is­mus“

„Nicht willkommen, und das nirgendwo“. Vortrag über die Abschiebungen von Roma in den Kosovo sowie über Geschichte und Aktualität des Antiziganismus in Deutschland. Vortrag und Diskussion am Montag, 6. Juni, um 18 Uhr in Hörsaal H2.

Antiziganismus (frz. tsigane = „Zigeuner“ und -ismus) ist die feindliche Haltung gegenüber den "Zigeunern", die von inneren Vorbehalten über offene Ablehnung, Ausgrenzung und Vertreibung bis zu Tötung und massenhafter Vernichtung von Sinti und Roma reicht. Diese Haltung zeigt sich ebenso in der Diskriminierung und Dämonisierung der Minderheit wie in der Verklärung des "lustigen Zigeunerlebens". Im Unterschied zum Antisemitismus ist der Antiziganismus bis heute in allen Schichten gesellschaftsfähig. (www.antiziganismus.de)

Im April 2010 unterzeichneten die Innenminister der Bundesrepublik Deutschland und des Kosovo ein Rücknahmeüberkommen, in welchem die Abschiebung von bis zu 14.000 Menschen aus Deutschland in den Kosovo festgeschrieben wurde. Etwa 10.000 von ihnen gehören der Minderheit der Roma an. Besonders für Letztere ist die Lage, die sie im Kosovo erwartet, nur als katastrophal zu bezeichnen. Eine wirtschaftliche Perspektive fehlt ebenso wie Möglichkeiten gesellschaftlicher Partizipation. Im Alltag müssen sie mit Ablehnung, Ausgrenzung und Diskriminierung rechnen. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Betroffenen seit mehr als zehn Jahren in Deutschland lebt oder gelebt hat. Dies bedeutet besonders für die Jugendlichen unter ihnen, die zum Teil hier geboren wurden, dass sie keinerlei Bezug zur kosovarischen Gesellschaft haben und ihr Lebensmittelpunkt in Deutschland liegt.

Aus Sicht der von den Abschiebungen Betroffenen oder Bedrohten ist ein Leben in Deutschland der schwierigen Situation im Kosovo mit Sicherheit vorzuziehen. Das bedeutet aber nicht, dass es in der deutschen Gesellschaft keine Ausgrenzung und Diskriminierung gäbe. Vielmehr werden auch hierzulande noch immer Roma, Sinti und andere Menschen als „Zigeuner“ kategorisiert und diskriminiert. Tatsächlich können „Zigeuner“-Stereotype wie auch entsprechende Handlungen gegenüber Menschen, die als solche klassifiziert werden, auf eine lange Tradition zurückblicken. Um Geschichte und Aktualität des Antiziganismus in Deutschland soll es im zweiten Teil des Vortrages gehen.

Tobias von Borcke ist Soziologe, studiert derzeit in Berlin Geschichte und ist in der historisch-politischen Bildungsarbeit tätig. Seine Beschäftigung mit dem Thema Antiziganismus findet in erster Linie im Kontext des Forum Antiziganismuskritik statt; dabei handelt es sich um einen offenen Arbeitskreis, in dem sich Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Zugängen der Analyse und Kritik des Themas widmen.

Der Vortrag findet im Rahmen des Festival Contre le Racisme statt, welches seit einigen Jahren vom freien Zusammenschuss von StudentInnenschaften (fzs) universitätsübergreifend vorbereitet und von den Universitäten individuell gestaltet wird. Das diesjährige Thema lautet „Fortress Europe“.

Kontakt:

Sifah Tiengwan (Antifaschismus Referentin)

Allgemeiner Studierendenausschuss

Universität Paderborn

Raum: ME U.210

E-Mail: fachschaften@asta.upb.de