„Komm geh da hin, das hilft Dir“ – mit diesen Worten werben an der Geseker Edith-Stein-Ganztagshauptschule Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme am freiwilligen so genannten Lerncoaching. Unter dem Titel „Offenes Ohr“ wird dieses seit Ende 2009 dort von Studierenden angeboten und von einem großen Teil der rund 400 Schüler in Anspruch genommen. Die Vorbereitung und Begleitung der jeweils 30 Studierenden erfolgt in speziellen Seminaren, die Prof. Dr. Florian Söll von der Universität Paderborn regelmäßig in der Erziehungswissenschaft anbietet.
Das zunächst testweise auf Initiative des damaligen Studenten Claus Wiesenthal gestartete Projekt gehört inzwischen zum normalen Schulalltag der Geseker Hauptschule und wird sowohl von den Schülern, Eltern und Lehrern als auch von den Studierenden als echte Bereicherung empfunden.
Dies betonten am Montag, 24.1., Vertreter aller beteiligten Gruppen in der Universität Paderborn. Dort wurde in den Räumlichkeiten des Zentrums für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) ein offizieller Kooperationsvertrag mit der Schule unterzeichnet. Mit dem Vertrag soll der Fortbestand des Projekts gesichert und den Lehramtsstudierenden dauerhaft ein Einblick in die Schulpraxis ermöglicht werden. „Das Projekt ist etwas Tolles, weil alle mitmachen und es von innen wirkt“, betonte Schulleiterin Stukenberg anlässlich der Vertragsunterzeichnung. Daher habe die Schulkonferenz im Jahr 2010 aus dem Pilotprojekt eine dauerhafte Einrichtung gemacht.
Im Rahmen des „Offenen Ohrs“ können sich Schülerinnen und Schüler individuell und vertraulich von Studierenden beraten lassen. Zunächst nur zur Beseitigung von Lernschwierigkeiten gedacht, gehen die Studierenden in der Praxis auch auf persönliche Probleme der Schüler ein. Denn „diese bauen zu den Studierenden ein anderes Vertrauensverhältnis als zu den Lehrern auf und vertrauen ihnen vielfach auch Probleme an, die sie uns Lehrern nicht erzählen würden“, berichtete Alexandra Dieckmann, die zusammen mit ihrem Kollegen Kai-Uwe Kretschmer an der Schule das Projekt koordiniert.
„Die Studierenden nehmen den Schülern nicht die eigene Entscheidung ab, die Beratung soll ihnen vielmehr die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten vor Augen führen und sie dann ermutigen, zur einmal getroffenen Entscheidung zu stehen“, erklärte Prof. Dr. Florian den Beratungsansatz des Projekts, in dem inzwischen „viele hundert Stunden Einzelberatung“ stattgefunden haben. Interessant sei das Projekt aber auch darüber hinaus für das erziehungswissenschaftliche Studium, da es auf den unterschiedlichsten Ebenen in das Studium eingebunden werden könne, bis hin zu Examensarbeiten und der wissenschaftlichen Auswertung der Coaching-Gespräche.
Fotos (Universität Paderborn, Martin Decking): V. l.: Freuen sich über die erfolgreiche Kooperation „Offenes Ohr“: Schülersprecherin Mirella Hasanovic, Schulpflegschaftsvorsitzender Michael Dömer, Lehrerin Alexandra Dieckmann, Schulleiterin Ute Stukenberg und Lehrer Kai-Uwe Kretschmer (alle Edith-Stein-Ganztagshauptschule, Geseke) sowie Projektkoordinator Claus Wiesenthal, Student Mario Jäger, die Institutssprecherin der Erziehungswissenschaften Prof. Dr. Christine Freitag, PLAZ-Direktor Prof. Dr. Bardo Herzig und Prof. Dr. Florian Söll (alle Universität Paderborn).