Seit dem 4.1. und bis zum 27.1.2011 macht die Wanderausstellung „Lagerbordelle. Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern“ aus der Gedenkstätte Ravensbrück in der Universität Paderborn Halt.
Viele Menschen sind mittlerweile zwar relativ gut über die Geschichte von 1933-1945 informiert, doch zeigen sich viele überrascht, wenn sie erfahren, dass es in den Konzentrationslagern Bordelle für männliche Häftlinge gab, in denen weibliche Häftlinge zur Sex-Zwangsarbeit gezwungen wurden.
An diesem bisher wenig beachteten Thema versucht die Ausstellung das Schicksal einer in der Geschichtsschreibung oft ‛vergessenen‛ Gruppe von NS-Opfern aufzuzeigen: Es waren nach Herkunft, ‛Klassenzugehörigkeit‛ und Lebenssituation sehr unterschiedliche Frauen, die in Konzentrationslager gesperrt und dort zur Prostitution in Häftlingsbordellen gezwungen wurden.
Mit der Ausstellung wird versucht, einerseits die hinter der Errichtung der Lagerbordelle stehenden Absichten der SS zu analysieren und andererseits die spärlich vorhandenen Kenntnisse über die Lebensumstände der betroffenen Frauen zusammenzutragen.
Die Ausstellung ist als Werkstattausstellung konzipiert und zeigt mehr als 150 Dokumente und Fotos zum Thema Lagerbordelle. Vier Hörstationen informieren über ehemalige Sex-Zwangsarbeiterinnen und männliche Besucher der Bordelle. Zur vertiefenden Lektüre werden Dokumente und Texte in Ordnern und Klappbüchern angeboten, die auf Tischen installiert sind. Darüber hinaus werden in Vitrinen Dokumente und Fotos zur Geschichte der zehn Lagerbordelle gezeigt.
Am 4.1.2011 wurde die Ausstellung im „Treff“ der Universität (Gebäude M.0) mit einem Gastvortrag von Dr. Christl Wickert, Mitgestalterin und Historikerin aus der Gedenkstätte Ravensbrück, eröffnet. Es gab einen Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema.
Die Bielefelder Künstlerin Raphaela Kula hat begleitend zur Ausstellung eine variable Installation konzipiert und umgesetzt. Die Installation "tabu scham verantwortung" ergänzt auch in Paderborn die Wanderausstellung zum Thema Lagerbordelle. Die Künstlerin führt durch Ausstellung /Installation und erläutert im offenen Gespräch ihre künstlerische Position zum Thema: die persönliche Motivation, konzeptuelle Überlegungen und Umsetzungen. Die Installation ermöglicht u. a. eine assoziative, freie Annäherung an ein gesellschaftlich immer noch kaum wahrgenommenes Thema mit aktueller Bedeutung.
Das Künstlerinnengespräch wird am 11.1.2011 um 18.00 Uhr bei der Ausstellung/Installation stattfinden.
Die Ausstellung steht täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr zur Besichtigung zur Verfügung. Ein <link fileadmin uni-aktuell pressefotos januar _lagerbordelle.pdf _blank>Flyer ist vorhanden.
Sifah Tiengwan (Antifaschismusreferentin des AStA)