Gastvor­trag von Prof. Dr. em. Chris­ti­ane Floyd am 25. Mai

Im Rahmen der Ringvorlesung des Paderborner Graduiertenkollegs „Automatismen“, die in diesem Semester das Thema „Praktiken“ behandelt, wird Prof. Dr. em. Christiane Floyd am 25. Mai an der Universität Paderborn zu Gast sein. Der Vortrag mit dem Titel „Prozess, Form und Strukturentstehung – am Beispiel Softwareentwicklung“ findet in Raum E5.333 statt und beginnt um 18.15 Uhr. Christiane Floyd stützt sich auf drei miteinander zusammenhängende Erfahrungsbereiche in der Softwaretechnik: die Untersuchung von Methoden für die Softwareentwicklung, die Unterstützung evolutionärer und partizipativer Softwareentwicklung durch den Ansatz STEPS sowie die allgemeine Charakterisierung von Computerartefakten und ihres Einsatzes als autooperationale Form und situiertes Handeln.

Situierte Prozesse, in denen sich jeweils einmaliges Handeln entfaltet und vollzieht, werden von geplanten Prozessen, wie sie zum Beispiel in Prozessmodellen festgelegt sind, unterschieden und ihre Wechselwirkung wird hinterfragt. Die Modellierung in der Informatik (re)konstruiert bestimmte Gegenstandsbereiche, wobei vorfindliche operationale Formen nachgebildet oder neue operationale Formen geschaffen werden. Resultat sind Computerprogramme, die, sobald sie ausgeführt werden, in menschliche Kontexte eingehen und diese verändern. Im Hinblick auf die Fragestellung der Ringvorlesung beleuchtet Christiane Floyd insbesondere, wie diese Praktiken zur Strukturentstehung führen und inwieweit die entstehende Struktur planbar ist.

Christiane Floyd wurde 1978 als erste Frau im deutschen Sprachraum Professorin am Fachbereich Informatik der TU Berlin. 1991 wechselte sie an die Universität Hamburg, wo sie bis zu ihrer Emeritierung 2008 die Fachgruppe Software-Technik am Fachbereich Informatik leitete. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Softwareentwicklungsmethoden, menschengerechte Gestaltung von computergestützten Systemen, philosophische Grundlagen der Informatik sowie Informatik und Ethik.

Das im Mai 2008 an der Universität Paderborn eingerichtete DFG-Graduiertenkolleg „Automatismen“ versammelt Dissertationsprojekte, die Automatismen – verstanden als Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen – im Feld der Medien, der Informationstechnik und der Kultur untersuchen. Konstitutiv ist der Brückenschlag zwischen Kulturwissenschaft und Informatik. Weitere Informationen unter: www.upb.de/gk-automatismen.

Foto: Prof. Dr. em. Christiane Floyd
Foto: Prof. Dr. em. Christiane Floyd