Der deutsche Computerpionier entwickelte 1941 den ersten programmierbaren Computer der Welt
Denkt man heutzutage an Computer, verbindet man diese schnell mit den großen Weltfirmen aus den USA. Die Grundlage für den modernen Computer, wie wir ihn kennen, wurde allerdings in Deutschland gelegt. Der Bauingenieur, Erfinder und Unternehmer Konrad Zuse baute im Jahr 1941 mit der sogenannten Z3 den ersten programmierbaren Computer der Welt. Anlass genug, um das Jahr 2010 als „Zuse-Jahr“ zu feiern und Anlass genug für die Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik der Universität Paderborn, den ältesten Sohn von Konrad Zuse, Prof. Dr.-Ing. Horst Zuse, zum einmal pro Semester stattfindenden Fakultätskolloquium einzuladen.
„Heutzutage gibt es eigentlich kein Gerät mehr, das ohne einen Prozessor auskommt. Die Entwicklung von Konrad Zuse hat die Gesellschaft grundlegend verändert und beeinflusst. Umso glücklicher sind wir als Fakultät, die maßgeblich das Motto der Paderborner Hochschule als Universität der Informationsgesellschaft lebt, dass Sie uns im Zuse-Jahr besuchen“, so Prof. Dr. Franz J. Rammig, Dekan der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik, in seinen einleitenden Worten.
Im Anschluss referierte Horst Zuse, der an der Hochschule Lausitz und der Technischen Universität Berlin im Fachbereich Informatik lehrt und forscht, vor rund 240 Zuhörern über den „Ursprung des Computers“. Dabei ging er auf die frühen Rechnerentwicklungen in den USA und Großbritannien ein und präsentierte gleichzeitig anhand von Geschichten, Bildern und kurzen Videosequenzen das Leben und Wirken des am 22. Juni 1910 in Berlin geborenen Konrad Zuse. Dazu gehören dessen legendäre Rechenmaschinen Z1 bis Z4, die er in der Zeit von 1936 bis 1945 baute, und die Zuse KG. Die Firma mit Sitz im Raum Hünfeld bei Fulda begann 1949 als erstes Unternehmen mit einer kommerziellen Produktion von Computern und ging nach ihrer Insolvenz im Jahr 1967 in die Siemens AG über.
Horst Zuse gelang es im Rahmen seines Vortrages, besonders die rasante technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte darzulegen. „Die Z3 meines Vaters hatte eine Rechenoption pro Sekunde und war 1941 revolutionär. Heutige Rechner leisten in der selben Zeit Millionen Rechenoptionen“, erklärte Zuse, der gleichzeitig mit Bedauern feststellte, dass von den ganzen alten Computerfirmen wie AEG, Telefunken, Olympia oder eben der Zuse KG nur noch ein Unternehmen übrig geblieben sei, IBM.
„Beim Unternehmen meines Vaters war es so, dass die Produktions- und Entwicklungskosten enorm zunahmen. Staatliche Förderungen gab es damals für derartige technische Neuerungen nicht. Der Wert wurde nicht erkannt. Was mein Vater mit seinen Maschinen wirklich gebaut hatte, wurde erst viel später bewusst, denn vom Prinzip her arbeiten heutige moderne Computer nach dem gleichen logischen Muster“, betonte Zuse, der in seinem Büro in Berlin aktuell ein Modell des Z3 seines Vaters nachbaut. Der Basteltrieb liegt in der Familie, denn Konrad Zuse bastelte den Z1 erstmalig im Wohnzimmer seiner Eltern.
Von der Entwicklung Konrad Zuses profitiert hat natürlich auch das Paderborn Center for Parallel Computing (PC2), das im Bereich der Hochleistungsrechner forscht. Diese werden beispielsweise für die Medikamentenentwicklung, Klimaberechnungen oder aber die Darstellungen von Molekülen in der Biochemie benötigt. „Ich denke, dass man aus der Geschichte von Konrad Zuse besonders lernen kann, sich nie durch vorgefertigte Meinungen beeinflussen zu lassen. Es sind gerade die anfangs belächelten, außergewöhnlichen Ideen, die am Ende Pionierarbeit leisten“, so der Vorstandsvorsitzende des PC2, Prof. Dr. Holger Karl.