Insgesamt zwei Verlängerungen, 27 Promovenden und ein Gesamtvolumen von 3,1 Millionen Euro. Die Zahlen des Graduiertenkollegs „Wissenschaftliches Rechnen“ sind beeindruckend und ein Beleg für den Erfolg des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten und in das Paderborner Institut für Wissenschaftliches Rechnen (PaSCo) eingebundenen Kollegs der Universität Paderborn. Gestartet im Jahr 2001, erreichte es nun seine maximale Laufzeit und wurde im Rahmen einer Abschlussveranstaltung im Paderborner Hotel Arosa feierlich beendet.
„Ein Ende kann auch der Beginn von etwas Neuem sein“, ließ Prof. Dr. Michael Dellnitz, Vorsitzender des PaSCo und Sprecher des Graduiertenkollegs, während seiner Begrüßungsansprache gleich aufhorchen. „Wir schauen bereits in die Zukunft und möchten dort versuchen, im Rahmen der neu ausgeschriebenen Exzellenzinitiative den Aufbau einer Graduiertenschule zu schaffen“, führte Prof. Dellnitz weiter aus. Nach dem derzeitigen Stand der Planungen wird das Pasco dafür einen wichtigen Baustein darstellen. Es wäre die Fortsetzung einer Einrichtung, die sich laut dem Vizepräsidenten für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Paderborn, Prof. Dr. Wilhelm Schäfer, als „eine der Zierden der Hochschule entwickelt und behauptet hat. Es ist eine Auszeichnung für die Stipendiaten, die in diesem Graduiertenkolleg promoviert haben.“ Glückwünsche zum erfolgreichen Graduiertenkolleg überbrachte auch der Bürgermeister der Stadt Paderborn, Heinz Paus.
Mit seinem Festvortrag „Mit Mathematik unters Messer“ beschrieb Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Deuflhard, Professor an der Freien Universität Berlin und Präsident des renommierten Zuse-Instituts, die Anwendungsmöglichkeit von Mathematik in einem Operationssaal. Er entwickelt Verfahren, die es erlauben, bereits vor einer Operation in der Gesichtschirurgie das spätere Aussehen des Gesichtes zu berechnen. Bei komplexen Eingriffen im Mund- und Kieferbereich gehören er und seine Mitarbeiter mittlerweile genauso wie z. B. ein Kieferorthopäde zum Beratungsteam des Chirurgen. Dem Patienten selber ist es nun möglich, im Vorfeld seiner Operation eigenständig am PC mit seinem späteren Aussehen zu experimentieren.
Zu den von Prof. Schäfer genannten Stipendiaten des Graduiertenkollegs gehören auch Dr.-Ing. Sanaz Mostaghim, Dr. Valentina Damerow und Dr. Gereon Frahling, die von ihrem Werdegang in der Forschung, im Wissenschaftsmanagement und der Wirtschaft berichteten. Sanaz Mostaghim, die als erstes Mitglied des Kollegs im Jahr 2004 den Doktortitel in Empfang nahm und in diesem Sommer ihre Habilitationsschrift beim Karlsruher Institut für Technologie einreichen will, erinnert sich gerne an die Zeit an der Pader zurück. Sie sieht ihre Promotion in Paderborn als hervorragendes Sprungbrett für ihre wissenschaftliche Karriere. Valentina Damerow, die bereits am Gymnasium Theodorianum ihr Abitur gemacht hat und heute für die DFG in Bonn tätig ist, stimmt dem ebenso zu wie Gereon Frahling, der sich sicher ist: "Ohne die Forschungsthemen, die ich in Paderborn kennengelernt habe, wäre ich garantiert nie bei Google in New York gelandet." Im Jahr 2007 gab er seine Stelle bei dem weltbekannten Internetunternehmen auf, um nach Deutschland zurückzukehren und in Köln das Unternehmen „Linguee GmbH“ zu gründen, mit dem er 2008 den MultiMedia-Award des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie gewann.
In dem seit neun Jahren an der Universität Paderborn bestehenden Graduiertenkolleg „Wissenschaftliches Rechnen" bearbeiten Doktoranden interdisziplinäre Forschungsprojekte aus den Schnittstellenbereichen zwischen Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften. Das „Wissenschaftliche Rechnen“ umfasst dabei ebenso die mathematische Modellierung von Natur- oder Ingenieurwissenschaftlichen Problemen, die Entwicklung und Implementierung numerischer Methoden und Algorithmen zu ihrer Lösung sowie die Grundlagenforschung über algorithmische und komplexitätstheoretische Fragestellungen. Aktuell arbeiten im Graduiertenkolleg „Wissenschaftliches Rechnen“ noch sieben Stipendiaten an ihrer Promotion.
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Das „Paderborner Institut für Wissenschaftliches Rechnen“ (PaSCo) ist eine interdisziplinäre Einrichtung der Universität Paderborn. Eine wesentliche Zielsetzung besteht darin, eine Brücke zwischen den verschiedenen Bereichen des universitären wissenschaftlichen Rechnens und realen Problemen zu schlagen. Dadurch ergibt sich eine enge Kooperation zwischen anwendungsorientierten Ingenieur- und Naturwissenschaften und den Grundlagendisziplinen in Mathematik und Informatik. Auf diese Weise können durch den Einsatz modernster Algorithmen, numerischer Verfahren und entsprechender Realisierungen in Software schwierige Anwendungsprobleme gelöst werden. Die Universität Paderborn bietet dafür mit ihrem Profil als „Universität der Informationsgesellschaft“ ein ideales Umfeld.