Prof. Dr. Norbert Köckler wurde zum Wintersemester 1978/79 an die damalige Gesamthochschule Paderborn berufen, um das Fach Numerische Mathematik aufzubauen. Am 19. April wird der Mathematiker im Rahmen eines Festkolloquiums in den Ruhestand verabschiedet. Beginn ist um 18 Uhr im Hörsaal D1.
„Die Numerische Mathematik war zu Beginn meiner Zeit an der Universität Paderborn nicht vertreten. Mittlerweile wird sie durch drei Lehrstühle repräsentiert“, blickt Prof. Köckler zurück. Der 65-Jährige kam damals aus der Industrie, wo er unter anderem Schwingungen und Belastungen hoher Schornsteine in Erdbeben- und extremen Windregionen berechnet hatte. Darüber hinaus galten seine Interessen der parallelen Numerik, der Konstruktion von Problemlöseumgebungen und schließlich der Gestaltung elektronischer Dokumente durch multimediale Anteile, die den Einsatz der numerischen Methoden verdeutlichen.
Anfang der 1990er Jahre war es seine Arbeitsgruppe, die in einem Europa-Projekt das erste elektronische Buch auf seinem Fachgebiet entwickelte. „Die Nähe zu konkreten Problemen, sei es nun bei der Eigenschwingung des Daches der Schalker Veltins-Arena, der Förder-Logistik des Flughafens von Shanghai oder dem Wechselkurs-Gleichgewicht Europas vor dem Euro, hat meine Arbeit immer begleitet. Denn überall stecken interessante mathematische Probleme“, erklärt Köckler. Im Rahmen seiner damaligen Arbeit konnte er sich zahlreiche nationale und internationale Industriekontakte aufbauen – so unter anderem zu dem Madrider Unternehmen „Agroman“, der Firma Xerox aus San Francisco oder zu NAG in Oxford.
An der Universität Paderborn hat er einige Doktor- und fast hundert Diplom-Arbeiten betreut, viele davon in Zusammenarbeit mit Industriepartnern und Kollegen aus den Ingenieurfächern sowie aus der Volks- und Betriebswirtschaft. Darüber hinaus war er von 1985 bis 1989 Dekan des Fachbereichs 17 für Informatik und Mathematik. In diese Zeit fiel der verstärkte Aufbau der Informatik, welche durch die großzügige Unterstützung von Heinz Nixdorf einen zusätzlichen Schub erhielt. „Die Beziehung zwischen den Fächern Mathematik und Informatik war mir immer ein Anliegen. Ich bin froh, dass ich in meinen zwei Amtszeiten als Dekan aktiv etwas zu der erfolgreichen Entwicklung dieser Fächer beitragen konnte“, so Prof. Köckler, der zudem auch als Senator und in zahlreichen Kommissionen wirkte.
Ende der 1980er Jahre begann er an der Universität Paderborn mit dem Aufbau des Fachs Technomathematik, als dessen Vater er bezeichnet werden kann. An der Akkreditierung der Bachelor- und Master-Studiengänge zu diesem Fach hat Prof. Köckler in den letzten Jahren aktiv teilgenommen. Darüber hinaus hatte er auch stets den Nachwuchs im Blick. Dementsprechend organisierte er vier Jahre lang gemeinsam mit dem Paderborner Krankenhaus St. Josef einen jährlich stattfindenden Schüler-Workshop zum Thema Computer-Tomographie, um die Jugend für die Mathematik zu begeistern. Der Workshop wird auch in Zukunft weiterlaufen.
Darüber hinaus hat er drei Lehrbücher zu seinem Fachgebiet geschrieben, mit einem vierten hat er gerade begonnen. „Für mich ist das ein sanfter Übergang in den Ruhestand und somit besser als ein absoluter Sinkflug“, schmunzelt Prof. Köckler.