In naher Zukunft soll die Universität Paderborn flächenmäßig durch mehrere Neubauten erweitert und ihr Bestand modernisiert werden. Am heutigen Montag startete an der Uni ein einwöchiger Workshop, in dem Teams aus Städteplanern und Landschaftsarchitekten konkurrierend an Ideen für die bauliche Entwicklung des Uni-Campus arbeiten. Ziel des von der Hochschule und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) ausgelobten Wettbewerbs ist ein Masterplan, der die städtebaulichen und freiraumplanerischen Entwicklungspotenziale des Campus in Bauabschnitten aufzeigt.
„Die derzeitigen Bauplanungen sind von solch großem Umfang, dass sie den Campus entscheidend verändern werden. Deshalb möchten wir mit diesem Workshop ein Optimum für die bauliche Weiterentwicklung der Uni erreichen. Er soll eine Perspektive für die nächsten fünf bis zehn Jahre bieten“, erklärt Dr. Martina Gerdes-Kühn, Baudezernentin der Uni. Allein durch die vom Land bereitgestellten Mittel im Rahmen des Hochschulmodernisierungsprogramms (HMOP) soll die Fläche des Campus – bisher knapp 90.000 Quadratmeter – um 21 Prozent wachsen, einschließlich des Bauvorhabens Zukunftsmeile Fürstenallee. Im Rahmen des Ideenworkshops ist der Bedarf noch weiter gedacht: Die Architekten-Teams sind auch mit der Entwicklung von drei bis vier zusätzlichen Instituts- und Forschungsgebäuden mit insgesamt 20.000 weiteren Quadratmetern Fläche beauftragt.
Zur Aufgabe der vier Teams aus ganz Deutschland gehören noch sechs weitere Bausteine: Entwürfe für ein Institutsgebäude (12.600 Quadratmeter) und Parkpaletten mit 400 Stellplätzen im Rahmen des HMOP, für die Erweiterung der Bibliothek (um ca. 2.000 Quadratmeter) und der Mensa (um ca. 600 Quadratmeter), für die Freiraumplanung mit Anbindung an den Sportcampus und für die Neugestaltung des Haupteingangs.
Letztere ist gerade für Uni-Kanzler Jürgen Plato ein zentrales Anliegen. Die Uni soll in Zukunft einen erkennbaren Haupteingang bekommen, soll insgesamt sichtbarer in Stadt und Region werden. „Wer in fünf Jahren eine Postkarte von Paderborn sieht, der soll nicht nur den Dom als sichtbares Merkmal erkennen, sondern auch die Uni.“ Denkbar sei etwa der Bau eines „Wissenschaftsturms“ an der Uni-Front oder auch ein großes, illuminiertes Namensschild.
Ziel des Workshops ist, das Leitbild der Universität der Informationsgesellschaft, verbunden mit Schlagworten wie Kommunikation, Kooperation und Information, aber auch Interdisziplinarität, in ein räumlichbauliches Konzept zu transportieren. So soll die Uni weiterhin aus einzelnen Bauteilen konzipiert, aber gut vernetzt bleiben, damit sich Interdisziplinarität und Kooperationen räumlich gut verwirklichen lassen. Aus diesem Grund soll die Uni Paderborn auch eine Campus-Uni, eine Universität der kurzen Wege, bleiben.
In einem „Crashkurs“ vermittelten Kanzler Plato, Heinrich Micus, Niederlassungsleiter Bielefeld des BLB NRW, und Dr.-Ing. Bettina Heidberg von der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS), die den Ideenworkshop betreut, am Montag den Architekten die Situation der Uni. Schon am Nachmittag begannen die Workshop-Teilnehmer mit den Entwürfen. Nach einer Zwischenpräsentation am Dienstag, 9.3., findet am Freitag, 12.3., die Schlusspräsentation statt. Eine Empfehlungskommission aus Mitgliedern der Universität, des BLB, der Stadtverwaltung und des NRW-Innovationsministeriums sowie des NRW-Bauministeriums (siehe unten) entscheidet dann über das beste Konzept, das mit einem Preisgeld von 5.000 Euro belohnt wird. Als pauschales Honorar erhält jedes angereiste Team 15.000 Euro. Welche Bausteine des dann vorhandenen, unverbindlichen Masterplans tatsächlich realisiert werden, entscheiden dann Uni und BLB.
Text und Foto (Universität Paderborn): Frauke Döll
Die Zusammensetzung der Empfehlungskommission:
Prof. Eckhard Gerber | Städteplaner/Landschaftsarchitekt |
Heinz Paus | Bürgermeister Stadt Paderborn |
Martin Lürwer, Birgit Rohe | Stadtplanungsamt, Stadt Paderborn |
Heinz Krommen, Michael Hoppe | Innovationsministerium NRW (MIWFT) |
Mirjam Kerkhoff, Peter Paul Kebbe | Ministerium Bau und Verkehr NRW (MBV) |
Jürgen Plato | Kanzler Universität Paderborn |
Prof. Dr. Nikolaus Risch | Präsident Universität Paderborn |
Dr. Martina Gerdes-Kühn | Universität Paderborn |
Ferdinand Tiggemann | BLB NRW, Zentrale |
Heinrich Micus | BLB NRW, Niederlassungsleiter Bielefeld |
Catrin Hedwig | BLB NRW, Niederlassung Bielefeld |
Übersicht Baumaßnahmen der Universität Paderborn
Seit Jahren arbeitet der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW gemeinsam mit der Hochschulleitung intensiv daran, die Universität in Anbetracht steigender Studierendenzahlen strategisch auszubauen – um Studierenden, Forschung und Lehre buchstäblich mehr Raum zu geben. Zu den Baumaßnahmen der vergangenen und kommenden Jahre hier eine Zusammenfassung.
2000: | Errichtung des Gebäudes W als Drittmittelgebäude |
2004: | Aufstockung und Erweiterung des Sportinstituts |
2004: | Errichtung des Zwischentraktes P1-P4 (Gebäudeteile P) |
Seit 2005: | Erhöhung der Zahl an Seminarraumplätzen um zwanzig Prozent |
Seit 2005: | Durch Umzüge oder Umnutzungen von z. B. Werkstätten und Laboratorien wurden insgesamt zwölf neue Seminarräume mit rund 700 Sitzplätzen geschaffen, bis Ende 2009 noch einmal vier Seminarräume mit 120 Sitzplätzen. |
2007: | Multifunktions-Hörsaal G mit 450 Sitzplätzen in Betrieb |
2007: | Parkplatz mit 130 Stellplätzen am W-Gebäude (Südring/Pohlweg) |
Weitere Umbauarbeiten und Sanierungsmaßnahmen: | |
2004: | Modernisierung des Uni-Foyers |
2004: | Modernisierung der Mensa (2004), |
2007: | Neugestaltung der Caféteria |
2008: | Teilmodernisierung der Bibliothek |
12/2009: | Aufstockung und Erweiterung NW-Gebäude abgeschlossen: 40 Büros, drei Seminarräume à 30 Sitzplätze. 800 m², 2.8 Mio. € |
Im NW-Erweiterungsbau sowie im Gebäude K sollen auch die Chemiker während der Sanierung des Gebäudes J untergebracht werden.
Im Bau oder geplant
Bis ca. 10/2010: Gebäude K
Die Chemiker erhalten vom BLB NRW mit dem Gebäude K derzeit ein neues, hochtechnisiertes Laborgebäude. Hier werden 420 Studierende und 55 Mitarbeitende des Department Chemie studieren, forschen und lehren.
Die Uni beteiligt sich mit 3,3 Millionen Euro – je zu einem Drittel aus dem Hochschulpakt 2020, der leistungsorientierten Mittelverteilung und aus Studienbeiträgen – an der Sanierung J und dem Neubau K mit einem Gesamtbauvolumen von 21 Millionen Euro.
Bis 10/2012: Gebäude J komplett kernsaniert. Dann weitere Büro- und Seminarräume sowie Hörsäle und Räume für studentisches Arbeiten. Profitieren werden insbesondere die stark ausgelasteten Fakultäten für Kulturwissenschaften sowie für Wirtschaftswissenschaften.
12/2009: Gebäude O – 1. Spatenstich Dienstag, 19.1.2010 (Einrichtung Baustelle Dez. 2009)
Informationen zum „Bauteil O“ – Gebäude für Forschung, Lehre und Infrastruktur:
Die Weiterentwicklung und strategische Ausrichtung der Universität Paderborn als „Die Universität der Informationsgesellschaft“, sowie der weitere Ausbau der Qualität von Forschung und Lehre bilden die Grundlage für den Bau des Bauteils O durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW.
In dem etwa 100 Meter langen Gebäude ist im Erdgeschoss und in der Ebene 1 ein Zentrum für die Lehre mit zwei Hörsälen (240 und 117 Plätze) und drei Seminarräumen (60, 60 und 32 Plätze) geplant, das auch für Kongresse und sonstige Hochschulveranstaltungen genutzt werden kann. In der Ebene 2 wird die Infrastruktur für ein Hochleistungs-Rechenzentrum nach den neuesten sicherheitstechnischen und versorgungstechnischen Anforderungen eingeplant, sodass dort zukünftig das Zentrum für Informations- und Medientechnologie (IMT) und das Paderborn Center for Parallel Computing (PC²) entsprechend dem aktuellen Stand der Technik untergebracht werden kann. In den Ebenen 3 und 4 werden eine Vielzahl von fachspezifischen Labor- und Seminarräume errichtet, die für die Forschung und Lehre und die Unterbringung eines neuen Instituts vorgesehen sind. Auf allen Ebenen des Gebäudes werden in großflächig angelegten Flurbereichen Flächen für Studentisches Arbeiten und Lernen eingerichtet.
Bis Juli 2011 soll das zusätzliche, 15 Millionen Euro teure, Uni-Gebäude fertig gestellt sein. Hiervon investiert der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW 10 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Uni beläuft sich hier auf 5 Millionen Euro.
Die Planung und Ausführung der Baumaßnahme erfolgt durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn.
Bis Mitte 2013 fertig (siehe auch Seite 4):
Darüber hinaus hat die Uni 34,8 Millionen Euro aus dem Hochschulmodernisierungsprogramm der Landesregierung für drei Ersatzgebäude mit insgesamt 9.560 qm Nutzfläche erhalten.
Zusätzlich:
- Zukunftsmeile Fürstenallee
- weitere Sanierungsmaßnahmen
Gebäudeplan der Universität Paderborn – Baumaßnahmen
Großbild: gebaeudeplan_2300x1660.png
Bauliche Entwicklung der Universität Paderborn seit 2009
Jahr der Fertigstellung | Maßnahme | Flächenzu- wachs | Kosten | Art der Finanzierung |
2009 | Aufstockung und Anbau Halle NW | 800 m² | 2.8 Mio. € | DFG- Programmpauschale, Zinsen |
2010 | Neubau Laborgebäude K | 2.465 m² | 13,8 Mio. € | Mietbudget des Landes, 1,1 Mio. € Studienbeiträge, 1,1 Mio.€ Hochschulpakt, 1,1 Mio. € LOM, BLB |
2010 | Sanierung Sanitäranlagen Sport | 0 m² | 1,1 Mio.€ | Konjunkturpaket 2, BLB |
2010 | Erweiterung Kälteversorgung | 0 m² | 1,4 Mio. € | Konjunkturpaket 2 |
2011 | Neubau Gebäude O | 3.150 m² | 15 Mio. € | Mietbudget des Landes, DFG- Programmpauschale, Zinsen, Studienbeiträge |
2011 | Zukunftsmeile Fürstenallee | 3.000 m² | 11.5 Mio. € | Land, Universität, Stadt Paderborn, Kreis PB |
2012 | Grundsanierung Gebäude J | 0 m² | 7,0 Mio. € | Mietbudget des Landes, BLB |
2011 | Ersatzgebäude als Seminargebäude, Parkpalette als Ersatz überbauter Kfz-Stellplätze | 1.760 m² | 10,5 Mio. € | HMOP, 6% Eigenanteil Universität |
2012 | Ersatzgebäude als Anbau an die Halle IW | 800 m² | 3,2 Mio. € | HMOP, 6% Eigenanteil Universität |
2013 | Ersatzgebäude als Neubau | 7.000 m² | 21,1 Mio € | HMOP, 6% Eigenanteil Universität |
Mit den laufenden Sanierungsmaßnahmen werden bis 2013 über 100 Mio. € in die bauliche Entwicklung, Sanierung und Instandhaltung der Universitätsliegenschaften investiert.
Diese Investitionen zeigen die Dynamik und die Aufbruchstimmung, die an der Universität Paderborn herrscht und seit Jahren gepflegt wird.
Abkürzungen:
BLB: | Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW |
DFG: | Deutsche Forschungsgemeinschaft |
HMOP: | Hochschulmodernisierungsprogramm |
LOM: | Leistungsorientierte Mittelverteilung |