Viele wohl wollende Töne zur Amtseinführung des neuen Kanzlers der Universität
VON HANS-HERMANN IGGES. Erst stellvertretender, dann kommissarischer, hernach amtierender, darauf gewählter, schließlich designierter und seit 21. Juni per Ernennungsurkunde der wirkliche Kanzler der Universität Paderborn: Jürgen Plato zählte sie alle genussvoll auf, die vielen Stationen seines langen Starts ins Kanzleramt seit dem September 2004. Der endete gestern offiziell mit der akademischen Feier zur Einführung.
Mehr als 400 Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaft, Politik und Kultur der Region kamen dazu ins "Auditorium maximum" der Universität, voran Paderborns Bürgermeister Heinz Paus, der keinen Zweifel an einer auch in der Ära des dritten Kanzlers der Universität guten Zusammenarbeit ließ. Dr. Michael Stückradt, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie und selbst bis vor kurzem Kanzler der RWTH Aachen, hatte quasi als "Gastgeschenk" die Zusage der NRW-Landesregierung dabei, zuletzt Zuviel gezahlte Mittel an die Hochschulen im Land in Höhe von 22,5 Millionen Euro im nächsten Jahr nicht zu verrechnen.
Für die angekündigten Studiengebühren von maximal 500 Euro pro Semester - diese sollen die Hochschulen jedoch selbst beschließen - wiederholte Stückradt die Kreditzusage der Landesregierung: Jeder Studierende könne sich die Mittel bei der NRW-Bank leihen und - wie BaföG-Mittel - müsse sie erst dann zurückzahlen, wenn nach dem Studium Geld verdient wird. Weiteres Steuerungsmittel zur Verbesserung der Lage der Hochschulen sei die in Aussicht stehende größere Autonomie in den Entscheidungen.
Auch Rektor Prof. Dr. Nikolaus Risch wertete größere Hochschulautonomie und "sozial verträglich gestaltete" Studiengebühren positiv. Staat und Wirtschaft seien aber weiterhin gefordert, ihre Mittel für Forschung und Lehre zu erhöhen. Herausforderungen und ihre Geschwindigkeit seien so groß geworden, dass man glücklich sei, mit Jürgen Plato "einen erfahrenen und mit allen Wassern gewaschenen Verwaltungsfachmann" als neuen Kanzler zu haben. Risch: "Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort" - kein typischer Beamter, kein Bremser, unverwechselbar, ein sensibler Macher mit Humor, der aber auch hart sein könne.
Der derart charakterisierte Jürgen Plato zeigte sich darüber durchaus bewegt, gab aber unumwunden zu: "Eine Erkenntnis aus der neuen Tätigkeit als Universitätskanzler ist, dass sie immense Anforderungen stellt, die man zumindest in den ersten hundert Tagen nicht erfüllen kann." Als "so eine Art Betreiberverantwortlicher für die Universität" mache er aber keinen Hehl daraus, dass ihm die tägliche Annahme der vielfältigen Herausforderungen "mächtig viel Freude" bereite. Sein Optimismus, diese zu bewältigen, werde auch genährt durch die Ankündigung des neuen Innovationsministeriums zur künftigen Finanzierung der Universitäten. Plato: "Wir dürfen uns über den Einsatz der beiden Insider, Professor Andreas Pinkwart als Minister und Dr. Stückradt als Staatssekretär, sicher freuen."