Es ist sicherlich noch nicht oft vorgekommen, dass eine Fakultät für Kulturwissenschaften an einen promovierten Mathematiker die Ehrendoktorwürde verliehen hat. Genau diese überreichte nun aber Prof. Dr. Volker Peckhaus, Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn, vor zahlreichen Gästen bei einer Festveranstaltung am gestrigen Mittwoch an den Ministerpräsidenten a. D. Dr. Reinhard Höppner.
„Sie schaffen es auf herausragende Art und Weise, naturwissenschaftlich-technisches Denken und kulturell-politisches Handeln sowie Religiosität miteinander zu verbinden. Dadurch weisen Sie eine große Nähe zu einigen Forschungsgebieten an unserer Fakultät und insgesamt zu dem Profil der Universität Paderborn auf“, so Prof. Peckhaus über die Beweggründe zur Verleihung der Ehrendoktorwürde. Prof. Dr. Eva-Maria Seng ergänzte in ihrer Laudatio: „Sie verkörpern den kulturpolitisch Handelnden unter der Maxime der christlichen Verantwortung.“
Dr. Reinhard Höppner ist seit 2001 erst die zweite Persönlichkeit, der eine derartige Auszeichnung aus der Fakultät für Kulturwissenschaften zuteil wird. Der 60-jährige Diplom-Mathematiker gehörte zu den Mitbegründern der SDP, später SPD, in der ehemaligen DDR und war von 1994-2002 Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt. Von 2001-2007 war er zudem im Vorstand des Deutschen Evangelischen Kirchentags und amtierte von 2005 bis 2007 als dessen Präsident in Köln. Der Fakultät für Kulturwissenschaften ist Höppner auch durch seine Beiratstätigkeit beim Übersetzungsprojekt „Bibel in gerechter Sprache" verbunden. Zudem war er im März 2007 Gastredner bei einer vom Lehrstuhl für materielles und immaterielles Kulturerbe ausgerichteten Paderborner Tagung zum Thema „Arbeit".
„Es freut uns, Sie ehren und vielleicht auch etwas an unsere Universität binden zu können. Sie sind in der Lage, Brücken zu bauen und stehen für Interdisziplinarität. Dies sind Dinge, die für uns von zentraler Bedeutung sind“, fand auch Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch anerkennende Worte. Dr. Höppner, dessen neuestes Buch „Wunder muss man ausprobieren. Der Weg zur deutschen Einheit“ erst vor wenigen Wochen erschienen ist, behandelte im Anschluss an die Verleihung der Ehrendoktorwürde in seinem Vortrag „Die Grenzen der Grenzenlosigkeit“ aktuelle Fragen der Globalisierung.
Dabei betonte Höppner, dass durch die Globalisierung und die neuen Medien mittlerweile alles grenzenlos scheint, es aber noch lange nicht so ist: „Das Leben an sich ist endlich. Ebenso die Erde, bei der wir mittlerweile immer öfter merken, dass wir beispielsweise ihre Ressourcen nicht unendlich ausbeuten und das Klima nicht unendlich belasten können. Schon alleine dadurch sind uns Grenzen gesetzt. Irgendwann wird auch das immer propagierte quantitative Wachstum an seine Grenzen stoßen. Doch das ist noch lange nicht das Ende, denn danach kommt die Reife und die Entwicklung zu wahrer Qualität.“ Die Globalisierung habe allerdings auch eine große menschliche Vielfalt zu Tage gefördert. Eine Vielfalt, vor der „wir uns nicht abgrenzen, sondern die wir als Lebenschance begreifen sollten“, schloss der neue Ehrendoktor der Universität Paderborn.