Der Mathematik-Professor Hartmut Spiegel von der Universität Paderborn wird am 9. Februar 65 Jahre alt und tritt Ende Februar in den Ruhestand ein.
Nach Kindheit und Jugend in Jena sowie Abitur in Hannover studierte Hartmut Spiegel in Tübingen Mathematik, wurde in diesem Fach promoviert und legte danach das Erste Staatsexamen als Grundschullehrer ab. Nach beruflichen Stationen an den Pädagogischen Hochschulen in Reutlingen, Worms und Landau nahm er 1979 einen Ruf auf eine Professur für Mathematik und ihre Didaktik an der Universität (damals noch ‑Gesamthochschule) Paderborn an. Inzwischen kann er also auf 59 Semester Lehr‑, Forschungs- und Entwicklungstätigkeit in Ostwestfalen-Lippe zurückblicken.
In dieser Zeit hat er die Paderborner Grundschullehrerausbildung in Mathematik maßgeblich geprägt und dadurch entscheidend zum landes- und bundesweit guten Ruf dieser Ausbildung beigetragen. Bekannt wurde er für seine eigene Begeisterung für die Mathematik und seine Fähigkeit, diese Begeisterung auf viele Generationen von Studenten zu übertragen. Und das nicht zuletzt mit dem Ziel, dass die fertigen Lehrer ihrerseits den Kindern im Unterricht Freude an der Mathematik vermitteln. Eine eindrucksvolle Demonstration seines Erfolges bei den Studenten erlebten die Teilnehmer seiner letzten Vorlesung am vergangenen Dienstag: Zahlreiche Ehemalige waren, z. T. von weit her, angereist, um ihn noch einmal zu hören.
Die Studenten waren nicht nur seine Hörer, sondern intensiv in seine Forschungen zum mathematischen Denken von Kindern einbezogen. Über viele Jahre entstanden dabei u. a. zahlreiche eindrucksvolle Videoaufnahmen, die überraschende Einblicke bieten, wie Kinder wirklich denken. Diese Dokumente wurden wiederum wesentliche Grundlage einer praxisorientierten Lehrerbildung. Die offizielle Verabschiedung wird im Juni mit einem wissenschaftlichen Kolloquium stattfinden.
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Eine der Früchte dieser langjährigen Arbeit ist das gemeinsam mit dem Dortmunder Kollegen Christoph Selter verfasste Buch „Kinder & Mathematik – Was Erwachsene wissen sollten“, das sich bei Studenten, Lehrern und Allen, die sich für Kinder interessieren, großer Beliebtheit erfreut. Über das Buch, das bisher über 20 000 Mal verkauft wurde, schrieb Ranga Yogeshwar: „Das vorliegende Werk ist überfällig ...“.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit war und ist die Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsanregungen und ‑materialien. So ist z. B. das Heft mit dem passenden Namen „Spiegeln mit dem Spiegel“ mittlerweile ein Klassiker. Und seit einigen Jahren zieht das Spiel „PotzKlotz“ nicht nur Schüler, sondern auch Erwachsene bis ins hohe Alter in seinen Bann. An der Konzeption dieses Denkspiels und an so mancher Entwicklungs- und Forschungsarbeit war Hartmut Spiegels Frau Jule, die selbst Grundschullehrerin ist, wesentlich beteiligt.
Hartmut Spiegel hielt sich mehrfach als Gastprofessor in den USA auf. Er war Organisator und Moderator von zahlreichen Konferenzen. Er war und ist stark nachgefragt als Referent in der Lehrerfortbildung in ganz Deutschland, aber auch in Südtirol und der Schweiz. Auf besondere Begeisterung stößt dabei seit einiger Zeit das neu entwickelte „Mathe-Kabinett-unterwegs“.
Hartmut Spiegel wird sich in Zukunft nicht ausruhen, sondern nach der Pflicht kommt jetzt die Kür. Er wird Studenten bei Examensarbeiten, in Seminaren und Praktika betreuen, sich neue Materialien ausdenken, Buchprojekte vorantreiben, Vorträge halten und Workshops in der Lehrerfortbildung durchführen. An vielen dieser Aktivitäten wird seine Frau beteiligt sein, nachdem sie auch gerade in den Ruhestand eingetreten ist.
Das Ehepaar Spiegel hat nun mehr Zeit für private Unternehmungen: Ausgiebige Bewegung an der frischen Luft in Form von Radfahren, Wandern, Schwimmen. Dazu gehören natürlich auch das Lesen, das Reisen und nicht zuletzt viel gemeinsame Zeit mit mittlerweile drei Enkelkindern.
