Am vergangenen Freitag war die CDU-Mehrheitsfraktion des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) an der Universität Paderborn zu Gast, um sich über die Neue Paderborner Bahntechnik (NBP) und das innovative Verkehrssystem „RailCab“ zu informieren. Etwa 10 Millionen Euro wurden bislang in das Projekt investiert, das sich zurzeit in einer entscheidenden Phase befindet.
Die Idee hinter „RailCab“ ist die Schaffung eines automatisierten Personen- und Güterverkehrs, der aus kleinen fahrerlosen Fahrzeugen besteht. Diese so genannten „RailCabs“ werden vom Kunden per Mobiltelefon oder über das Internet geordert. Sie transportieren Personen und Güter zielrein, so dass beliebige Orte individuell und ohne Umsteigen beziehungsweise Umladen angefahren werden können. Zwei Versuchsfahrzeuge sind bislang gebaut und auf der 2003 an der Universität errichteten Versuchsstrecke getestet worden.
Die Forschungsinitiative „Neue Bahntechnik Paderborn“ (NBP) gründete sich 1997 an der Universität Paderborn. Ihr gehören Wissenschaftler und Studierende von insgesamt sieben Lehrstühlen aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik sowie Wirtschaftswissenschaften und Informatik an. „Wir haben die Grundlagenforschung fast beendet und müssen jetzt darauf hinarbeiten, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Dafür muss nun allerdings der Schritt von einem Forschungsprojekt der Universität zu einem Industrieprojekt erfolgen“, erklärte Projektleiter Dr.-Ing. Ansgar Trächtler, Professor in der Fachgruppe Regelungstechnik und Mechatronik der Fakultät für Maschinenbau.
Rund 20 Millionen Euro würde der nächste Planungsschritt – der Bau einer zwei bis drei Kilometer langen Teststrecke – kosten. Auf dieser sollen die bislang geleisteten technischen Forschungen erprobt werden. 100 Millionen Euro sind dann dafür veranschlagt, wenn nach erfolgreichem Abschluss der technischen Tests in etwa vier Jahren das eigentliche Ziel umgesetzt werden soll: Personen vom Paderborner Hauptbahnhof per „RailCab“ zum zwanzig Kilometer entfernten Flughafen Paderborn/Lippstadt zu transportieren und die innovative Technik generell zu vermarkten.
„Ein vergleichbares Projekt gibt es nicht. Es hat jetzt aber eine Dimension erreicht, die die Mittel einer Universität übersteigt“, so Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch. Daher haben die RailCab Development GmbH und die Universität Paderborn kürzlich ein Vertragswerk ausgearbeitet, in dem die Hochschule ihre Rechte an „RailCab“ an die Development GmbH abtritt, so dass diese nun aktiv an die Industrie herantreten kann. Einige Interessensbekundungen gibt es laut Prof. Trächtler bereits. Geprüft werden sollen auch die Möglichkeiten, EU-Fördermittel zu bekommen.
Ob die NBP auf Hilfe des Zwecksverbandes NWL hoffen kann, steht ebenfalls noch nicht fest. NWL ist der Dachverband der Nahverkehrsregionen Ruhr-Lippe (ZRL), Münsterland (ZVM), Ostwestfalen-Lippe (WOWL), Westfalen-Süd (ZWS) und des Nahverkehrsverbundes Paderborn/Höxter (NPH). Die Verbandsversammlung des NWL besteht aus insgesamt 45 Vertretern der fünf Verkehrsräume. Die CDU-Fraktion stellt mit etwa 30 Abgeordneten die Mehrheit.
„Im Rahmen des fünfjährigen Finanzkonzepts ist ein Betrag von 11 Millionen Euro für neue Techniken im Finanzplan des Verkehrsministeriums vorgesehen. Da diese allerdings nicht direkt zugeordnet sind, heißt das nicht, dass die Mittel auch nach Paderborn fließen. Fakt ist, dass jetzt klare Signale an das Land und die Wirtschaft gehen müssen, damit das RailCab-Projekt eine Zukunft hat“, meinte Dr. Helmut Bentler. Der Fraktionsvorsitzende hatte sich im Kreistag Paderborn bereits erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Almetalbahntrasse planungsrechtlich auch für das RailCab bereitsteht. Initiiert wurde die Veranstaltung von der Stabsstelle Hochschulnetzwerk und Fundraising der Universität.