Hella, Wincor Nixdorf und ThyssenKrupp Transrapid – Von Mathematik profitiert
„Wer braucht schon Mathematik?“ – Die Antwort auf diese provokante Frage fiel im Rahmen des Symposiums „Wirtschaft trifft Mathematik“ des Instituts für Industriemathematik (IFIM) eindeutig aus: Jeder. Das 2005 an der Universität Paderborn gegründete Institut versteht sich als Schnittstelle zwischen mathematischer Forschung und industrieller Anwendung. Die Zahl der erfolgreichen Kooperationen wächst stetig. Auch der Gastgeber des Symposiums – die Paderborner Orga Systems GmbH – baut auf die Zusammenarbeit mit der heimischen Hochschule. „81 Prozent unserer Mitarbeiter haben einen universitären Hintergrund“, sagte Rainer Neumann, CEO der Orga Systems GmbH. Die Universität Paderborn sei der wichtigste Partner im Bereich Forschung und Entwicklung.
Über diese Aussage freute sich auch der Universitäts-Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch: „Wir haben uns bewusst dem Technologietransfer geöffnet und ernten jetzt gemeinsam mit den Partner-Unternehmen die ersten Früchte.“ Dies bestätigte Prof. Dr. Franz J. Rammig als Dekan der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik: „Das IFIM ist ein alltagsnahes Beispiel für die viel geforderte Interdisziplinarität.“ Der IFIM-Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. Michael Dellnitz, unterstrich, dass „die Gewinnung von Praxispartnern eine der wichtigsten Aufgaben des Instituts“ sei. „Hier haben wir in den ersten Jahren bereits sehr viel erreicht.“
Lob für die Arbeit des IFIM gab es von prominenter Seite. Prof. Dr. Helmut Neunzert hielt den Hauptvortrag zum Thema „Mathematik für die Industrie“. Der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler gilt als Begründer der Technomathematik in Deutschland. Er machte deutlich, dass „die Industriemathematik gänzlich anders ist als die klassische Mathematik“. Wer mit der Industrie zusammenarbeite, würde schnell erkennen, dass es immer um Zeitersparnis gehe. Als Beispiele nannte er die Herstellung eines Vlieses aus Kunststoffgranulat oder die Minimierung des Abfalls beim Schleifen von Roh-Edelsteinen. „Durch den Einsatz vereinfachter Rechenmodelle haben wir in kurzer Zeit 15 Prozent Volumengewinn erzielt“, erklärte der Gründungsdirektor des Fraunhofer Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik. „Man kann mit der Mathematik also Geld verdienen“, nannte er ein gutes Argument dafür, die Kooperation mit der Mathematik zu suchen.
Drei erfolgreiche Beispiele für die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Mathematik lieferten die ergänzenden Vorträge. Dr. Thomas Weber von der Hella KGaA Hueck & Co. aus Lippstadt erläuterte, wie mathematische Gleichungen die Grundlage zur Entwicklung optimaler Autoscheinwerfer sind. Michael Nolte von der Paderborner Wincor Nixdorf International GmbH berichtete über eine abgeschlossene Kooperation mit dem IFIM, wobei die Sicherheit von Geldautomaten im Vordergrund stand. Dr.-Ing. Florian Dignath von der ThyssenKrupp Transrapid GmbH, München, referierte über eine gelungene Kooperation bei der Weiterentwicklung des Transrapid, die durch Diplomarbeiten von Paderborner Studierenden untermauert wurde.