Prof. Dr. rer. nat. Thorsten Hampel von der Universität Paderborn, verstarb am 20. August 2008 im Alter von 37 Jahren. In einem Nachruf im Namen vieler Hochschulangehöriger würdigt Prof. Dr. Reinhard Keil, Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik, seinen verstorbenen Kollegen.
Prof. Keil: „Unser lieber Freund, Mitarbeiter und Kollege Thorsten Hampel, der jetzt völlig unerwartet verstorben ist, war Juniorprofessor für Digitale Medien an der Universität Paderborn und Gastprofessor für Kooperative Medien an der Universität Wien. Kooperation bestimmte sein Leben in vielerlei Hinsicht. Bereits als studentische Hilfskraft am Laboratorium für technische Mechanik LTM der Universität Paderborn schlug er Brücken zwischen verschiedenen Disziplinen und half mit seiner Diplomarbeit und seinen späteren Forschungsarbeiten, nicht nur Möbel für computerunterstützte Lehr-/Lernumgebungen zu entwerfen und zu bauen, sondern vor allem softwarebasierte Infrastrukturen für Forschung und Lehre zu entwickeln. Als Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Informatik und Gesellschaft im Heinz Nixdorf Institut trieb er die Entwicklung einer universellen Kooperationsplattform voran und prägte den Namen sTeam. Das steht für Strukturieren von Informationen im Team und verdeutlicht zugleich seine Vorliebe für die hohe Kunst der Ingenieure, Energie in Bewegung umzuwandeln. Steam ist die englische Bezeichnung für Dampf. Zusammen mit seinem Vater hatte er nicht nur im häuslichen Keller selbst historische Dampfmaschinen gebaut, sondern verstand es auch, anderen Dampf zu machen. Die Entwicklungen mussten laufen und so organisierte er die Beteiligung an Messen und Ausstellungen, wo sTeam dem Fachpublikum und der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Höchstes Lob und Auszeichnungen erhielt er nicht nur für seine wissenschaftlichen Erfolge, sondern auch für sein persönliches Auftreten. Als Lehrender und Kollege verschaffte er sich Respekt und war Freund und Mentor gleichermaßen. Leistung und Lohn gehörten bei ihm ebenso zusammen wie Herz und Verstand oder Hand und Kopf. Mit dieser einmaligen Verbindung von Vielseitigkeit und Ganzheitlichkeit hat er sich in unseren Herzen verankert und in die Geschichte der Wissenschaft eingeschrieben. Das von der Universität Paderborn für die Lehre eingesetzte System „koaLA“ baut auf sTeam auf. Selbst im fernen China wird sTeam an der Universität von Qingdao eingesetzt. So leben seine Ideen nicht nur in wissenschaftlichen Publikationen, sondern unmittelbar im universitären Alltag auf der Welt weiter.
Freunde, Kollegen, Mitarbeiter und Studierende können es kaum fassen, dass sein Leben so unerwartet zu Ende ging. Thorsten Hampel war nicht nur ein Wissenschaftler, er war ein Kulturmensch, denn er verband als profilierter Sammler von historischen Rechenmaschinen die Vergangenheit mit der Zukunft, die er mit seinen innovativen Ideen bereicherte. Mit seiner Kooperationsfähigkeit und -bereitschaft hat er disziplinäre Grenzen in der Wissenschaft überschritten und Systeme entwickelt, die den Menschen in seiner Kooperation mit anderen bereichern und nicht danach trachten, den Menschen zu ersetzen oder überflüssig zu machen.
Einen solchen Menschen zu verlieren, ist mehr als nur ein schrecklicher Verlust. Umso mehr gilt unser Mitgefühl seiner Frau Hilde und ihren beiden kleinen Töchtern, von denen die zweite erst einen Tag nach seinem Tod geboren wurde, seiner Schwester Astrid und den Eltern Annemarie und Reinhard, die ihm alles gaben, damit er seine bereichernde Persönlichkeit entfalten konnte.“