Vom 21. bis zum 27. Juni fand im Konferenzzentrum im Londoner Stadtteil Wembley einer der bemerkenswertesten Schachkämpfe der Geschichte statt. Die Nummer 7 der Weltrangliste, der britische Großmeister Michael Adams, trat gegen das Computerschachprogramm Hydra in einem Wettkampf über sechs Partien an. Die Motivation der Kontrahenten war gesichert, da der Sponsor für jedes Remis 10.000 US-Dollar und für jeden Sieg sogar 25.000 US-Dollar in Aussicht stellte.
Der Wettkampf endete für den Großmeister mit einem Debakel - ein einziges Remis steht fünf Niederlagen gegenüber; 0,5:5,5 lautet der Endstand. Hydras hoher Matchsieg gegen einen Weltklassespieler katapultiert das Programm an die absolute Weltspitze.
Ein Schachprogramm zu entwickeln, das besser spielt als jeder Groß- oder Weltmeister, ist die schwierige Herausforderung des Hydra-Projektes. Seit Ende 2003 fördert die Firma PAL Computer Systems in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) dieses Vorhaben finanziell und hat ein internationales Entwicklerteam zusammengeführt. Mit dem eindrucksvollen Sieg gegen Adams in London ist nun der Durchbruch gelungen.
Zum Hydra-Entwicklungsteam gehören Dr. Ulf Lorenz (Universität Paderborn), der Österreicher Dr. Chrilly Donninger, der Großmeister Christopher Lutz und Projektmanager Nasir Ali. Die Spezialisten des PC² (Paderborn Center for Parallel Computing) der Universität Paderborn beraten Hydra bei der technischen Umsetzung. Die Firmen Megware (Chemnitz) und AlphaData (Glasgow, GB) lieferten die aktuelle Hardware.
Computerschach ist in der Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Burkhard Monien seit vielen Jahren fester Bestandteil bei der Suche nach neuen oder besseren Optimierungsverfahren. Schach ist hier nur eine von vielen möglichen Anwendungen, aber sicher eine der populärsten. Hier lassen sich die Ergebnisse "spielend" darstellen und sind für jedermann begreiflich. Der Erfolg von Hydra spiegelt daher auch die Fortschritte in der Forschung wider.
Laut den Autoren des Programms ist Hydra die erste und bisher einzige Schacheinheit, die eine Elo-Zahl (Bewertung der Spielstärke eines Spielers beim Schach) von deutlich mehr als 3000 erreicht. Zum Vergleich: In der Weltrangliste wird der Russe Garry Kasparow mit 2812 Punkten an der Spitze geführt. Hydra wäre somit schon heute 1 bis 2 Klassen besser als alle anderen Schachspieler.
Kontakt: Dr. Ulf Lorenz
Universität Paderborn, Fakultät EIM, Institut für Informatik
Fürstenallee 11, 33102 Paderborn, Tel: 05251 60-6731
Fax: 05251 60-6697, E- Mail: flulo@upb.de