Über 30 Jahre war Prof. Dr. Burkhard Monien Professor an der Universität Paderborn. Mit ihm begann an der damaligen Gesamthochschule Paderborn die Ära der Informatik. Als erster ordentlicher Professor dieses Faches legte Monien im damaligen Fachbereich Mathematik die Grundlagen für den heutigen Schwerpunkt der Universität Paderborn.
Aus Anlass seiner Emeritierung wurde heute im Heinz Nixdorf MuseumsForum ein Symposium eröffnet, auf dem auch Nobelpreisträger Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Reinhard Selten sprach. Fächerübergreifend widmen sich drei Tage lang über 100 Informatiker, Wirtschaftswissenschaftler und Mathematiker auf der SAGT/08, dem „Symposium on Algorithmic Game Theory“, den unterschiedlichsten Aspekten der algorithmischen Spieltheorie, dem jüngsten Forschungsschwerpunkt des theoretischen Informatikers Monien.
Gast der Veranstaltung war auch Dr. Herbert Friedrich Bode aus dem Innovationsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Sehr positive Erfahrungen habe er mit Prof. Monien gemacht, bekannte der Ministerialrat aus Düsseldorf, als er vor rund 20 Jahren Bleibeverhandlungen mit dem Paderborner Informatiker zu führen hatte. Als Ergebnis stand damals fest: Monien bleibt in Paderborn und die Universität erhält ein Zentrum für paralleles Rechnen, das PC². Damit konnte Monien über viele Jahre erfolgreich in Paderborn arbeiten, doch technische Entwicklungen wie z. B. das Internet ließen ihn schon vor einigen Jahren erkennen, dass nicht alle Probleme durch solche Superrechner gelöst werden können.
Daher wandte er sich vor rund sechs Jahren der um die Jahrtausendwende neu entstandenen algorithmischen Spieltheorie zu. Diese will mit Hilfe von mathematischen Annäherungsverfahren Systeme beschreiben und zugleich optimieren, in denen ganz unterschiedliche Parteien konträre Ziele verfolgen. Anders als die klassische Spieltheorie, wie sie auch von Reinhard Selten mit entwickelt wurde, beschäftige sich die algorithmischen Spieltheorie aber insbesondere mit solchen Systemen, in denen die einzelnen Akteure gar nicht alle Randbedingungen kennen können, erklärte Monien die Komplexität der Aufgabe.
Und gerade diese umfassende Aufgabenstellung reizte Burkhard Monien, da er hier frühzeitig ein Feld erkannte, in der er als theoretischer Mathematiker anwendungsbezogen arbeiten kann. Dass diese Arbeit mit seiner Emeritierung nicht aufhört, sondern er der Universität auch weiterhin in der Forschung verbunden bleibt, machte Monien am Rande des Festkolloquiums deutlich. Befreit von den Pflichten der akademischen Selbstverwaltung und der Lehre wird der Leibnitz-Preisträger von 1992 sich auch in den kommenden Jahren aktiv der Forschung auf dem Gebiet der algorithmischen Spieltheorie widmen.
Eine Nachricht, die besonders auch den Dekan der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik, Prof. Dr. Michael Dellnitz, freuen dürfte, hat doch nach seiner Einschätzung Burkhard Monien schon bisher die Universität signifikant geprägt und ganz wesentlich zu ihrer internationalen Sichtbarkeit beigetragen. Und dass man als Forscher auch nach der Emeritierung fruchtbar weiterarbeiten kann, zeigte sich den Teilnehmern des Symposiums nicht zuletzt in der Person von Prof. Dr. Reinhard Selten, der auch im Alter von 77 Jahren noch seinen Beitrag zur Wissenschaft leistet. Ihm ist Monien auch durch die gemeinsame Arbeit in der Akademie der Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen verbunden, in der sie beide der naturwissenschaftlichen Klasse angehören.