David Wedegärtner, Chemiker, Magier und Mentalist – eine zauberhafte Kombination
Seinen Bachelor und Master der Chemie hat David Wedegärtner bereits in der Tasche. Momentan promoviert er an der UPB im Bereich Beschichtungssysteme und Polymertechnik. Dafür zieht er im Labor seinen weißen Kittel an und experimentiert an Kunststoffpartikeln für neuartige Beschichtungssyteme. In der Freizeit wechselt er seine Arbeitskleidung: Im schwarzen Anzug steht er dann als Magier und Mentalist auf der großen Bühne – und ist damit deutschlandweit erfolgreich. Im Interview erzählt David Wedegärtner, wie er Promotion und Zauberei unter einen Hut bringt und wie ihm sein chemisches Wissen bei Tricks hilft.
Neben der Chemie ist das Zaubern deine große Leidenschaft. Wie bist du zur Zauberei gekommen? Als kleiner Junge hat mein Onkel mal eine Münze verschwinden lassen und mir nicht gesagt, wie das funktioniert – inzwischen weiß ich, wie es geht [lacht]. Das hat mich so fasziniert, dass ich drangeblieben bin. So mit acht, neun Jahren habe ich mit einfachen Münztricks angefangen, später kamen Kartentricks dazu. Beim Kartenspielen mit Kumpels habe ich schon gemerkt, dass ich öfters gewinne, wenn ich meine Fähigkeiten voll ausnutze. Das war schon ein Vorteil! [lacht]. Vor zehn Jahren hatte ich dann meinen ersten großen Auftritt – auf der Weihnachtsfeier meines Fußballvereins in Borchen.
Wie hast du dir das Zaubern beigebracht – mit YouTube-Tutorials oder Zauberbüchern? Als ich angefangen habe, gab’s noch gar kein YouTube, zumindest nicht so wie heute. Ich habe mir im Grunde auch nicht viel erklären lassen, sondern einfach ausprobiert. Die Fingerfertigkeit für die Tricks kam vielleicht vom Klavierspielen. Erst seit ein paar Jahren, seitdem ich Zaubertricks „für den Verstand“ – also Mentaltricks – mache, lese ich auch Bücher. Später habe ich mir auch einiges von Profis abgeschaut und so lange geübt, bis es geklappt hat. Das war zwar schon ziemlich zeitintensiv, doch als Jugendlicher hatte ich trotzdem nicht das Ziel, regelmäßig damit aufzutreten. Die Zauberei war eher eine Sache für mich, ich wollte etwas machen, was kein anderer macht. Erst als ich gemerkt habe, wie viel Spaß es macht, das einem Publikum vorzuführen, stellte ich ein Programm zusammen. Heute zaubere ich auch auf der großen Bühne mit vielen Requisiten, einem Team und ganz besonderen Tricks wie dem Aufspießen, Verschwinden und Erscheinenlassen meiner Assistentinnen. Das ist dann schon eine ganz andere Hausnummer – organisatorisch und auch finanziell.
Dein Lieblingszaubertrick. Mein absoluter Lieblingszaubertrick ist die Verwandlung von Feuer in Eis – da kann ich die Chemie super mit der Zauberei kombinieren. Dabei lasse ich meine linke Hand brennen, packe beide Hände zusammen, puste die Flamme aus – und auf einmal tropft Wasser herunter und am Ende ist es ein Eisklumpen. Für die Zuschauer ist das ein surrealer Moment – sie sehen meine Hände brennen und sind dadurch schon geflasht. Anschließend sollen sie die Flüssigkeit auffangen. Die Intuition sagt denen „Oh Gott, das muss heiß sein!“, lässt sie zögern oder sogar die Hände wegziehen. Das ist ein schönes Spiel mit den Elementen und ganz individuell. Solche Tricks führt niemand so vor.
Du bist mittlerweile in ganz Deutschland als Magier und Mentalist unterwegs – auf Firmenfeiern, Messen, Geburtstagen und Volksfesten. Wie schaffst du es, Promotion und Magie unter einen Hut zu bringen? Schläfst du einfach nicht? Schlafen kommt bei mir tatsächlich zu kurz, mehr als sechs Stunden kommen selten zusammen. Es macht mir aber beides so viel Spaß, dass ich das irgendwie schaffe. Nur die richtige Freizeit bleibt auf der Strecke – weil mittlerweile das Zaubern ja wie ein Neben- oder Zweitjob ist und nicht mehr reines Hobby.
Gibt es Fähigkeiten, die du im Studium gelernt hast, die dir beim Zaubern helfen? Oder hilft dir die Zauberei bei deiner Promotion? Bei mir ist es so, weil ich ja so viel auftrete, dass der Magier David immer mehr ein Teil von mir wird. Ich versuche aber an der Uni nicht zwanghaft jemanden zu analysieren – das verläuft dann eher intuitiv. So glaube ich, dass ich Gespräche gut deuten kann und das Wesentliche, auch wenn es nicht gesagt wird, herausfiltere. In der Show treibe ich es natürlich auf die Spitze, weil ich die Zuschauer entertainen will, im Berufsalltag mache ich das nicht.
Chemie, Magie oder vielleicht etwas ganz anderes? Womit möchtest du später dein Geld verdienen? Das ist genau die Frage, die ich mir im Moment stelle. Und ich habe auch keine endgültige Antwort darauf. Ich versuche aber, mir beide Wege offen zu halten. Ich werde die Zauberei definitiv nie ganz aufgeben, weil mir das so unfassbar viel Spaß macht. Aber ich sehe bei Zaubereikollegen, dass es schwierig sein kann, Vollzeitzauberei und Familie zu vereinbaren. Immer nur auf Reisen zu sein und aus dem Koffer zu leben, möchte ich nicht zwingend machen. Dann doch eher die Chemie und nebenbei in gesundem Maße zaubern. Ich lasse mich vielleicht einfach mal wie meine Zuschauer selbst überraschen, wohin die Reise geht.
(Das Interview ist im September 2018 geführt worden.)