Vorstellung der Ergebnisse am 5. November
Digitale Medien und Algorithmen nehmen zunehmenden Einfluss auf alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Umso wichtiger ist ein sicherer und kompetenter Umgang mit ihnen, das gilt insbesondere für Schüler*innen. Wie es um ihre digitalen Fähigkeiten und Kompetenzen bestellt ist, zeigt die internationale Vergleichsstudie ICILS 2018 (International Computer and Information Literacy Study). Am Dienstag, 5. November, wurden die Ergebnisse der Studie, die 2013 erstmals durchgeführt wurde, im Rahmen einer Bundespressekonferenz in Berlin gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgestellt. Prof. Dr. Birgit Eickelmann vom Arbeitsbereich Schulpädagogik an der Universität Paderborn ist wissenschaftliche Leiterin des deutschen Teils der Studie.
Die zentralen Ergebnisse von ICILS 2018 für Deutschland
Die aktuelle Studie zeigt, wie bereits in der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2013, dass es Entwicklungsbedarfe und ungenutzte Potentiale im Hinblick auf Digitalisierungsprozesse in Schulen und Unterricht gibt. Das betrifft z. B. sowohl IT-Ausstattung, als auch IT-Support. Ebenso zeigen sich in selber Form weiterhin erhebliche Bildungsungleichheiten in Bezug auf die Kompetenzstände der Schüler*innen. Gleichwohl verdeutlicht die Studie, dass Lehrkräfte und Schulleitungen dem veränderten schulischen Bildungsauftrag zunehmend nachkommen. Im Vergleich zur ICILS 2013 zeigen die aktuellen Ergebnisse darüber hinaus, dass das Lernen und Lehren mit digitalen Medien genauso wie die Förderung der damit verbundenen Kompetenzen der Schüler*innen an Bedeutung gewonnen haben. Auch das Engagement auf Schulebene sowie im Fortbildungsbereich hat sich diesbezüglich verändert. In der länderübergreifenden Gesamtbetrachtung wird nichtsdestotrotz klar, dass jene Potentiale in Deutschland noch längst nicht ausgeschöpft sind.
Prof. Dr. Birgit Eickelmann zur Studie: "Die ICILS-2018-Studie macht erneut im internationalen Vergleich deutlich, dass viele Entwicklungsaufgaben im Zuge der Digitalisierung im Schulbereich in Deutschland noch mit mehr Nachdruck bearbeitet werden müssen. Eine besondere Zukunftsaufgabe wird sein, alle Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern in einer von Digitalisierung geprägten Welt zu befähigen. Dass uns dies bisher in Deutschland noch nicht umfassend gelingt, machen die Ergebnisse der Studie ICILS 2018 erneut deutlich. Daraus ergeben sich auch Aufgaben für die universitäre Lehrerbildung, die die Vermittlung eines kompetenten und kritischen Umgangs mit digitalen Medien über entsprechende Ausbildungsinhalte zukünftig noch stärker in den Blick nehmen wird. Wichtig ist, alle angesetzten und nun der Studie folgenden Maßnahmen zur qualitätsvollen Unterstützung der Digitalisierungsprozesse im Schulbereich sowie in der Lehrerbildung durch Forschung zu begleiten. Hieran wird die Universität Paderborn, gemeinsam mit allen anderen lehrerausbildenden Universitäten in Nordrhein-Westfalen, ab Frühjahr nächsten Jahres im Rahmen eines durch den Bund geförderten Verbundprojektes der Qualitätsoffensive Lehrerbildung im Förderschwerpunkt ‚Digitalisierung‘ arbeiten und Konzepte vorstellen und erproben."
Bericht zur Studie
Die vollständigen Ergebnisse sind auf der Webseite www.upb.de/icils2018 einsehbar. Hier findet sich zum kostenlosen Download auch eine Kurzfassung der Ergebnisse der Studie als Presseinformationsbroschüre. Dort stehen dann auch die bundeslandspezifischen ersten Ergebnisse für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung, die u. a. bereits am 6. November im Landtag in Düsseldorf vorgestellt und diskutiert werden.
Weiteres zur Studie
Im Fokus der Vergleichsstudie standen die digitalen Fähigkeiten von Achtklässler*innen sowie die Rahmenbedingungen des Kompetenzerwerbs und des Lernens und Lehrens mit digitalen Medien. Ziel des zweiten Zyklus war es, erneut den Status quo des Bildungssystems hinsichtlich ‚digitaler Bildung‘ zu untersuchen sowie erstmals Unterschiede in den Kompetenzen und Rahmenbedingungen über einen fünfjährigen Zeitraum abzubilden. Die Studie ICILS 2018, die seit 2016 an der Universität Paderborn mit 2,5 Millionen Euro vom BMBF gefördert wird, erhob zudem erstmals im Rahmen eines Zusatzmoduls der Studie im internationalen Vergleich die Kompetenzen der Jugendlichen im Bereich „Computational Thinking“. Hierbei wurde mithilfe computerbasierter Testmoduls untersucht, inwieweit Schüler*innen Probleme durch Modellierungen und Algorithmen verstehen, erklären und lösen können. In einigen Ländern ist das „Computational Thinking“ bereits Bestandteil der schulischen Lehrpläne. Eickelmann setzt sich für Konzepte ein, damit dies auch in deutschen Lehrplänen fächerübergreifend integriert wird. Hier liefert, so Eickelmann, die Studie ICILS 2018 durch den internationalen Vergleich und den genauen Blick ins eigene Land neben wissenschaftlich-analytischem Wissen vor allem Steuerungswissen zur Entwicklung der schulischen Bildung in Deutschland. Neu ist im Rahmen des 2018er Zyklus der ICIL-Studie, dass ergänzend zur Studie in Deutschland, die Daten in allen Bundesländern erhoben hat, mit einer Stichprobenerweiterung (Oversampling) in Nordrhein-Westfalen Daten auf Landesebene ausgewertet werden können. Das Schulministerium NRW förderte diese bundeslandspezifische Vertiefung, die ebenfalls an der Universität Paderborn von Eickelmann geleitet wird, seit 2017 zusätzlich mit einer Fördersumme von fast einer halben Million Euro.
Aufgrund der bereits ausgewerteten Daten aus der Vorgängerstudie (vgl. upb.de/icils2013) ist es mit den aktuellen Ergebnissen möglich, die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre abzubilden. Für Deutschland sind die Forschungsergebnisse vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen im Schulbereich und der Lehrkräftebildung im Kontext der Digitalisierung von besonderem Interesse.
Stabsstelle Presse und Kommunikation, Prof. Dr. Birgit Eickelmann
Aktualisiert am 5. November 2019 um 11 Uhr