Universität Paderborn untersucht Widerstandskulturen zwischen 1933 und 1945
Ein neues Forschungsvorhaben der Universität Paderborn untersucht, wie sich der Widerstand gegen das NS-Regime zwischen 1933 und 1945 auf sprachlicher Ebene vollzogen hat. Das Projekt mit dem Titel „Heterogene Widerstandskulturen: Sprachliche Praktiken des Sich-Widersetzens zwischen 1933 und 1945“ wird über eine Dauer von drei Jahren mit rund 600.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Ziel ist eine umfassende Sammlung verbaler Widerstandsformen, die Einblicke in die Funktionsmechanismen von Herrschaft und Macht liefern soll.
„Die Widerstandskommunikation im Nationalsozialismus wird anhand eines repräsentativen Korpus erfasst“, erklärt Prof. Dr. Britt-Marie Schuster vom Paderborner Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft, die das Vorhaben leitet. Analysen von Flugblättern, Predigten und zentralen Denkschriften sollen aufzeigen, wie Sprache strategisch eingesetzt wurde, um Widerstand zu bekunden. Außerdem werden private Korrespondenzen sowie Haft- und Tagebuchaufzeichnungen von Widerstandskämpferinnen und -kämpfern untersucht.
„Die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus hat in den letzten zwei Jahrzehnten in der historischen Linguistik abgenommen“, so Schuster. Das will die Wissenschaftlerin nun ändern: Unterschiedliche sprachwissenschaftliche Ansätze bieten die Möglichkeit, einen sowohl eigenständigen als auch interdisziplinär anschlussfähigen Beitrag zu leisten und historische Forschungsfragen zu klären. Erste Ergebnisse werden Ende dieses Jahres erwartet.
Das Vorhaben wird in Kooperation mit dem ebenfalls von der DFG bewilligten Forschungsprojekt „Sprachliche Sozialgeschichte 1933-1945“ am Institut für Deutsche Sprache Mannheim (IDS) durchgeführt.
Text: Nina Reckendorf, Stabsstelle Presse und Kommunikation