Das Fach Kunst und die Universität Paderborn trauern um Prof. Hermann K. Ehmer, der am 1. Mai 2016 im Alter von 86 Jahren verstarb. Als Professor für Kunst und ihre Didaktik lehrte er seit 1990 an der Universität Paderborn. Stationen als Lehrer an Hanauer Gymnasien (1954-1968) sowie als Hochschullehrer und Universitätsprofessor in Göttingen (1968-1971), Gießen (1971-1982) und Münster (1982-1990) waren seiner Tätigkeit in Paderborn voran gegangen.
Schon frühe wissenschaftliche Beiträge weisen Impulse aus, die bis heute nachwirken, so seine Überlegungen zur Bedeutung des Materials als Ausgangspunkt ästhetischer Erfahrung bei Kindern und Jugendlichen im Kunstunterricht.
Als leidenschaftlicher Vertreter des Werts des Ästhetischen in der Erziehung bezog er die Berufung zur Bildhauerei, zur Malerei und zur Kunstpädagogik in vorbildlicher Weise auf die Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft. Diese Einstellung Hermann K. Ehmers wird eindrucksvoll und nachhaltig belegt durch das von ihm im Jahr 1981 entwickelte und begonnene Projekt „Kunst im Strafvollzug“ an der Justizvollzugsanstalt Butzbach, dessen 30jähriges Bestehen 2011 feierlich begangen wurde und das bis heute besteht.
Hermann K. Ehmer setzte sich ein Leben lang mit der „Aporie von Kunst und Pädagogik“ auseinander und pflegte einen kritischen Umgang mit der eigenen Fachdisziplin. Mit seinen originellen und differenzierten Beiträgen gab er über Jahrzehnte wichtige Impulse zur Profilierung des Fachdiskurses, so als Herausgeber der viel beachteten Publikation „Visuelle Kommunikation. Beiträge zur Kritik der Bewusstseinsindustrie (1971) und als Autor („Visuelle Kommunikation. Unterrichtsmodelle“, 1973; „Ästhetische Erziehung und gesellschaftliche Realität“, 1976; „Struktur und Funktion des Graphischen. Handbuch der Kunst- und Werkerziehung, Bd. IV/2“).
Die Spannung zwischen dem Eingebunden-Sein der Persönlichkeit in Zusammenhänge von Beobachtung, Erfahrung und Beteiligung auf der einen und dem uneinholbar ‚Anderen’ von Kunst auf der anderen Seite trug Hermann K. Ehmer auch in sein künstlerisches Werk ein. Durch sein Studium bei Emy Roeder zunächst der Bildhauerei verpflichtet, wandte er sich schließlich der Malerei zu. Von Motiven der Landschaft und der Porträts als Referenzpunkten ausgehend setzte er hier das Projekt moderner Kunst als autonomen ästhetischen Vorgang fort.
Auch nach seiner Emeritierung blieb Hermann K. Ehmer dem Kreis seiner Schüler verbunden. Von seinem Atelier im Münsterland aus wirkte er als Künstler, Lehrer und Autor, der in wichtigen Foren und zahlreichen Ausstellungen präsent war und zudem einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben in der Region leistete. Während er auch noch unter gesundheitlichen Einschränkungen künstlerisch produktiv blieb, galten seine Gesprächsbereitschaft und Fürsorge bis zuletzt seinen Schülern.
Mit Prof. Hermann K. Ehmer verliert das Fach Kunst einen hoch geschätzten und beliebten Kollegen. Seiner Familie und seinen Freunden gilt unser Mitgefühl.
Die Trauerfeier findet am Samstag, den 28. Mai 2016 um 10 Uhr in der Feierhalle des Waldfriedhofs Lauheide statt. Die Urnenbestattung schließt sich an.
Prof. Dr. Ulrike Heinrichs
Sprecherin Fach Kunst
Fakultät für Kulturwissenschaften
Institut für Kunst, Musik, Textil