Stud­i­er­ende der Uni­versität Pader­born präsen­tier­en Medi­en­arbeiten im Haus Nottbeck

„1968 – Pop, Protest und Provokation“ – Eröffnung am 24. September

Wie inszeniert man Literatur in einem anderen Medium? Dieser Frage gingen Studierende der Universität Paderborn nach und schufen Hörspiele und Videofilme. Möglich wurden verschiedene Arbeiten durch eine Kooperation der Germanistik unter Prof. Dr. Walter Gödden und der Medienpraxis mit Dr. Thomas Strauch und Carsten Engelke. Ansporn für die Studierenden war die Aussicht, die medialen Bausteine bei der Ausstellung „1968 – Pop, Protest und Provokation“ im Museum für westfälische Literatur auf dem Kulturgut Nottbeck bei Oelde zu zeigen. Die Ausstellung wird am Sonntag, 24. September, 16 Uhr, eröffnet.

Weitere Informationen und einige Medienproduktionen unter: www.onscreenmedien.de

Die Ausstellung „1968 – Pop, Protest und Provokation“ präsentiert die Literatur, die im Epochenjahr 1968 in Westfalen entstand. Was damals als Jugendprotest publikumswirksam die Straße beherrschte und in den sozialen Bewegungen der 70er- und 80er-Jahre die Bundesrepublik veränderte, hinterließ auch Spuren in der Literatur.

Teil der Ausstellung ist ein Hörspiel, das den ersten westfälischen Pop-Roman „Nowack“ von Wolfgang Körner akustisch umsetzt. Der Künstler und Bühnenbildner Jeremias Vrondralek hat im Gartenhaus des Kulturgutes die Kellerwohnung des Romanhelden nachgebaut. Während der Besucher den Raum erlebt, liefert das Hörspiel Situationen und Ereignisse aus dem Romangeschehen. Das Stück, in dem auch bekannte Stimmen wie die des Schauspielers Thomas Thieme zu hören sind, wurde von dem Masterstudenten des Studienganges Populäre Musik und Medien, Roland Mikosch, umgesetzt.

In einem anderen Teilprojekt sind Videos entstanden, die die Haupttendenzen der Literatur in Westfalen zu jener Zeit aus heutiger studentischer Sicht interpretieren. Was geht die 68er-Revolte heutige Menschen noch an? Was ist aus der Literatur jener Jahre geworden? Die Antworten fallen kritisch, pseudodokumentarisch oder als Spielfilmclip aus:

Das Collagengedicht „What a Day“ von Fitzgerald Kusz verwandelte die studentische Produktionsgruppe in einen visuellen psychodelischen Traum.

Die Agit-Prop Stücke „Revision“ und „Schöne Aussichten“ von Hugo Ernst Käufer wurden mit aktuellen medialen Elementen der Gegenwart angepasst.

Die visuelle Poesie in „Ebbe/Flut“ von Timm Ulrichs wurde sehr frei in ein Musikvideo übersetzt.

Die inhaltlichen Besonderheiten der Lyrik im Gedicht „Vom Gehen“ von Harald Hartung inspirierten die Studierenden zu einer Buchstaben-Revue.

Und auch Szenen aus einem weiteren Pop–Roman, „Immer auf dem Laufenden“ von Hansjürgen Bulkowski, fanden eine audiovisuelle Umsetzung.

Der Lyriker Peter Rühmkorf („Das Volksvermögen“) hatte 1968 eine Sammlung von Volkspoesie und Gossensprache herausgebracht. Eine Gruppe von drei Studierenden hatte die Aufgabe, den Kindereim „Eine kleine Micky Maus…“ umzusetzen. In dem Video mutiert die Maus zum Mörder in der Duschszene von Hitchcocks Film „Psycho“.

Diese Medienbausteine finden in der Ausstellung „1968 – Pop, Protest und Provokation“ ein öffentliches Publikum und zeigen, wie originell Studierende theoretischer Universitätsstudiengänge mit praktischen Herausforderungen umgehen.

Foto (Neele Hruby): Lena-Johanna Seibel schneidet den Clip „Immer auf dem Laufenden“.