In einer Sondervorstellung zeigte UCI Kinowelt Paderborn die preisgekrönte Dokumentation „Zwischen den Stühlen“. Der Film von Jakob Schmidt begleitet die angehenden Lehrerinnen und Lehrer Katja, Ralf und Anna während ihres gesamten Vorbereitungsdienstes und zeigt eindrücklich ihre intensiven Erfahrungen; es wird deutlich, wie viel ihnen in dieser Zeit abverlangt wird und wie sie dem begegnen. 155 Lehramtsstudierende, Lehramtsanwärterinnen und -anwärter, Lehrerinnen und Lehrer sowie Interessierte folgten der Einladung des Zentrums für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) und Ment4you, die den Film nach Paderborn geholt hatten. Im Anschluss an die Filmvorführung diskutierten sie über die Herausforderungen des Lehrerwerdens und darüber, wie die Entwicklung zur Lehrerpersönlichkeit gelingen kann. Auf dem Podium vertreten waren Kevin Kößler, Lehramtsanwärter, Maria Lurie, Lehramtsstudentin, Prof. Dr. Christine Freitag, Erziehungswissenschaftlerin und Studiendekanin der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn, und Sonja Pahl, Seminarleiterin für das Lehramt an Berufskollegs. Es moderierte Dr. Ann Katrin Schade, Mitarbeiterin des PLAZ.
An den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) in NRW greife man neben einer klaren Standard-, Handlungsfeld- und Wissenschaftsorientierung auf das Konzept der personenorientierten Beratung zurück, die es ermöglicht, zwischen der Rolle des Prüfers und der des Beraters klar zu trennen. „Gute Beratung ist ehrliche Beratung, die sich sowohl am individuellen Kompetenzstand der zukünftigen Lehrkraft als auch an den Standards für die Lehrerbildung und insbesondere an den Kriterien guten Unterrichts orientiert“, stellte Sonja Pahl heraus, die sich als Seminarleiterin für das Lehramt an Berufskollegs am ZfsL Paderborn den Fragen aus dem Publikum stellte. Wichtig sei demnach, die angehenden Lehrerinnen und Lehrer individuell in den Blick zu nehmen und sie mit konkretem Feedback zu befähigen, gezielt an sich zu arbeiten.
Die Frage aus dem Publikum, wie man denn schon während des Studiums das „Schwimmen lernen“ könne, damit man mit dem Vorbereitungsdienst nicht in das sprichwörtliche „kalte Wasser“ geworfen werde, lenkte die Diskussion auf das Thema Praxiserfahrungen schon während des Studiums. Praxisnähe, darin waren sich alle auf dem Podium einig, ist ein wichtiger Aspekt auch der universitären Lehrerbildung: Christine Freitag, selbst einmal Referendarin, ist heute Professorin für Erziehungswissenschaft und Studiendekanin für die Lehramtsstudiengänge: „Ich habe gelernt, dass Praxisnähe nicht heißt, Patentrezepte zu bekommen.“ Sie verwies auf die vorgesehenen Praxisphasen im Lehramtsstudium, in denen der Wert wissenschaftlichen Wissens für Herausforderungen im Berufsfeld deutlich wird – besonders intensiv im fünfmonatigen Praxissemester.
Nach dem Dafürhalten Maria Luries böten sich zudem verschiedene Praxisprojekte z. B. des PLAZ und Angebote aus dem Mentorenprogramm Ment4you an, in denen die Studierenden Praxisluft schnuppern können. „Viele haben einen vollen Stundenplan und es stellt sich natürlich die Frage: Wie soll man das machen? – Ich versuche dennoch, möglichst viele und vielfältige Praxiserfahrungen zu sammeln“, so die Lehramtsstudierende mit den Fächern Englisch und Spanisch, die neben ihrem Studium als studentische Mentorin tätig ist.
Auch auf dem Podium vertreten war Kevin Kößler. Er hat seinen Vorbereitungsdienst vor wenigen Monaten am ZfsL in Detmold angetreten und könne die Angst vor den Unterrichtsbesuchen und die Nervosität vor der Abschlussprüfung der Protagonisten durchaus nachvollziehen. Er selbst erfahre eine gute Betreuung an der Schule vor Ort und im Seminar: „Es gibt zu Beginn das EPG (Anmerkung: Eingangs- und Perspektivgespräch), dort wird geschaut, wo Kompetenzen und Potenziale sind. Gemeinsam werden Ziele gesteckt und auch die konkrete Umsetzung wird besprochen. Außerdem wird gemeinsam überlegt, wie die Unterstützung seitens Schule und Seminar aussehen kann.“
Weitere Fragen aus dem Publikum zielten auf Details des Vorbereitungsdienstes wie beispielsweise die Notenzusammensetzung und das Arbeitspensum, auf Möglichkeiten der Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer, die Referendare in der Schule vor Ort unter die Fittiche nehmen – diesen und weiteren Fragen konnte in Gesprächen beim anschließenden Sektempfang, der von UCI Kinowelt Paderborn freundlicherweise gesponsert wurde, weiter nachgegangen werden.
„Ment4you. Vielfalt wirkt“ ist ein landesweites Mentoringprogramm des Projekts „Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte NRW“ und den Kommunalen Integrationszentren KI, Landesweite Koordinierungsstelle, gefördert von „erfolgreich studieren in nrw“ und dem Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW. Das Programm wird an der Universität Paderborn vom Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) begleitet.
Weitere Infos: http://plaz.uni-paderborn.de/