Wie vielfältig interkultureller und sprachbildender Unterricht sein kann, erfahren Lehramtsstudierende der Universität Paderborn im Projekt „Vielfalt stärken – Sprachförderung für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache“ und unterstützen dabei jährlich rund 100 Kinder mit Deutsch als Zweitsprache in Stadt und Kreis Paderborn. Bereits im Herbst 2013 ging das Projekt des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft und des Zentrums für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) an den Start. Ziele sind seitdem, Lehramtsstudierenden eine praxisnahe Zusatzausbildung im Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt zu ermöglichen und gleichzeitig Kinder und Jugendliche durch qualifizierten Sprachförderunterricht zu unterstützen. Nun konnte eine Verlängerung des Projekts in der zweiten Runde für weitere drei Schuljahre ermöglicht werden.
Sprache als Schlüssel für Integration und Teilhabe
Sprache gilt als Kernkompetenz für eine erfolgreiche Integration in eine Gesellschaft, da Sprachkenntnisse den Dialog, die Mitgestaltung und die Auseinandersetzung ermöglichen. Sprache ist identitätsstiftend und wesentlich für die Entwicklung des Selbstbilds. Sicherheit und Erkennen der eigenen Stärken, Vertrauen in die eigene soziale Kompetenz, Eingewöhnung und Teilhabe am sozialen Leben, Erfolge in der Bildungsbiographie und Festigung der Persönlichkeit sind stark an Sprachkenntnisse und den sicheren Umgang mit der Sprache gebunden.
Die Sprachförderung von Schülerinnen und Schülern der 3. bis 7. Klasse mit Zuwanderungsgeschichte und Sprachförderbedarf wird an der jeweiligen Schule der Kinder durchgeführt. Hierbei werden sowohl neu zugewanderte Kinder und Jugendliche als auch Kinder berücksichtigt, die in Deutschland geboren sind, aber in ihren Familien kein oder kaum Deutsch sprechen. Für eine optimale Betreuung und individuelle Förderung wird der Unterricht in Kleingruppen von fünf bis acht Kindern durchgeführt. Altersgerechte und handlungsorientierte Sprachförderung und spielerische Aktivitäten prägen die Vielseitigkeit des Förderunterrichts. So wird eine angenehme Lernatmosphäre geschaffen, die es den Kindern ermöglicht, sich im geschützten Rahmen ohne Leistungsdruck auszuprobieren und sich mit Unterstützung der studentischen Förderlehrkraft zu entwickeln.
Sprachförderung für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache in der Sekundarstufe I durch ausgebildete Lehramtsstudierende
Vorbereitet und begleitet werden die Lehramtsstudierenden in einem umfangreichen praxisorientierten Begleitseminar und durch Hospitationen vor Ort. „Ich bin begeistert von dem Projekt ‚Vielfalt stärken‘. Es ist ein tolles Gefühl, Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg des Deutschlernens zu unterstützen und gleichzeitig wichtige Erfahrungen für meine zukünftige Tätigkeit als Lehrer zu sammeln“, so Sascha Haurand, Lehramtsstudierender und studentische Förderlehrkraft an der Georgschule Paderborn. Die Durchführung des Sprachförderunterrichts ist nur dank des großen Engagements der Lehrerinnen und Lehrer an den Kooperationsschulen vor Ort möglich, die die studentischen Förderlehrkräfte an den Schulen betreuen und unterstützen.
Die Studierenden, die mit der Projektteilnahme einen hohen zeitlichen Aufwand erbringen, können durch die finanzielle Unterstützung der Kooperationspartner eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten. Diese lag in den vergangenen drei Jahren bei rund 43.000 Euro für 4.300 erteilte Förderstunden. Ein Großteil dieser Mittel wird in der zweiten Runde weiterhin von der Familie-Osthushenrich-Stiftung übernommen. Die Stadt Paderborn ist ebenfalls seit 2013 und auch zukünftig an der finanziellen Unterstützung beteiligt, das Bildungs- und Integrationszentrum Kreis Paderborn stellt Mittel für den Sprachförderunterricht zur Verfügung und begleitet das Projekt fachlich und auch die Alumnivereinigung PLAZEF ist wie bisher als Unterstützer mit dabei.
Das Projekt ist ein Erfolgsprogramm: Schnell waren sich alle Beteiligten – Projektverantwortliche wie auch Förderer – einig, dass nach der dreijährigen Laufzeit von 2013 bis 2016 das Projekt bis 2019 in eine zweite Runde gehen soll. Neben der großzügigen Förderung durch die Kooperationspartner für den Sprachförderunterricht finanziert die Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn eine halbe Wissenschaftliche Mitarbeiterstelle für drei Jahre. Das Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW stellt eine halbe Abordnungsstelle im PLAZ zur Verfügung, sodass seit Oktober 2016 in 14 Kleingruppen an sechs Schulen in Stadt und Kreis Paderborn Sprachförderunterricht angeboten werden kann. Ideen zum Ausbau des Projekts gibt es genug: Ein Einsatz von studentischen Förderlehrkräften in internationalen Klassen an zwei Berufskollegs ist der nächste Schritt, um gemeinsam die Vielfalt in der Lehrerausbildung und an unseren Schulen zu stärken.
Weitere Informationen auf http://plaz.upb.de/vielfalt-staerken
Text: Claudia Decker