Wie das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) mitteilte, stellte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze am 6. Juli in Düsseldorf bei einer Pressekonferenz im Landtag das neue Programm "START-UP-Hochschul-Ausgründungen" vor. Gründerinnen und Gründer werden damit pro Vorhaben in der Anfangsphase mit bis zu 240.000 Euro gefördert. Bewerben können sich Studierende, Absolventinnen und Absolventen oder Universitätsangehörige: Ihre Projekte müssen auf Wissen basieren, das aus Lehre und Forschung stammt.
Insgesamt vergibt das Wissenschaftsministerium 20 Millionen Euro bis 2020. Der Förderzeitraum beträgt bis zu 18 Monate. In der ersten Wettbewerbsrunde entscheidet eine Jury im August 2015 über die Förderung der konkreten Projekte. "Hochschulausgründungen sind für das Land von großer Bedeutung und unverzichtbar: Innovationen werden so schnell und effizient in die Praxis umgesetzt. Zudem schaffen sie Arbeits- und Ausbildungsplätze und erhöhen die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Region", sagte Ministerin Schulze.
Aus der Praxis berichteten die beiden erfolgreichen Gründer Dr. Gabriele Mücher, Geschäftsführerin der GEN-IAL GmbH (Troisdorf), und Dr. Michael Raß (Ibbenbüren), Inhaber Teutoburger Ölmühle, sowie Prof. Rüdiger Kabst, der sich an der Universität Paderborn intensiv mit dem Thema Ausgründungen beschäftigt und das Gründerzentrum leitet.
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert darüber hinaus die Einrichtung von Gründungsprofessuren und unterstützt so Existenzgründungen innerhalb der Hochschulen auch langfristig. Neben den Tätigkeiten in Forschung und Lehre übernehmen die aktuell 17 Gründungs-Professorinnen und -Professoren in NRW wichtige Aufgaben im Bereich der Akquise von Mitteln, der strategischen Verankerung in den Hochschulstrukturen und des Coachings von Gründerinnen und Gründern.
Das Programm START-UP-Hochschulausgründungen ist Teil der gemeinsamen Initiative "HochschulStart-up.NRW" vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium. Bis 2020 stehen bis zu 70 Millionen Euro von Land, EU und Bund für einen verbesserten Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zur Verfügung.
Vizepräsident Prof. Dr. Rüdiger Kabst äußerte sich in dem Pressegespräch ausführlich zum Thema Hochschulausgründungen
Gründungsförderung besitzt an der Universität Paderborn einen hohen Stellenwert, der sich auf operativer Ebene durch den Aufbau von TecUP (Techologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn) als universitätsweite Institution manifestiert. TecUP dient der Sensibilisierung, Qualifizierung und Betreuung von Existenzgründungen aus der Wissenschaft. Auf strategischer Ebene wurde durch die Hochschulleitung erstmal die Position des Vizepräsidenten für Technologietransfer (zusätzlich zum Vizepräsidentenamt für Forschung) eingerichtet.
Start-ups aus der Wissenschaft stellen einen wesentlichen regionalen Wirtschaftsfaktor dar. Allein an der Universität Paderborn wurden über die letzten Jahre 170 Ausgründungen realisiert, die mehr als 8.000 Arbeitsplätze geschaffen haben, davon 82 % in der Region Ostwestfalen-Lippe. Hervorzuheben ist hierbei, dass es sich überwiegend um „opportunity-driven“ Entrepreneurship handelt, d. h. Gründungen, die auf innovativen Produkten und Dienstleistungen beruhen und deren Ursprung in der Wissenschaft liegt. Eine systematische Gründungsförderung aus der Universität Paderborn stärkt somit die Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Region und erhöht die Attraktivität Paderborns als Studien- und Wissenschaftsstandort.
Die Universität Paderborn verfolgt das Ziel, die Gründungsneigung und das Gründungsverhalten quantitativ und qualitativ zu stärken, gemessen an der Etablierung einer Gründungskultur, der Erhöhung der Gründungskompetenz von potenziellen Gründern, der Anzahl und Qualität der Gründungsvorhaben sowie der Zahl der erfolgreich realisierten Gründungen. Ermöglicht wird dies durch eine vernetzte Gründungsförderung, die auf den Stärken der Universität aufbaut, der TecUP Manufaktur als Gründungsinkubator oder Gründungsbotschaften sowie Technologiescouts. Das geschieht gleichzeitig aber auch durch die regionalen Institutionen der Gründungsförderung, bei dem ein weitreichendes Netzwerk aus Mentoren und Gründungsexperten einbezogen wird. Erfolgreiche Ausgründungen, die Arbeitsplätze in der Region schaffen und eng mit der Universität kooperieren, werden vom Präsidium mit dem Qualitätslabel „Gründung aus der Universität Paderborn“ ausgezeichnet. Gerade diese erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmer unterstützen neue Gründungsprojekte, stellen Absolventen ein und ermöglichen Drittmittelprojekte.
Wesentliche Herausforderungen einer systematischen Gründungsförderung liegen institutionell in der stark drittmittelabhängigen und damit in der Regel weniger nachhaltigen und eher ressourcenlimitierten Finanzierung, der Schaffung einer Kultur des Gründergeistes. Weitere Herausforderungen sind die Verwertung von Grundlagenforschung in Kombination mit einer Durchdringung und Akzeptanz in der Wissenschaft sowie der Aufbau eines engagierten und komplementären Netzwerkes an Unterstützern und Experten innerhalb der Hochschule sowie in der Region. Weitere gründungsprojektbezogene Herausforderungen liegen in der Finanzierung von Start-ups, d. h. der in Deutschland noch eher überschaubaren Venture-Capital- und Business-Angel-Szene.