Vor­trag von Sandra Maß (Köln/Biele­feld) am 9. Juni: Vom Spar­for­mu­lar zum Planspiel Börse. Fin­an­cial Lit­er­acy und Sub­jekt­ivier­ung im 19. und 20. Jahrhun­dert

Die Historikerin Sandra Maß wird am kommenden Dienstag die Ringvorlesung des Paderborner Graduiertenkollegs „Automatismen“ gestalten: Ihr Vortrag mit dem Titel „Vom Sparformular zum Planspiel Börse. Financial Literacy und Subjektivierung im 19. und 20. Jahrhundert“ ist Teil des aktuellen Ringvorlesungs-Programms, das sich im Sommersemester 2015 dem Thema „Automatismen des Geldes“ widmet. Die Veranstaltung beginnt wie gewohnt um 18.15 Uhr und findet im Raum E2.339 statt. Interessierte Zuhörer/innen sind hierzu herzlich willkommen.

Seit Beginn der Finanzkrise wird das kindliche und jugendliche Wissen über Geld als mangelhaft beklagt. Unterschiedliche Interessengruppen agieren in dem Feld der Financial Literacy und bemühen sich um Einfluss auf die schulische und familiäre Erziehung. Anders aber als heutzutage oftmals suggeriert wird, ist die Frage nach dem Wissen über und dem Umgang mit Geld ein Kind der Aufklärung und des sich entwickelnden Kapitalismus im 18. und 19. Jahrhundert. Geld wurde zunehmend, aber nicht geradlinig zu einem Bestandteil der Erziehung und Subjektivierung. Dabei spielten verschiedene didaktische Materialien, wie das kindliche Sparbuch mit seinen Formularen, eine wichtige Rolle bei der Habitusformation. Am Ende des 20. Jahrhunderts wurde diese auf das Sparen bezogene Form der Aufzeichnung von anderen didaktischen Praktiken der Finanzerziehung abgelöst. Mit der Integration von Aktienspekulation und Finanzkapitalismus in die monetäre Erziehung rückten andere Wissensformen in den Vordergrund. Der Vortrag untersucht, wie sich im Zusammenhang dieser Veränderungen auch die monetären Subjektivierungen von Kindern und Jugendlichen wandelten.

Sandra Maß vertritt den Lehrstuhl "Internationale Geschichte" an der Universität zu Köln. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte des europäischen Kolonialismus, die Kulturgeschichte des Ökonomischen sowie die Westeuropäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. In ihrem Habilitationsprojekt „Kinderstube des Kapitalismus“ hat sie die Geschichte der  monetären Erziehung im 18. und 19. Jahrhundert verfolgt. 

Das detaillierte Programm der aktuellen Ringvorlesung im Sommersemester 2014/2015 sowie weitere Informationen zum Forschungsprofil des DFG-Graduiertenkollegs „Automatismen – Kulturtechniken zur Reduzierung von Komplexität“ finden Sie unter http://www.uni-paderborn.de/institute-einrichtungen/gk-automatismen/.
 

Universität Paderborn
Graduiertenkolleg Automatismen
- Koordination -
Dr. Alena Diedrich

Foto: Sandra Maß
Foto: Sandra Maß