Fernseher, Computer, Spielkonsolen und Co. gehören zur kindlichen Lebenswelt und befinden sich immer häufiger in den Kinderzimmern. Doch was wissen Kinder über die Medientechnik? Fassen sie die medialen Inhalte als Wahrheiten auf? Können sie die Medien für ihre Kreativität und ihren Wissensdurst nutzen? Auch wenn Kinder in einer mediatisierten Welt aufwachsen, ist eine bewusste Auseinandersetzung damit keineswegs selbstverständlich.
Eine Studie, die den Ist-Stand der Medienerziehung in Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen erhoben und analysiert hat, wurde vom medienwissenschaftlichen Team um Prof. Dr. Dorothee Meister von der Universität Paderborn und der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) durchgeführt. Ermöglicht wurde das Projekt durch die NRW.BANK, die sich im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements unter anderem für die Weiterentwicklung frühkindlicher Bildung engagiert.
An der Onlinebefragung nahmen insgesamt 766 Kindertagesstätten aus NRW teil. Die Ergebnisse belegen, dass über 80 % der befragten Kitas Medienerziehung als Teil des Bildungsauftrags verstehen. Insbesondere bei den Kita-Leitungen ist das Interesse für Medienerziehung (sehr) hoch (62 %). Geschätzt werden u. a. von den Einrichtungen die guten Kombinationsmöglichkeiten von Medienarbeit mit anderen Bildungsbereichen wie z. B. Sprachförderung. Neben Aktivitäten wie Fotografieren oder Hörspiele und Musik anhören findet jedoch wenig Medienerziehung in den Kitas statt. Projekte, in denen die Kinder selbst Medienprodukte erstellen (z. B. ein digitales Bilderbuch), sind äußerst selten. Dies liegt zum einen an einem Mangel an Zeit (über 65 %), aber auch am geringen Selbstvertrauen der Erzieherinnen, selbständig Medienprojekte durchzuführen. Lediglich 20 % der Befragten geben an, dass die Erzieherinnen ein (sehr) hohes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben, während über 23 % ein (eher) geringes Selbstvertrauen kennzeichnet. Besondere Priorität hat für fast 90 % der Befragten die Medienerziehung bei Kindern aus problembelasteten Familien, da hier aus Sicht der Befragten innerfamiliär ein geringer Fokus auf einen kompetenten Umgang mit der Vielfalt an Medien gelegt wird.
Für die Zukunft wünscht sich ein Großteil der befragten Einrichtungen externe medienpädagogische Unterstützungsangebote. Wünschenswert ist aus Sicht der Kitas die Bereitstellung medienpädagogischer Materialien (z. B. in Form einer Materialbox, die in den Einrichtungen mit den Kindern genutzt werden kann) sowie die Bereitstellung eines Medienkoffers mit Mediengeräten wie Laptop, Aufnahmegerät und Digitalkamera. Darüber hinaus sollten medienpädagogische Fortbildungen in Form von Inhouse-Schulungen in den Einrichtungen stattfinden, die das gesamte Kita-Team adressieren und konkrete Handlungsmöglichkeiten vor Ort berücksichtigen. Nur so kann eine nachhaltige Umsetzung von Schulungsinhalten gewährt werden. Unterstützungsbedarf sehen die Kitas für ihre Arbeit auch hinsichtlich einer altersgerechten Medienerziehung, kreativer Medienarbeit, medienpädagogischer Elternarbeit und Lernförderung per Medieneinsatz in weiteren Bildungsbereichen.
Die GMK sowie das Team um Prof. Meister erarbeiten aktuell Konzepte für die medienpädagogische Kita-Arbeit in NRW. Der Kurzbericht ist abrufbar unter http://kw.upb.de/fileadmin/mw/Meister/Projeke/Kita_Kurzbericht.pdf. Der vollständige Forschungsbericht ist abrufbar unter http://kw.upb.de/fileadmin/mw/Meister/Projeke/Kitas_NRW_bericht_2012.pdf.