Gemeinsam mit rund 200 Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und weiteren Freund*innen hat die Universität Paderborn am Sonntag, 13. März, das Jubiläumsjahr anlässlich ihres 50. Geburtstags feierlich eröffnet. Den traditionellen Neujahrsempfang im Auditorium maximum mit Festansprachen, Preisverleihungen und musikalischen Highlights konnten Zuschauer*innen erstmals auch per Livestream verfolgen. „Eine 50-Jahr-Feier ist ein Jubiläum der besonderen Art. Es bietet Anlass zur Rückschau, Standortbestimmung und Selbstvergewisserung und nicht zuletzt zur Entwicklung von neuen Perspektiven und Visionen“, betonte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitt Riegraf in ihrer diesjährigen Ansprache zur Entwicklung der Hochschule.
Zu den Gratulierenden gehörte unter anderem die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Isabel Pfeiffer-Poensgen. „Universitäten sind von entscheidender Bedeutung für die wissenschaftliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung unseres Landes – so auch die Universität Paderborn. Sie hat sich seit ihrer Gründung vor 50 Jahren von der einstigen Gesamthochschule zu einer forschungsstarken und zukunftsorientierten Universität entwickelt. Besonders wichtig dabei sind die positive Entwicklung der Studierendenzahlen, die Entwicklung von fünf fakultätsübergreifenden Profilbereichen und zahlreiche Erfolge im Transfer in die Praxis sowie in der Internationalisierung“, so Ministerin Pfeiffer-Poensgen. Die Universität sei außerdem eine wichtige Partnerin für das Land NRW in der Ausbildung von Lehrkräften, hob sie mit Blick auf das Paderborner Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung – PLAZ-Professional School hervor.
Aufgrund der aktuellen Situation richteten Pfeiffer-Poensgen und Riegraf ihren Blick auch in Richtung Ukraine und betonten die Rolle der Universitäten in dieser Krise. „In diesen Tagen sind wir alle schockiert über den brutalen Angriffskrieg der Regierung Putins gegen die Ukraine, der zugleich eine Aggression gegen die internationale Sicherheit und offene, demokratische Gesellschaften darstellt. Die Universität Paderborn versteht sich als weltoffene Universität, die internationalen Austausch und Meinungsvielfalt fördert. Daher suchen wir alle nach Möglichkeiten, zu helfen, solidarisch zu sein und Unterstützung zu organisieren“, betonte die Universitätspräsidentin.
Rückblick und Ausblick
In ihrer Rede warf Riegraf einen Blick zurück auf das vergangene Jahr und schlug gleichzeitig die Brücke zum Jubiläumsmotto „Wir feiern Zukunft“. „Die Universität Paderborn hat sich auch unter den Pandemiebedingungen ganz hervorragend entwickelt“, so die Präsidentin. Mit dem 2021 bewilligten Sonderforschungsbereich „Constructing Explainability“, der unter Federführung der Paderborner Psycholinguistin Prof. Dr. Katharina Rohlfing in Kooperation mit der Universität Bielefeld durchgeführt wird, habe die Universität Paderborn nun erstmals in allen fünf Fakultäten ein Verbundprojekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. „Das ist ein großartiger Erfolg, der die Leistungsfähigkeit der Paderborner Wissenschaftler*innen national und international noch sichtbarer macht und den Universitätsstandort Paderborn nachhaltig stärkt“, stellte Riegraf fest.
Auch räumlich entwickelt sich die Universität Paderborn weiter. Während der Bau des Akzelerator.OWL, der ein neues Zuhause für die Start-up-Szene in Ostwestfalen-Lippe werden soll, gerade erst begonnen hat, ist das neue Hochleistungsrechenzentrum und Heimat des Superrechners Noctua mittlerweile fertiggestellt worden. „Die sichtbaren Erfolge unserer Universität auf dem Gebiet des High-Performance-Computing sind ein Beleg für die Exzellenz und Bedeutung der rechnergestützten Wissenschaften und ein wichtiger Standortfaktor, der auch in Zukunft weiterentwickelt wird. Darüber hinaus ist derzeit mit dem Institut für Photonische Quantensysteme (PhoQS) an der Universität Paderborn unter Federführung von Prof. Dr. Christine Silberhorn eine national und international einmalige interdisziplinäre Forschungsinfrastruktur im Aufbau“, freute sich die Präsidentin.
Geschichte im Spannungsfeld zwischen Geistes- und Naturwissenschaften
Festredner in diesem Jahr war Prof. Dr. Matthias Wemhoff, Archäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, der durch seine Honorarprofessur und als Gründungsmitglied des Paderborner Instituts zur interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens (IEMAN) eine besondere Verbundenheit zur Universität Paderborn hat. Im Fokus seines Vortrags stand der Troja-Entdecker Heinrich Schliemann und die Bedeutung des Fachs Geschichte für die Gesellschaft. „Geschichte wird gebraucht, um Dinge zu beurteilen und einzuordnen – sie lässt sich nicht einfach ignorieren. Für eine stabile Gesellschaft müssen die Geistes- und Naturwissenschaften im Dialog miteinander stehen“, resümierte Wemhoff.
Auszeichnungen für herausragende wissenschaftliche Leistungen
Wie beim Neujahrsempfang üblich wurde der feierliche Rahmen auch dafür genutzt, Paderborner Wissenschaftler*innen und Studierende für ihre herausragenden Leistungen auszuzeichnen. Den Forschungspreis – der höchstdotierte Preis, den die Universität Paderborn vergibt – hat 2021 Jun.-Prof. Dr. Hans-Georg Steinrück von der Fakultät für Naturwissenschaften für die Erforschung von Entsalzungsmethoden im Kampf gegen den globalen Wassermangel erhalten. Außerdem wurden Dissertationspreise, Preise der Universitätsgesellschaft Paderborn sowie ein Preis des Deutschen Akademischen Austauschdiensts für internationale Studierende verliehen.
Abwechslungsreiches Programm
Ulrich Lettermann, der im Fach Musik an der Universität Paderborn als Dozent tätig ist, moderierte den Festakt und interviewte dabei unter anderem Gerrit Pape, stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), zur gegenwärtigen Situation der Studierenden. Um das Campusleben nach zwei Jahren Pandemiebetrieb wieder aufleben zu lassen, plant der AStA für das kommende Semester verschiedene Veranstaltungen zum Austausch untereinander, eine Messe für studentische Initiativen und Kooperationen mit der Stadt.
Sopranistin Leonore von Falkenhausen und Eckhard Wiemann am Klavier, künstlerische Mitarbeitende der Universität, entführten das Publikum mit Stücken von Georg Friedrich Händel, George Gershwin und Leonard Bernstein auf eine musikalische Zeitreise vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. Das Hochschulorchester überbrachte seine klangvollen Glückwünsche per Videobotschaft.
Hier finden Sie die vollständige Rede von Prof. Dr. Birgitt Riegraf.