Der Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn und das Institut für Evangelische Theologie laden ein zur Antrittsvorlesung von Privatdozent (PD) Dr. Bernd Beuscher am Freitag, 4. November 2005, 14.15 Uhr, Hörsaal H 3. Bernd Beuscher wird einen Vortrag halten über: "Spirituelle Kompetenz in Wissenschaft und Wirtschaft - Vorgeschichte und Projekt".
Beuscher: "Noch immer geht das Gerücht, Glaube, Wissenschaft und Wirtschaft seien wie Feuer und Wasser. Oft herrscht die Annahme, Religiöses ließe sich einfach wegerklären und Glaube zähle nicht." Das Gegenteil will er in seiner auf zwei Semester angelegten Vorlesung "Spirituelle Kompetenz in Wissenschaft und Wirtschaft" beweisen, zu der Interessenten aller Fachrichtungen eingeladen sind.
"Spirituelle Kompetenz hat Ahnung davon, dass Wissenschaft mehr Umgang mit Nichtwissen als mit Wissen ist" erklärt Dr. Beuscher und fährt fort: "Wissenschaft ist Leidenschaft. Es kommt darauf an, unter komplexen Bedingungen mit wenigem Wissen viel fürs Leben anfangen zu können, und nicht mit Vielwissen wenig anfangen zu können." Aussteiger-Religiosität ohne wissenschaftliche Reflexion sei nicht weniger gefährlich als Verfügungswissen ohne Grenzbewusstsein und Verantwortungswillen. Gleiches gelte für Marktwirtschaft ohne Verpflichtung der Gewinner und Anerkennung der Verlierer.
Laut Beuscher, der in seiner Heimatstadt Duisburg in freier Praxis als Berater für Lebensstrategie tätig ist, könne man spirituelle Kompetenz an sich weder lehren noch lernen. Doch als Dimension in Anwendungskontexten - nicht zuletzt in den elementaren Lebensbereichen Wirtschaft und Wissenschaft - werde sie zum entscheidenden, human qualifizierenden Faktor. "Spirituelle Kompetenz ist keine Methode und kein Fach, sondern Haltung - eine spezifische Sensibilität. Spiritualität etabliert nicht Irrationalität, sondern radikalisiert Rationalität. Spirituelle Kompetenz muss globaler Bildungsstandard werden."
Als Vorbild für seine Lehre und Forschung gilt Dr. Beuscher der mittelalterliche Theologe Thomas von Aquin mit seinem Satz: "Ein Dreifaches ist dem Menschen notwendig zum Heile: zu wissen, was er glauben, zu wissen, wonach er verlangen, und zu wissen, was er tun soll."