Sprache als Schlüs­sel zur In­teg­ra­tion: Pro­jekt „S­prac­h­beg­lei­tung Ge­flüchteter“ er­st­mals di­git­al durchge­führt

Sie kamen aus Staaten wie dem Iran und Afghanistan und fingen in Deutschland bei null an: Schüler, Azubis und Erwachsene. Damit sich die Geflüchteten in der neuen Heimat gut einfinden und ein neues Leben aufbauen können, müssen sie Deutsch lernen – denn Sprache ist ein Schlüssel zur Integration. Das Projekt „Sprachbegleitung Geflüchteter“ der Universität Paderborn hilft dabei. Jedes Semester unterstützten Studierende als Sprachbegleiter*innen geflüchtete Kinder, Jugendliche und Erwachsene beim Erwerb der deutschen Sprache. Ein Begleitseminar bereitet sie auf ihre Aufgaben vor. Corona-bedingt fand die Sprachbegleitung im Sommersemester erstmals digital statt – mit Erfolg.

14 Studierende wurden zu Sprachbegleitern ausgebildet

„Der aktuelle Durchgang des Projekts begann für 14 Studierende mit der ersten Sitzung des Begleitseminars am 3. April. Zu der Zeit hatten wir schon die Gewissheit, dass das Projekt in einem digitalen Format stattfinden wird: Sowohl das Begleitseminar als auch die eigentliche Sprachbegleitung erfolgten ausschließlich über das Internet“, erzählt Magdalena Can vom Arbeitsbereich „Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft. Der Arbeitsbereich rief das Projekt im September 2016 ins Leben.

Das Begleitseminar, das die Studierenden auf ihre Arbeit als Sprachbegleiter vorbereitet, bestand aus acht Lektionen, die in wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Abständen auf der Uni-Lernplattform PANDA erschienen. Zudem fanden regelmäßige Video-Reflexionsgespräche zwischen der Dozentin des Begleitseminars und den Studierenden statt.

Die sprachbegleitende Tätigkeit der Studierenden läuft zum größten Teil noch. Die Studierenden sollen die Geflüchteten über einen Zeitraum von insgesamt circa 30 Zeitstunden sprachlich begleiten.

Sprachbegleitung unter ungewöhnlichen Bedingungen

„Das Besondere in diesem Semester war, dass sowohl das Begleitseminar und die Ausbildung der Studierenden zu Sprachbegleiter*innen als auch die Sprachbegleitung der Geflüchteten digital stattfanden“, blickt Magdalena Can auf ein besonderes Projektsemester zurück. Die Studierenden mussten sich unter pädagogischer Anleitung mit Folien, Videos, Fachliteratur und Beispielaufgaben vieles selbst erarbeiten. Wichtig sei dabei gewesen, dass die Studierenden über die PANDA-Foren im Austausch waren, ihre Materialien teilten und mit der Dozentin in Kleingruppen regelmäßige Reflexionen durchführen konnten, so Can.

Auch die Sprachbegleitung selbst war neuartig: Diesmal nahmen 32 neu Zugewanderte teil, die sich bewusst für das digitale Arbeiten entschieden. Darunter waren vor allem Erwachsene, aber auch Schüler und Auszubildende. Viele wohnen aktuell noch in Flüchtlingsunterkünften.

Für die meisten Teilnehmenden war die Sprachbegleitung die einzige Möglichkeit, in Kontakt mit der deutschsprachigen Gesellschaft zu kommen, denn alle Sprachkurse wurden wegen der Corona-Pandemie unterbrochen. Während der Sprachbegleitung konnten die Studierenden und die Geflüchteten neue Methoden des Sprachenlernens ausprobieren und neue Medien kennenlernen. Alle Geflüchtete erhielten zudem ein Lehrwerk in digitaler und gedruckter Ausgabe – dank der der finanziellen Unterstützung durch das Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises Paderborn.

„Manchmal haben wir vergessen, dass die Treffen digital stattgefunden haben“

Während der Sprachbegleitung entwickelten die Studierenden verschiedene Wege, um ihre Schützlinge erfolgreich sprachlich fördern und fordern zu können. „Das besondere war, dass sie es geschafft haben, digital eine vertrauensvolle Atmosphäre zu entwickeln, die ihnen ermöglichte, eine Art Beziehung aufzubauen. Eine Studierende im Projekt fasste es gut zusammen: ‚Manchmal haben wir vergessen, dass die Treffen digital stattgefunden haben‘“, schildert Magdalena Can den gelungenen ersten digitalen Durchlauf des Projekts.

Nach der digitalen Sprachbegleitung konnte immerhin das Abschlusstreffen Face to Face stattfinden: Am 20. August fanden sich Sprachbegleiter*innen und Sprachschüler*innen zum Grillen im Paderborner Jugendkulturzentrum „MultiCult“ zusammen und lernten sich meist erstmals persönlich kennen. Graffiti-Künstler Monib Sadat führte die Gruppe anschließend mit einigen Übungen in die Kunst der Graffitis ein. Sadat verzierte bereits die Unterführung zwischen dem Hauptcampus und den Sportanlagen mit seinem Graffitikunstwerk „Alice im Uniland“. Zu Beginn etwas zögerlich, mit der Zeit offener, trauten sich die Teilnehmenden an die Sprühdosen und gestalteten die Leinwand und eine zur Verfügung gestellte Wand mit ihren Graffiti-Bildern. Die Leinwand wird demnächst durch das MultiCult der Universität übergeben.

Noch bis 11. Oktober für neuen Projektdurchgang im Wintersemester bewerben

Das Projekt „Sprachbegleitung Geflüchteter“ sucht aktuell wieder Studierende, die während des kommenden Wintersemesters als Sprachbegleiter*innen geflüchteten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen helfen, Deutsch zu lernen. Bewerbungsfrist ist der 11. Oktober. Weitere Informationen und Bewerbung: https://plaz.uni-paderborn.de/sprachbegleitung

Simon Ratmann, Stabsstelle Presse, Kommunikation und Marketing

Foto (Uni Paderborn): Studentische Sprachbegleiter*innen und ihre Sprachschüler*innen sowie das Betreuer*innenteam beim Abschlusstreffen am 20. August.
Foto (Uni Paderborn): Während des Abschlusstreffens gestalteten Sprachbegleiter*innen und Sprachschüler*innen eine Graffiti-Leinwand, die demnächst der Uni übergeben wird.

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Magdalena Can

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