Selbstfürsorge
Die Pflege und Betreuung eines Menschen stellt Angehörige vor eine große Herausforderung, denn sie müssen auch weiterhin ihre eigenen Bedürfnisse berücksichtigen. Eine solche Situation kann zu einer Überlastung oder Überforderung führen, die sich sowohl körperlich als auch psychisch äußern kann.
Nur wer für sich selbst sorgt, kann langfristig die Sorge und Pflege für andere übernehmen.
Veranstaltungshinweis: Der Paritätische NRW I Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Paderborn |
Einen gewissen Schutz vor körperlicher Überlastung bieten Pflegekurse.
Pflegekasse
Die Pflegekurse für Angehörige sind im §45 SGB XI geregelt. Die Pflegekassen haben für Personen, die einen Angehörigen pflegen oder sich ehrenamtlich um Pflegebedürftige kümmern, unentgeltlich Schulungskurse durchzuführen. Diese werden von anerkannten Pflegediensten oder den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege organisiert. Darin werden pflegenden Angehörigen praktische Anleitungen und Informationen, aber auch Beratung und Unterstützung zu den unterschiedlichsten Themen angeboten. Die Kurse dienen dazu, die Betreuung und Pflege zu vereinfachen und seelische sowie pflegebedingte körperliche Beschwerden zu minimieren. Eine Auflistung von Angeboten finden Sie hier.
Krankenhäuser
Auch einige Krankenhäuser bieten vor der Entlassung von Patienten kostenlose Pflegekurse für Angehörige an, wie z.B. das Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn. Hier lohnt es sich ggf. nachzufragen.
Weitere Anbieter
Auch eine Pflegeschulung in Ihrer häuslichen Umgebung können Sie als gesetzlich versicherte Person bei Ihrer Krankenkasse erfragen. Als Privatpflegeversicherter wenden Sie sich an Ihre Pflegeversicherung. Es gibt auch eine Vielzahl von lokalen Anbietern sowie Online-Pflegekurse.
Wer zahlt einen Pflegekurs?
Es gibt verschiedene Anbieter dieser Kurse, die für Pflegepersonen aber immer kostenfrei sein müssen. Die Kosten trägt bei Privatversicherten die Pflegeversicherung und bei gesetzlich Versicherten die Pflegekasse. Möglicherweise müssen sie in Vorleistung gehen und die Kosten anschließend mit Ihrer gesetzlichen oder privaten Pflegeversicherung abrechnen.
Entlastung für die Seele - Ein Ratgeber für pflegende Angehörige
Ein Ratgeber, der vor allem auf die psychische Belastung abzielt, wurde von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV) herausgegeben.
Pflegende Angehörige in ihrem Lebensalltag und ihren Erfahrungen zu unterstützen und sie nicht alleine zu lassen, ist ein Anliegen des neuen Paderborner Kontaktbüros Pflegeselbsthilfe (KoPs). Unter dem Titel „Pflegecafe“ bieten sie regelmäßig, an unterschiedlichen Orten, einen Treffpunkt zum Austausch mit anderen Angehörigen an. Die Pflegeselbsthilfe möchte einen Raum schaffen, in dem pflegende Angehörige ihre Erfahrungen austauschen, ihr Wissen teilen können und mehr erfahren über die eigenen Möglichkeiten, sich Entlastung zu verschaffen. Einmal durchatmen und in angenehmer Atmosphäre ins Gespräch kommen, dazu lädt das Kontaktbüro der Pflegeselbsthilfe herzlich ein. Veranstaltungsprogramm
Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe
Bleichstr. 39a
33102 Paderborn
Ein „Not-Telefon“ im Pflegealltag
Der Kreis Paderborn hat ein „Not-Telefon“ im Pflegealltag eingerichtet. Dieses ist unter der Telefonnummer 05251 308 - 900 und/oder Mailadresse hilfenetz@kreis-paderborn.de geschaltet, damit Sie Hilfe bekommen, bevor alles zuviel wird. Hier können Sie anrufen, wenn Sie oder jemand aus Ihrer Umgebung davon betroffen ist. Außerhalb der Sprechzeiten ist auch die Telefonseelsorge erreichbar: Telefon: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (kostenfrei).
Psychologische Online-Beratung für pflegende Angehörige
Alle sorgenden Menschen, die sich im häuslichen Umfeld um einen Pflegebedürftigen kümmern und die gesetzlich versichert sind, erhalten von Psychologinnen ganz persönliche Unterstützung sowie individuelle Hilfe und Entlastung. Hier werden pflegende Angehörige anonym, kostenfrei und datensicher beraten. Entweder individuell schriftlich oder im persönlichen Video-Gespräch.
Pflegende Angehörige sind sehr oft stark belastet – deshalb hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales bereits 2018 das Projekt „Zeit und Erholung für mich - Kurberatung für pflegende Angehörige“ ins Leben gerufen. Über 100 qualifizierte Kurberaterinnen und Kurberater stehen fast flächendeckend an 98 Standorten zur Verfügung, um pflegende Angehörige bei der Inanspruchnahme einer Kur zu unterstützen.
Rechtsgrundlage für die sogenannte „Kur“ sind die §§ 23 und 40 SGB V. Danach können pflegende Angehörige eine dreiwöchige stationäre Vorsorge- oder Reha-Leistung beantragen, um die eigene Gesundheit zu stärken oder wiederherzustellen.
Die Kurberaterinnen und Kurberater kümmern sich nicht nur um passgenaue Angebote, sondern wissen auch, wie die Versorgung der pflegebedürftigen Familienmitglieder während der dreiwöchigen Kur gesichert werden kann. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten: Je nach Bedarf können Pflegebedürftige mit in die Klinik fahren, in einer nahegelegenen Einrichtung der Kurzzeitpflege oder am Wohnort versorgt werden.
Mehr Informationen finden Sie hier:
www.kuren-fuer-pflegende-angehoerige.de
Die Sorge für sich selbst gerät oft in Vergessenheit - sie wird hinten angestellt. Sie wird verschoben, auf nachher, auf morgen, auf nächste Woche. Was bleibt? Oft nicht einmal der Gedanke daran, dass man etwas für sich tun wollte! Deshalb ist es wichtig, Selbstsorge fest einzuplanen, um gestärkt Belastungen entgegenzuwirken oder sogar Belastungen vorbeugen zu können.
- Grenzen ziehen – lernen, „nein“ zu sagen
- gute Zeiteinteilung (Zeitmanagement)
- entlastende Dienste und andere Helfer einplanen
- achtsam mit sich umgehen
- regelmäßig Pausen einlegen
- regelmäßig entspannen
- Sozialkontakte pflegen
- totale Auszeiten planen (Urlaub)
Mehr Tipps und Anregungen zur Selbstpflege finden Sie bei der Unfallkasse NRW.