Von Förderungen für wissenschaftliche Arbeiten, über neue Projekte der Universität bis hin zur aktuellen Debattenkultur in der heutigen Gesellschaft: Im Senatssitzungssaal der Universität Paderborn haben sich Ende November Vorstand und Mitglieder der Universitätsgesellschaft getroffen und gemeinsam auf das vergangene Vereinsjahr zurückgeblickt.
Heike Käferle, Vorsitzende der Universitätsgesellschaft, und Bernhard Dorenkamp, Schatzmeister des Vereins, betonten im Anschluss an ihre Begrüßung, dass die UG wieder zahlreiche wissenschaftliche Projekte fördern konnte – zum Beispiel durch Preise für herausragende Abschlussarbeiten von Studierenden oder durch Zuschüsse für Tagungen oder Ringvorlesungen sowie durch ein Stipendium für Studierende. Ein weiteres Thema ihres Reports war das UG-Netzwerktreffen, bei dem sich die Mitglieder aus Universität, Stadt und Wirtschaft einmal im Jahr an einem besonderen Ort austauschen können. Die fünfte Veranstaltung fand beim inklusiven Golf- und Freizeitprojekt „Haxterpark“ statt, von dem sich im Rahmen einer Führung von Geschäftsführer Helmut Böhmer alle ein Bild machen konnten. Prof. Dr. Claus Reinsberger vom sportmedizinischen Institut hielt einen Vortrag zum neuen Forschungsthema „Sind Kopfbälle schädlich fürs Gehirn?“ Bei der anschließenden Vorstandswahl gab es einen Wechsel auf dem Schatzmeisterposten: Karsten Pohl löst hier Bernhard Dorenkamp ab, alle weiteren Vorstandsmitglieder bleiben im Amt.
Ehrungen für 30 Jahre Mitgliedschaft
„Ohne Sie geht es nicht“, würdigte Heike Käferle die Jubilare. „Wir sind auf Ihr langjähriges Engagement angewiesen.“ Sie bedankte sich bei allen Mitgliedern, die 1988 dem Verein beigetreten sind und somit seit 30 Jahren der Gesellschaft angehören.
Präsidentin Prof. Dr. Birgitt Riegraf: Internationalisierung und Kontakte in der Region
Ein positives Bild zur Entwicklung der Universität hat Präsidentin Prof. Dr. Birgitt Riegraf gezeichnet: Mit der chinesischen Universität Qingdao werde die Kooperation auch im kulturwissenschaftlichen Bereich ausgebaut, um das kulturelle Verständnis untereinander zu verstärken. Darüber hinaus sei die Universität Paderborn an dem Aufbau eines Chinesisch-Deutscher Campus‘ sowie an einem Deutsch-Chinesischer Ökopark beteiligt. In Nairobi (Afrika) werde die Kooperation mit dem Bereich Germanistik und Literaturwissenschaft verstärkt. Auch regional habe sich die Universität weiterentwickelt. Mit dem Netzwerk „Campus OWL“ könnten Synergien bereits erfolgreich genutzt werden und Projekte wie beispielsweise „Talentscouting“ würden durchgeführt. Gemeinsam mit den anderen vier Hochschulen aus dem Netzwerk entstehe derzeit ein Büro in New York. Ein großer Erfolg sei der Zuschlag für den Hochleistungsrechner „Noctua“ gewesen. Darüber hinaus zeigten die vielen Neubauten, dass die Universität sowohl hinsichtlich der Studierendenzahlen als auch der neuen Professuren und Drittmitteleinwerbung sehr gut angenommen werde.
„Verkorkst und unübersichtlich“ – über die aktuelle politische Kultur
Im Anschluss stellte Junior-Professorin Caroline Heinrich zwei Projekte vor, die die Universitätsgesellschaft gefördert hat. Themen wie „Die Verrohung der Gesellschaft“ und „Verschwörungstheorien“ sind in der Gesellschaft derzeit präsent. In den Workshops ging es unter anderem darum, didaktische Perspektiven zu entwickeln. Zum Abschluss ging Prof. Dr. Peter Fäßler auf die aktuelle Lage der Demokratie und in der Gesellschaft ein, die von einer ernsthaften Entwicklung betroffen seien. Der Professor für Neueste Geschichte gab zunächst einen Einblick in die „politische Kultur“. Darin seien die Einstellungen zu einem politischen System sowie die politischen Praktiken wie eine Streitkultur enthalten. „Politische Kultur ist Verhandlungssache und befindet sich immer im Wandel“, führte Peter Fäßler aus. Darüber hinaus sei die politische Kultur essentiell für die politische Struktur und dessen Stabilität, sie könne nur dann funktionieren, wenn das Denken und das Handeln der Menschen identisch seien. In der heutigen Zeit sei die politische Debattenkultur unübersichtlich und verkorkst. Dies liege an unterschiedlichen Faktoren, wie der Historiker erläuterte: „Wir befinden uns im Spannungsfeld von historischen Erfahrungen und der Möglichkeit, uns frei zu äußern. Hinzu kommen grundsätzliche Fragestellungen durch die Digitalisierung, die breite Gesellschaftsspanne und das geänderte Kommunikationsverhalten, für das es noch kein Regelwerk gibt.“ Man müsse sich Sorgen um die Demokratie machen, doch es gebe Hoffnung: „Wir müssen immer wieder Stellung beziehen und den Nutzen aus der demokratischen Erfahrung ziehen. Die aktuelle Situation zwingt uns zur Unbequemlichkeit und die eigene und soziale Verortung immer wieder deutlich zu machen“, schloss Peter Fäßler seinen Vortrag mit einem eindringlichen Appell.