Mit den alljährlich im Rahmen des Neujahrsempfangs der Universität verliehenen Preisen der Universitätsgesellschaft werden nicht nur herausragende Abschlussarbeiten ausgezeichnet, sondern auch das Engagement von internationalen Studierenden gefördert. Chemieingenieurin Anna Hoppe, Wirtschaftsinformatikerin Michelle Müller und der angehende Lehrer Tim Sienert erhalten einen Preis für ihre herausragenden Abschlussarbeiten in Höhe von je 1.300 Euro. Yana Lebedeva erhält den Preis für internationale Studierende für ihr besonderes Engagement in Höhe von 500 Euro.
Leider konnten die Preise Mitte Januar nicht wie gewohnt persönlich im feierlichen Rahmen im Audimax verliehen werden. Stattdessen wurden alle Infos – inclusive der Laudationes zu unseren Preisträger*innen – im Netz präsentiert. Im Online-Interview haben wir uns mit den Preisträger*innen „getroffen“, um mehr über ihr Studium an der UPB und ihr Engagement zu erfahren:
Anna Hoppe | Chemieingenieurwesen: Untersuchungen zu Fluiddynamik und Stofftransport
Anna Hoppe hat sich nach eigenen Worten „spontan“ für das Chemieingenieurstudium entschieden. In der Schule hatte sie einige naturwissenschaftliche Fächer noch abgewählt, ein Tipp aus dem familiären Umfeld hat sie dann zum Studium nach Paderborn gebracht. „Damals dachte ich mir, ich probiere das einfach mal aus,“ erinnert sie sich. Rückblickend ist die Kombination aus Naturwissenschaften und Maschinenbau perfekt für sie gewesen. Während ihres Bachelor- und Masterstudiums an der UPB hat sie vor allen Dingen die kleinen Gruppengrößen, den semesterübergreifenden Kontakt zwischen den Studierenden und zu den wissenschaftlichen Mitarbeitenden geschätzt. Über ihre Tätigkeit als Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Fluidverfahrenstechnik hat sich das Thema ihrer jetzt prämierten Masterarbeit ergeben. Anna Hoppe hat die Interaktion von Tropfen in nichtmischbaren Flüssigkeiten – Wasser und Toluol – untersucht. Im Detail hat sie dabei zu einem genaueren Verständnis von dem an der sogenannten Phasengrenze stattfindenden Stofftransport beigetragen, der zu Spannungsänderungen zwischen den beiden Stoffen führt. Seit Oktober 2020 promoviert sie mit einem Stipendium an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg: „Bisher habe ich noch nicht so viel von Freiburg und der Uni gesehen. Das Meiste läuft online. Ich freue mich aber darauf, sobald es wieder möglich ist, Stadt und Umgebung zu erkunden.“
Michelle Müller | Wirtschaftsinformatik: Regiert Geld die Airbnb-Welt? – Untersuchung von Regulierungseffekten
Michelle Müller ist, wie sie selbst sagt, eine „waschechte Paderbornerin“. Nach dem Abitur an einem lokalen Gymnasium hat sie ihr Bachelorstudium in der Wirtschaftsinformatik absolviert und ihren Master im Bereich Management Information Systems abgeschlossen. Seit April 2020 promoviert sie am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Digitale Märkte. Schon in ihrer Schulzeit hat sie sich für die Informatik und Mathematik sehr interessiert, der Besuch des Fachschaftsrates Winfo an ihrer Schule hat sie dann überzeugt, Wirtschaftsinformatik an der UPB zu studieren. Dass sie in ihrem Jahrgang als Frau in der Minderheit war, hat sie nicht gestört. Sie wünscht sich aber, dass sich mehr Frauen für die Wirtschaftsinformatik begeistern. Sie findet, mehr Kommunikation zu Studienangeboten und Mentoring-Formate, bei denen sich Frauen gegenseitig vernetzten, seien hierfür hilfreich. In ihrer ausgezeichneten Masterarbeit zum Thema „Regiert Geld die Airbnb-Welt?“ untersucht sie die Effekte von Regulierungen auf Unterkunftspreise, die Nachfrage und das Angebot an Airbnb-Unterkünften in New Orleans. Neben der Gewinnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, möchte sie ihre Ergebnisse allgemeinverständlich darstellen: „Ich möchte Forschung so erklären, dass man sie auch ohne Vorwissen versteht.“ Aktuell ist sie die meiste Zeit im Home-Office. Das klappt auch gut, nur das persönliche Miteinander am Lehrstuhl vermisst sie: „Neben den Online-Arbeitstreffen, haben wir einmal in der Woche eine digitale Kaffeerunde eingerichtet. Da besprechen wir dann auch mal andere Themen.“
Tim Sienert | Lehramt an Berufskollegs: Belgische Comics im Fremdsprachenunterricht
Über seine Tätigkeit als studentischer Mitarbeiter des Belgienzentrums an der Uni hatte Tim Sienert seinen ersten intensiven Kontakt mit dem europäischen Nachbarland. Seine Arbeit und ein Uni-Seminar zu belgischen Comics haben dann den Anstoß für das Thema seiner Masterarbeit gegeben. In dieser analysiert er die vom belgischen Außenministerium in Auftrag gegebene Wanderausstellung „Eine Comicrundreise durch Belgien“ und bewertet ihr didaktisches Potential für einen Schüler*innen-Wettbewerb, bei dem Schulklassen eigene Comic-Beiträge einreichen können. Seiner Meinung nach sind Comics nicht nur ein Kommunikationsmedium für Kinder: „Gerade in Belgien haben Comics einen hohen Stellenwert, sie sind bereits seit Jahrzehnten gesellschaftliche Tradition und mittlerweile Kulturgut.“ Seine Erfahrung ist, dass das Medium Comic im Unterricht bei Schüler*innen gut ankommt und den Fremdsprachenunterricht verbessern kann. Tim Sienert ist aufgrund seiner Wunschfächerkombination Wirtschaftswissenschaften und Französisch aus Gladbeck an die UPB zum Lehramtsstudium gekommen. Hier hat er die Vorteile einer kompakten Campusuniversität mit kurzen Wegen kennengelernt. Im November 2020 hat er sein Referendariat an einem Berufskolleg in Düsseldorf begonnen und konnte dort „zum Glück“, wie er betont, seine Kolleg*innen sowie Schüler*innen noch persönlich kennenlernen. „Seit Mitte Dezember arbeiten wir im Distanzunterricht. Das bringt ganz neue Herausforderungen in der Gestaltung meines Referendariats mit sich.“
Preis an internationale Studierende | Yana Lebedeva: Leidenschaft für Film und Wissenschaft
Yana Lebedeva begeistert sich schon seit ihren Kindertagen in Russland für den Film. So zieht sich dieses Thema dann auch wie ein roter Faden durch ihr Studium in Moskau, Bochum und Paris und durch ihr Arbeitsleben in Düsseldorf und Paderborn. Aktuell ist sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrbereich Kunst/Medienästhetik (Visuelle und Neue Medien) an der UPB tätig und promoviert zum Thema „Making the City – im Spannungsfeld medialer und gesellschaftlicher Transformationen am Beispiel Dublin“. Mit diesem wissenschaftlichen Fokus auf die Gattung Film kombiniert sie ihre beiden Leidenschaften und betont: „Film ist eine eigenständige Form der Kunst, kein Unterstützungsmedium. In meinem Vorhaben untersuche ich Film sowohl von einer ästhetischen als auch von einer technologischen Perspektive aus im Kontext der kulturellen, gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Einflüsse.“ Neben ihrer Arbeit engagierte sie sich 2020 als Mentorin im Peer-Mentoring-Programm „Einblick!“ der UPB, um so andere Frauen auf dem Weg zu ihrer Promotion zu stärken. Schon während ihres Masterstudiums an der Ruhr-Uni in Bochum hat sie Deutschkurse im Rahmen des Programmes „Integra 12“ für geflüchtete Familien mit Kindern durchgeführt. Für Yana Lebedeva ist ehrenamtliches Engagement und Mitarbeit in Bildungsnetzwerken selbstverständlich. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen gibt sie gerne weiter – besonders Frauen möchte sie damit unterstützen. Ihre Überzeugung: „Bildung soll für alle zugänglich sein.“